Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
kleine Mädchen behutsam in die Mulde eines Moosbettchens, und als sie sich nach unten beugte, streifte ihr langes schwarzes Haar seine Schulter. Uther streckte die Hand aus. Endlich berührten seine Finger ihre Haut.
»Du hast mir so gefehlt...«
Sie sah ihn schweigend an, und bei diesem trauerdurchwirkten Blick zog sich sein Herz zusammen.
»... Aber du weißt natürlich gar nicht, was das ist.«
»Mein schöner Ritter ...«
Lliane kniete sich ganz dicht vor ihn hin und nahm mit einem nachsichtigen, ja vielleicht sogar gerührten Lächeln sein Gesicht in ihre Hände.
»Ich liebe dich, Uther. Ich liebe dich so sehr, wie ich nur irgendjemanden lieben kann. Und seit Rhiannon geboren ist, erst recht...«
»... Aber?«
»Dieses Mal gibt es kein Aber«, bemerkte sie lächelnd. »Es war ein Fehler von mir zu fliehen, das war wider unsere Bestimmung ... Wir sind beide geboren, um für immer zusammenzubleiben.«
Uther beugte sich hinunter, küsste ihren Hals, ihre Arme, ihre Brüste, legte die Wange an ihren Busen und schloss die Augen. Llianes Herz schlug ebenso schnell wie seines. Plötzlich erhob sie sich, nahm ihn bei der Hand und zog ihn vom Apfelbaum fort, wobei sie ihn noch im Davonlaufen unverwandt aus ihren goldgrünen Augen anblickte. Uther hatte den Eindruck, um das Baby herum jenes flüchtige Schillern lautlos schlagender Flügel wiederzusehen. Wie hatte sie sie genannt? Rhiannon? Hieß sie denn nicht Morgane?
Lliane legte sich ins Gras und zog ihn ungestüm auflachend an sich. Sie liebten sich wie Wölfe, wild, einander beißend und kratzend, feurig und leidenschaftlich, mit einer Gier, als stünden sie kurz vor dem Hungertod; sie entdeckten einander neu, fanden sich endlich wieder. Dann fielen sie ins Gras, atemlos, den Blick auf die vorüberziehenden Wolken am Himmel gerichtet.
Uther versank bald in der Betrachtung dieses ungewöhnlichen Schauspiels ... Es ging nicht der leiseste Windhauch, und doch glitten die Wolken am Azur mit einer rasenden Geschwindigkeit dahin, sie ballten sich zusammen und teilten sich wieder, changierten von Dunkelgrau bis Weiß, zerflogen fasernd, um ganz zu verschwinden und von Neuem zu entstehen, wieder und wieder ... Unvermittelt erhob sich Lliane, pflückte einen Apfel, dann legte sie sich wieder auf ihren Ge liebten, so federleicht trotz ihrer Größe, und hielt ihm die Frucht vor den Mund.
Uther grub seine Zähne tief in das Fruchtfleisch hinein, dann prustete er los vor Lachen.
»Was ist denn?«
»Nein, es ist alles ... Der Apfel, dieser Baum, wir beide, hier ... Das erinnert mich an den Hauskaplan meines Vaters, Elad, und seine Geschichten über Adam und Eva.«
Llianes Lächeln verschwand langsam von ihrem Gesicht.
»Du glaubst an ihren Gott?«, fragte sie leise.
»Nein, natürlich nicht!«, erwiderte Uther und fasste sie dabei erneut am Arm. »Ich habe nur einfach den Eindruck, dort zu sein, im Paradies auf Erden!«
»Also, iss diesen Apfel.«
»Ach ja, die verbotene Frucht...«
Uther lächelte, doch Lliane erwiderte sein Lächeln nicht. Sie war mit einem Satz aufgesprungen und stand zu ihrer vollen Größe aufgerichtet und ganz und gar nackt über ihm.
»Das ist nicht die verbotene Frucht«, sagte sie. »Das ist die Frucht der Erkenntnis. Die Frucht Avalons. Iss, und du wirst nicht mehr derselbe sein.«
Uther gehorchte, aber es war doch nur ein Apfel, knackig, ein wenig sauer, sehr saftig ... Er fühlte sich beinahe schuldig deswegen, so sehr hätte er sich eine Art blitzartige Erleuchtung gewünscht, ein Aufreißen des Himmels, einen Engel, der zu ihm hinabflog und ihn an der Stirn berührte ... Nichts von alledem geschah. Und doch schien Lliane glücklich. Sie kniete sich erneut vor ihm nieder, und als er ihren Körper packte, schloss sie die Augen und reckte ihrem Geliebten Hals und Brüste entgegen.
»Jetzt werden wir nur noch eins sein«, murmelte sie.
Kein weiteres Wort fiel mehr nur Gesten, Zärtlichkeiten, Küsse, Umarmungen, die stürmischen Bewegungen ihrer miteinander verschmolzenen Leiber, dann dieser eindringliche, ja sogar beängstigende Blick, mit dem sie ihn ansah, und ein Schrei: »Flaese betaccan myrgth flaese. Gebedda betaccan myrgth gededda Beon sum!«
Und der verblüffte Uther verstand den Sinn der Worte: »Das Fleisch verschafft dem Fleisch Vergnügen. Der Mann verschafft seiner Frau Vergnügen. Wir sind nur noch eine Person.«
Uther erwachte in der Barke. Für die Dauer einer Sekunde war er dem Ansturm
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