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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Lagerfeuer fügten jeden Abend die eifischen Barden und die Trouvères dem Heldenepos, das sich da vor ihrer aller Augen entspann, irgendeine Strophe hinzu. Diejenigen, die von der ersten Stunde an dabei gewesen waren und die Nacht von Samhain miterlebt hatten, erzählten von den großen Feuern, vom eisigen Hauch der Geister, von der Versammlung der Obersten und der Erniedrigung Llandons, des erniedrigten Königs. Und von der Schlacht von Cardueil, der Stadt, deren Untergang binnen weniger Stunden besiegelt gewesen war, allem Hochmut von Escan de Cambenet und ihren stolz aufragenden Türmen zum Trotz ... Hartgesottene Männer Bauern mit schwieligen Händen, Bogenschützen und in ihre ledernen Brünnen eingezwängte Degenkämpfer fanden auf einmal Gefallen an der Anmut der Elfen, an der Schönheit ihrer Gesänge und jenem feinen Silberschmuck, den sie um die Handgelenke trugen. Selbst die Zwerge blieben nicht mehr nur unter sich, besonders dann nicht, wenn es Wein gab ... Und das grenzte für all diejenigen, die sich seit ihrer Geburt nie weiter als ein paar Meilen von ihrem Dorf, Wald oder Berg entfernt hatten, wahrhaftig an ein Wunder.
    Bald schon hielten die engsten Freunde sich vom Pendragon fern. Zunächst aus Respekt, dann mehr und mehr aus Angst. Uther war nicht mehr er selbst. Er kapselte sich bisweilen stundenlang mit Blodeuwez ab (und die Männer der Truppe, die ermutigt waren von dem, was sie für das gute Beispiel ihres Befehlshabers hielten, fingen an, den jungen Elfenmädchen, die dem Heer folgten, den Hof zu machen); der Ritter unterhielt sich mit dem Druiden Gwydion in einer Sprache, von der niemand auch nur eine Silbe verstand, und zuweilen sprach er so gar mit dem halb wilden Lleu Llaw Gyffes, den Merlin unter seine Obhut genommen hatte. Beim Untergang von Cardueil hatte der Pendragon keinerlei Gefühlsregung gezeigt, weder Freude noch Zorn, als sei ihm die Einnahme der größten befestigten Stadt von Cambrie gleichgültig. Einzig Merlin schien in der Lage, sich ihm ohne Furcht zu nähern, und er allein wachte über den unruhigen Schlaf des Ritters und gab auf ihn Acht, wenn ihn Llianes Kraft verließ, wenn ihm vor Erschöpfung die Tränen flössen und er nur noch er selbst war. Manchmal wurde er nämlich für einige Stunden wieder zu Uther; dann gesellte er sich zu Frehir, Bran oder Ulfin, und sie vermochten über die Legenden zu lachen, die über ihn kursierten.
    Doch am nächsten Morgen, wenn die Übrigen benebelt und mit schwerem Schädel von ihren Trinkgelagen am Vorabend erwachten, saß der Pendragon bereits im Sattel und ritt davon in Richtung Loth, ohne auf die zahllosen Soldaten zu warten, die sich Hals über Kopf hinter ihm zum Aufbruch rüsteten.
    Endlich kamen sie am Ziel ihres langen Weges an.
    Sie mussten noch mehrere Tage warten, bis zum Heiligen Abend, bevor die Ritter von Helled de Sorgalles, die die Nachhut bildeten, sie eingeholt hatten. Als diese an besagtem Abend eintrafen, fielen erste vereinzelte Schneeflocken, und am nächsten Morgen war bis zum Horizont alles mit Schnee bedeckt. Der fahle Himmel ging nahtlos in die Erde über, und das Wasser in den Burggräben war gefroren. In dieser makellos weißen Landschaft stachen nur noch die schwarzen Umrisse der Stadt mit ihren hundert Türmen heraus, gleich einem Granitfelsen, düster und abweisend.
    Die Elfen griffen in der darauf folgenden Nacht an, als die Bevölkerung den ersten Weihnachtstag beging, und zwar in dem Moment, als die Glocken in der Stadt die Gläubigen in die Kirche riefen. Sie stoben plötzlich in alle Richtungen über die Ebene, genauso leicht und unauffällig wie ein Schwarm Insekten, und der Schnee schluckte das Geräusch ihres zügellosen Laufs. Als die Wachen auf dem Wehrgang sie erspähten, waren sie bereits überall dabei, ihre Leitern zu errichten und ihre Wurfhaken bis zu den Hürden, den auf vorgekragten hölzernen Balken liegenden Wehrgängen, oben auf den Stadtmauern zu schleudern.
    Stunden über Stunden verharrte der Pendragon reglos oberhalb einer Böschung und sah ihnen zu, während der Großteil seines Heeres den Angriff der Elfen gar nicht beachtete. Als die blauen Wesen bei Tagesanbruch schließlich Fuß gefasst hatten in der Barbakane, die der Verteidigung der Zugbrücke diente, und an den Stadttoren Feuer gelegt hatten, setzte sich der Rest der Armee in Bewegung.
    Es waren keine Schreie zu hören, keinerlei Kriegsgeheul. Nur das schwere, Furcht erregende Dröhnen von Tausenden Füßen, die

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