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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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nach ihm um, und für den Bruchteil einer Sekunde sah Merlin in seine goldenen Augen. Der Blick der göttlichen Macht selbst... Doch dieser wurde trüb, Uther senkte den Kopf, und sein Körper entspannte sich. Daraufhin ließ Llandon von einer letzten Zuckung gebeutelt seinen Dolch los, fiel auf die Knie und stürzte vor dem Ritter mit dem Gesicht auf die Erde, hilflos wie eine Marionette und unter gotterbärmlichem Stöhnen, um wie ein Ertrinkender nach Luft zu schnappen, während sich das Blut aus seinen Augen mit dem Staub vermengte.
    Und die Volksmenge aus den drei versammelten Stämmen wurde in stummer Bestürzung der unendlichen Macht des Pendragon gewahr.
     
     
     

XIV 
Die Klage des Fal Lia
      
    Der Krieg wütete im Reich von Logres wie ein Wintersturm. Ein eisiger Hauch des Schreckens schloss sich wie eine kalte Faust um die Herzen der Menschen,
    noch lange bevor die Banner des Pendragon am Horizont auftauchten, seit die Armee von Escan de Cambenet unterhalb der Mauern von Cardueil, der größten Stadt von Cambrie, in einer Schlacht zerschlagen worden war, bei der sich ein Soldat hundert feindlichen gegenübergesehen hatte. Der Herzog Escan hatte vergeblich auf die vom Regenten versprochene Verstärkung gewartet und täglich auf Neuigkeiten von seinen Kundschaftern gehofft. Doch Grüne Elfen waren noch vor der Armee des Pendragon eingetroffen, und keiner konnte sich mehr über die unmittelbare Umgebung der befestigten Stadt hinausbewegen, ohne in einen ihrer Hinterhalte zu geraten.
    Eines Tages hatten die Wachen auf der Stadtmauer im Morgengrauen Alarm geschlagen. Der Horizont war nun, ganz wie es die Gerüchte verheißen hatten, von Oriflammen verdunkelt: ein goldenes Drachenhaupt auf blutrotem Grund; und diese Flut von Kriegern hatte die Stadt gestürmt, ohne sich überhaupt die Zeit zu nehmen, ein Lager aufzuschlagen, gleich einer gewaltigen Woge, die einen Deich überrollt. Cambenet hatte wie so viele andere unter dem Beil eines wütenden Zwerges oder vielleicht auch unter dem Pfeilhagel, den die Elfen auf die Stadt niederregnen hatten lassen, sein Leben ausgehaucht.  
     Als man ihn fand, war sein Körper in solch einem erbärmlichen Zustand, dass unmöglich entschieden werden konnte, was letztlich seinen Tod herbeigeführt hatte.
    Es hatte weder ein Massaker gegeben, noch war geplündert worden (ein Zugeständnis, das den Barbaren aus den Marken nur ziemlich schwer abzuringen gewesen war), und die Kunde von dieser ungewohnten Milde hatte der Sache des Pendragon mehr gedient als die gnadenlose Gewalt seiner Angriffe. Von da an war die Armee auf keinerlei Widerstand mehr gestoßen. Zumindest, bevor sie nach Loth kam.
    Sei es aus Feigheit oder aus Überzeugung, sei es mit Begeisterung oder Angst in jeder Stadt, in jedem Marktflecken oder Dorf schlossen sich der Truppe unterwegs Soldaten an. Bald marschierte eine ganze in sich geschlossene Welt durchs Land, eine gigantische Kohorte, die sich über Meilen erstreckte und schwere, mit Korn und Bier beladene Wagen sowie vollständige Kuh-, Schweineund Schafherden im Schlepptau hatte. Und in diese bunte Schar hatten sich Diebe und Huren gemischt, Kinder, Greise, Gnomenhändler und vermeintliche Druiden, die keine waren, Heiler und Mörder, Kunstschlosser, Schneider, ein zwergischer Waffenschmiedemeister, der eine ganze Feldschmiede mit sich führte, mit Dreschflegeln oder Heugabeln bewaffnete Bauern, die keck neben den eisengepanzerten Rittern herliefen, und sogar Priester, die ihren Gemeindemitgliedern bewusst oder ungewollt folgten. Kinder wurden geboren in dieser marschierenden Nation. Es gab Kranke und Tote. Diebstahl und Verbrechen, Hinrichtungen durch den Strang und Racheakte. Aber nichts konnte diesen gigantischen Strom aufhalten.
    Uther erteilte keine Kommandos. Er lief voraus, und die anderen folgten. Um ihn herum hatte Frehir, der Häuptling der Barbaren aus den Marken, eine persönliche Garde aufmarschieren lassen, die Angst einflößend genug war, um selbst den furchtlosesten Mörder der Gilde abzuschrecken, aber das war eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme, beinahe lächerlich ...  
     Um ihn zu töten, hätte man sich den Weg durch ein ganzes Volk aus Menschen, Elfen und Zwergen bahnen müssen, die dem Ritter restlos ergeben waren und allesamt bereit dazu, ihr Leben für ihn zu lassen. Im Übrigen vermochte der Pendragon sich seiner Haut selbst zu wehren: Hieß es nicht, dass er durch einen einfachen Blick töten konnte?
    Rund um die

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