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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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die Zeit wurde ihm lang. In all diesen Tagen, die er alleine in seiner Hütte verbracht und zähneklappernd in den Regen hinausgeblickt hatte, hatte er sich allerdings an die Abwesenheit jeden Lebens gewöhnt, und seine Seele löste sich von seinem entkräfteten Körper, um in ihrem eigenen Nebel zu schweifen.
    Dann war ein verschwommener Lichtschein zu sehen, ein Flimmern hinter dem milchigen Schleier, die lang gezogene, düstere Spur eines Gestades, das nach und nach aus dem Nebel auftauchte. Schließlich drangen Sonnenstrahlen durch die Wolken, und über das Schandeck huschten jetzt Lichtflecken bis zu seiner Hand, deren wohltuende, strömende Wärme ihn aus seinen Träumen riss.
    Der Kahn lief sanft auf den hohen Gräsern des Uferstreifens auf, während die letzten Wolkenfetzen um ihn herum fasernd zerflogen. Uther stand langsam auf, kletterte über die Bordwand und watete auf das Ufer zu, bis zu den Knien im Wasser. Die Insel war schrecklich enttäuschend. Das also war Avalon,  nicht mehr? Natürlich gab es dort Apfelbäume in so großer Zahl, dass man es für einen Obstgarten hätte halten können, doch es war nur eine einsame Insel, kaum länger als die Reichweite eines Pfeiles, von wild wachsenden Gräsern, Efeu und Winden überwuchert, und sie unterschied sich nicht nennenswert von dem Seeufer, von dem aus er kurz zuvor aufgebrochen war. Und die Insel war gottverlassen.
    Ohne nachzudenken, pflückte er einen schönen roten Apfel und ließ sich dann an den Fuß des Baumes hinsinken, um ihn zu essen. Sie war nicht da, das war offensichtlich. Weder Lliane noch Morgane waren da ... Und es gab dort weder irgendwelche Götter noch Feen oder Magie, wie es Merlins Zaubermärchen verheißen hatten 1 . Im selben Moment schreckte ein schrilles Wimmern ihn hoch.
    Uther warf den Apfel fort und stand auf. Mit zunächst zaudernden Schritten, den Hals gereckt, um besser zu sehen, lief er in Richtung der piepsenden Schreie, durch Wolken aus flimmernden Körnchen, die er bei jedem Schritt aufwirbelte. Kein Nebel mehr weit und breit, nein, kein Regen mehr, weder Wind noch Kälte, sondern eine strahlende Sonne, so heiß, dass ihm die Kleider auf dem Leib zu glühen anfingen. Schweißbäche rannen ihm übers Gesicht, jeder Schritt kostete ihn unendliche Mühe, als klebten sämtliche Gräser der Erde an seinen Stiefeln, und je tiefer er ins Landesinnere vordrang, desto weitläufiger schien die Insel um ihn herum zu werden. Doch Uther nahm das alles gar nicht bewusst wahr.
    Denn endlich sah er sie.
    Sie saß im Schatten eines Apfelbaumes, und um sie herum flirrten unzählige phosphoreszierende Pünktchen, Glanzlichter von Flügeln, die genauso unstet und unberechenbar waren wie die Reflexe der Sonne auf den Wellen. Er rief nach ihr, und umgehend verschwanden all diese winzigen Lebewesen im Schutze der hohen Gräser.
    Lliane war nackt und hielt das Baby eng an sich gepresst. Durch das Blattwerk hindurch warfen die Sonnenstrahlen Lichtsprenkel auf ihre bläuliche Haut, welche gleich einer Liebkosung langsam über ihren Rücken hinabglitten, als sie sich zu ihm umwandte. Sie sah ihn an, lächelte, streckte die Hand nach ihm aus und gab dabei einen wohlgenährten und bleichen kleinen Körper frei, der an ihren Busen geschmiegt lag. Uther schlug das Herz bis zum Hals. Die letzten Klafter, die ihn noch von den beiden trennten, erschienen ihm als der längste Weg seines Lebens. Mit ausgedörrter Kehle betrachtete er Lliane, Llianes Körper, den unwirklichen Glanz ihrer grünen Augen (wie hatte er den vergessen können?], die sanfte Rundung ihrer Hüften und Schenkel und jenes kleine Wesen, das sich in ihren Armen schwach bewegte und piepte wie ein Vogel ... Plötzlich spürte er das Gewicht seines Schwertes an seiner Flanke und nahm rasch sein Gehänge ab. Die Waffe verschwand in der Wiese. Als habe die Insel ihm Erlösung gewährt, legte er von da an die letzten Ellen mühelos zurück und sank schließlich neben ihnen auf die Knie.
    »Hier, das ist deine Tochter«, sagte Lliane leise.
    Uther nickte, unfähig, ein einziges Wort herauszubringen.
    »Sie wird wieder einschlafen ... Das Gewitter vergangene Nacht hat ihr Angst eingejagt.«
    Die Sonne warfeinen irisierenden goldenen Streifen auf ihre bläuliche Haut und verlieh ihren Augen einen überwältigenden Schimmer. Sie hatte noch immer dieses Grübchen neben dem Mundwinkel, wenn sie lächelte, wie früher, als sie noch sein Leben teilte. Bevor sie fortgegangen war ... Sie legte das

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