Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
Vom Netzwerk:
die ihr euch einst zusammengeschlossen habt, um die Armeen Dessen-der-keinen-Namen-hat zu besiegen, ihr, die ihr die Waffenruhe erlebt habt, ihr wisst, dass kein Stamm alleine über die Erde herrschen kann! Denn dann würde alles zugleich verschwinden ... alles: die wilden Tiere und die Schafe, die Ungeheuer und die Vögel am Himmel, und schließlich würde die Welt selbst von dem unergründlichen schwarzen Schlund eines einzigen Universums verschluckt... Der Weltuntergang ...«
    Seine letzten Worte waren nur noch ein Murmeln gewesen. Uther überwältigte die Rührung, und er warf ihm einen nervösen Blick zu, so nahe dran schien er, in Tränen auszubrechen. Für die Dauer eines Augenblicks hatte Merlin das Aussehen dessen, was er vielleicht war: ein zu rasch herangewachsenes und einsames Kind, auf dessen allzu zerbrechlichen Schultern ein immenser Kummer lastet.
    Der Ritter streckte den Arm nach ihm aus, doch der Kindmann gebot ihm mit einer Geste Einhalt. Ein kurzer Blick, die Andeutung eines Lächelns, und Merlin fuhr in seiner Rede fort.
    »Morgen beginnt ein neues Jahr«, erklärte er. »Und morgen werden wir endlich gegen Loth marschieren! Auf diesen Moment habt ihr beinahe seit einem Jahr gewartet... Vielleicht glaubt man euch heute Abend schon tot. Vielleicht hat man für euch an allen Ecken des Königreiches Samhain-Feuer angezündet ...«
    Uther hatte die Augen niedergeschlagen und folgte der Rede nicht länger. Er wurde von einer Fülle widerstreitender Gefühle überwältigt, so als platzte Lliane in ihm vor Erregung, während sein menschlicher Anteil noch immer nicht an diesen ganzen Zauber zu glauben vermochte ... Konnte es wirklich sein, dass er ein ganzes Jahr auf Avalon zugebracht hatte? Ging die Zeit auf der Feeninsel in einem anderen Tempo vorüber? Er sah im Geiste wieder das rasche Dahinziehen der Wolken vor sich, das ihn so stutzig gemacht hatte ... Vielleicht war das ein Zeichen.
    Mit einem Mal bemerkte er, dass Merlin in verändertem Tonfall sprach. Der Kindmann streckte ihm den Arm entgegen, und als Uther seine Hand ergriff, zog er ihn nach vorne.
    »Hier ist der, auf den ihr gewartet habt! Der Pendragon, Mensch und Elf in einem, denn die Königin Lliane steckt in ihm und spricht durch seinen Mund!«
    »Nein! Niemand spricht im Namen der Elfen!«
    Der Zwischenruf vom anderen Ende des Lagers löste allgemeinen Tumult aus. In der Menge zeichnete sich eine Bewegung ab, als ein Wesen zwischen den Feuern hindurchging, das weder Merlin noch Uther noch sonst irgendjemand auf der Anhöhe zu erkennen vermochte. Dann löste sich schließlich eine Gruppe aus der riesigen Versammlung, und sie sahen ihn.
    Llandon.
    Er marschierte mit großen Schritten, seinen langen silbernen Dolch in der Hand, und bei seinem Anblick verwandelte sich das gedämpfte Raunen der Menge in ein ohrenbetäubendes Stimmengewirr. Seit einem Jahr hatte Llandon im Reich von Logres gewütet, und mehr als ein Soldat hatte seinetwegen ein geliebtes Wesen, einen Hof oder Vieh verloren. Was die eifischen Krieger anlangte, die ihn auf seinem Feldzug beobachtet hatten, so hatte sich der Großteil von ihnen im Laufe seines wahnwitzigen Mordens voller Ekel von ihm losgesagt, und die bloße Tatsache, ihn wiederzusehen, erfüllte sie mit Scham.
    Ehe irgendjemand auch nur versuchen konnte, ihn daran zu hindern, kletterte er bis zu Uther hinauf, packte ihn bei seinem Waffenrock und hob seinen Dolch, das Gesicht von unbändigem Hass verzerrt. Sie waren beide gleich groß, aber der Ritter war ihm an Kraft deutlich überlegen. Und doch rührte Uther sich nicht, machte keinerlei Anstalten, sich zu verteidigen. Er sah dem König der Hohen Elfen in die Augen, und seine Lip pen begannen, Worte zu formen, die so leise waren, dass keiner außer ihnen beiden sie hören konnte.
    Llandon ließ alsbald den Arm sinken, das Gesicht zu einer entsetzten Grimasse verzerrt. Uthers Augen hatten sich gewandelt. Sie waren jetzt von einem derart hellen Grün, dass sie beinahe golden wirkten. Die Augen Llianes. Und Lliane murmelte durch seinen Mund eine todbringende Zauberformel: »Llandon aelf aetheling, restan aefre. Restan aefre, hale hlystan!«
    Der Blick des Elfen verschleierte sich. Seine Lider fielen nach unten, und, während sein Körper heftig zu zittern begann, sickerten blutige Tränen aus seinen Augen und rannen seine Wangen hinunter.
    »Uther, nicht 1 «, zischte Merlin hinter ihm.
    Keine Reaktion.
    »Lliane, ich flehe dich an!«
    Der Pendragon wandte sich

Weitere Kostenlose Bücher