Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
Vom Netzwerk:
über den verschneiten Boden stapften, das Knarzen von Leder und das Klirren der Kettenhemden sowie der Galopp der Streitrösser. Uther lief zu Fuß im Herzen dieser schweigenden Horde, mitten zwischen den anderen, keuchend unter dem Gewicht seines eisenbeschlagenen Lederpanzers, mit bloßem Haupt, und er hielt sein Schwert, das noch in der Scheide steckte, mit beiden Händen, den Blick unverwandt auf jenes verkohlte Tor gerichtet, das die gesamte Armee gleich dem klaffenden Schlund eines Monsters zu verschlingen schien. Er hatte keine Augen mehr für seine Umgebung. Hörte nichts mehr außer seinem Atem und dem dumpfen Geräusch seiner Schritte im Schnee. Er vernahm auch weder die kurzen Aufschreie derer, die um ihn herum fielen, von Pfeilen durchbohrt oder durch von den Zinnen heruntergeworfene Steine zerschmettert, noch bemerkte er das Röcheln der von der Menge niedergetrampelten Sterbenden. Rund um die Burgmauern waren Leitern angebracht worden, die unter schwarzen, nach oben gleitenden Trauben verschwanden, von denen bisweilen die eine oder andere in den Abgrund herab taumelte, ohne das der unaufhaltsame Strom auch nur eine Sekunde ins Stocken geraten wäre. Die Elfen schienen gleich Eidechsen die Mauern hochzuklettern, ja ohne auch nur ein Seil zu benötigen, und die weiß-roten Standarten Gorlois’ glitten eine nach der anderen von den Wehrgängen oben herab.
    Mitgerissen von der ganzen Flut, gelangte Uther in die Stadt hinein, verblüfft, auf dem Paradeplatz und in den sternförmig auseinanderlaufenden Straßen von der Unterbis hin zur Oberstadt die vertraute Szenerie wiederzufinden. Ohne einen Befehl zu erlassen und ohne sich umzuschauen, wer ihm folgte, stürmte er auf die Königsburg zu.
    An einer Straßenbiegung spürte er plötzlich einen brutalen, brennenden Stich im Arm, der sich anfühlte, als attackiere ihn jemand mit einem glühenden Eisen. Unmittelbar vor seiner Nase stand wie aus dem Erdboden geschossen ein Soldat mit verzerrter Miene und einer eisernen Kesselhaube, der ein kurzes, scharfes Schwert schwang, welches mit seinem Blut besudelt war. Ihre Blicke begegneten sich für einen Moment, und zu Uthers Verblüffung drehte sich der Mann zu seinen Kameraden um und brüllte mit vor Erregung zitternder Stimme: »Er blutet! Er ist nur ein Mensch! Es ist möglich, ihn töten!«
    Uther warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Schulter des Gegners, rollte mit ihm zu Boden, sprang aber sogleich wieder auf und zog sein Schwert. Der Soldat kam nicht so schnell wieder auf die Beine. Genauer gesagt stand er gar nicht mehr auf. Ein Barbar, der behaart war wie ein Bär, tötete ihn mit einem derart kräftigen Hieb seines Morgensterns, dass er ihm den Helm zertrümmerte und den Schädel gleich mit. Auf einmal standen Dutzende vor ihnen, brüllend und in heller Panik. Uther holte zu einem gewaltigen Schlag aus und traf einen Halsansatz, dann riss er sein Schwert heraus, um es, ohne innezuhalten, in die hässliche Visage eines Wachtpostens zu hauen. Daraufhin entstand ein derart wildes Handgemenge, dass es nicht mehr möglich war, das Schwert zu benutzen. So prügelten sie sich mit Fäusten, verteilten Fußtritte, packten sich an der Kehle wie Besessene und wurden von so vielen Spritzern warmen Blutes getroffen, dass sie die Augen geschlossen halten mussten. Uther spürte, wie sich jemand an sei ne Beine klammerte, ein Mann mit aufgeschlitztem Bauch, der brüllend in seinen Eingeweiden lag und den er, ohne es überhaupt zu merken, niedertrampelte. Erneut zerriss das glühende Eisen einer Klinge sein Panzerhemd und durchschnitt sein Fleisch. Für den Hauch einer Sekunde das Grauen des Todes. Ja sogar die Gewissheit, dort, unter den Hieben dieser Rohlinge, zu sterben, mit offenen Wunden, in seinem eigenen Blut schwimmend. Und wieder erschallte urplötzlich die Stimme Llianes aus seinem Mund und fuhr wie ein Peitschenhieb in die Reihen seiner Feinde. Die Stimme des Schreckens selbst, die vor seinem inneren Auge derart entsetzliche Bilder heraufbeschwor, dass ihm die Tränen über die Wangen rannen, während er sich eine blutige Schneise durch die Reihen der Feinde bahnte und unterwegs mit seinem Schwert zustieß oder -schlug und Knochen und Fleisch zermalmte ...
    Frehir fand ihn bedeckt mit blutigen Fetzen menschlichen Fleisches, der Länge nach auf eine kleine Gasse hingestreckt, den Körper von Schluchzern geschüttelt und die Hand um den Stumpf seines zerbrochenen Schwertes gekrallt. Er rieb ihm das

Weitere Kostenlose Bücher