Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
Kassiererin, bis diese fluchend alle bereits gepackten Beutel zur Seite nahm. Paula hatte jetzt zehn Minuten Zeit, um bei der nächsten Bank Bargeld zu holen und den Einkauf zu bezahlen. Sie bedankte sich mehrfach bei der Unbekannten, rannte los, kam rechtzeitig zurück und löste ihre Beute aus. Die junge Frau hatte sogar auf Paula gewartet. »Ich bin Katja. Herzlich willkommen in Frankreich!«
Was für ein Engel, dachte Paula. Das nächste Café gehörte ihnen und der restliche Samstag auch. Katja lebte schon seit Jahren in Paris, war verheiratet und hatte zwei kleine Kinder. Ihr Mann, Matthieu, arbeitete viel, sie selbst war halbtags in einer Werbeagentur tätig und würde sich freuen, Paula ein bisschen was zu zeigen und zu erzählen. Die beiden verabredeten sich gleich für die kommende Woche. Erschöpft, aber glücklich kam Paula mit ihren prall gefüllten Beuteln nach Hause. » Paula, je me suis fait du souci! « (Paula, ich habe mir Sorgen gemacht!), rief Claudine aus dem Salon in die Küche. Paula erwiderte nichts, sondern packte nur alles auf den Küchentisch und wollte sofort in ihrem Zimmer verschwinden, als Claudine sie zurückrief. Die ›lachende Kuh‹, die Baguettes und die Bonne Maman fehlten. » Désolée! « (Tut mir leid!) Claudine schüttelte nur den Kopf und bat Paula inständig, nie wieder ohne Absprache einkaufen zu gehen.
Was ist diesmal schiefgelaufen?
Supermärkte sind in Frankreich eine Philosophie für sich. Nicht nur dass es unzählige in verschiedenen Größen sowie zahlreiche Ketten gibt, die je nach Region variieren, auch der innere Aufbau und das Angebot gehorchen einer ganz eigenen Logik. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen einem hypermarché und einem supermarché . Ein hypermarché hat eine Ladenfläche von 5.000 bis 23.000 Quadratmeter und bietet bis zu 70.000 Artikel an. Der bekannteste in Frankreich ist Carrefour . Der supermarché , am stärksten vertreten durch Champion , hat eine viel kleinere Ladenfläche (1.000 bis 2.000 Quadratmeter) und weitaus weniger Artikel im Angebot.
Was Paula nicht wissen konnte, ist, dass sie in einem der gigantischen hypermarchés gelandet war. Hier die Orientierung zu behalten, ist wirklich nicht einfach und bei Hektik zum schieren Verzweifeln. Denn jedes Segment ist mit einer enorm großen Vielfalt ausgestattet, sodass die Qual der Wahl hier an der Tagesordnung ist. Dass das Käseregal in Frankreich üppiger ausgestattet ist als in Deutschland, überrascht nicht, überfordert aber beim ersten Einkauf trotzdem. Viele Franzosen entscheiden bei der Auswahl des Camemberts allein nach Konsistenz, das heißt per Daumenprobe wird das Zielobjekt kurz und schnell »bedrückt«, um festzustellen, ob hart oder weich genug – je nach Gusto und Bedarf. Und auch die Einkaufsphilosophie ist in Frankreich eine andere. Familien gehen oft am Wochenende gemeinsam in den Supermarkt, nehmen sich ausführlich Zeit, wobei die Kinder vorn im Spielbereich bleiben können. Man sucht möglichst alle Zutaten für die kommende Woche zusammen, hat sich mit einem Zettel entsprechend vorbereitet und lässt sich gern an der Fisch- und Fleischtheke ausführlich beraten. Das gehört zum Service eines französischen Supermarkts. Essen ist wichtig und der dazugehörige Einkauf auch. Paula hingegen ist schnell und hektisch durch die Gänge gerollt, an der Auswahl nahezu verzweifelt und hat an der Kasse sämtliche Nerven verloren. Denn die Franzosen kennen keine EC-Karten. In Frankreich wird per sogenannter Debitkarte gezahlt, die carte bleue , die auch eine Geheimnummer hat, oder per Scheck. Beides sind übliche und beliebte Zahlungsmittel, wobei die carte bleue am weitesten verbreitet ist und nur innerhalb Frankreichs zum Einsatz kommen kann (es sei denn man hat eine carte bleue VISA). Die Debitkarte funktioniert wie eine Kreditkarte, mit dem Unterschied, dass das zugehörige Girokonto sofort, und nicht erst später, belastet wird.
Darüber hinaus waren die Einkäufe, die Paula gemacht hat, weit weg von dem, was die Familie normalerweise konsumiert. Darauf hatte Paula bisher nicht geachtet, weil im Alltag eben kaum gemeinsam gefrühstückt und das Abendessen immer von den Gasteltern zubereitet wird.
Was können Sie besser machen?
Paula hätte sich bei ihrer Gastmutter erkundigen müssen, was und wie viel sie von allem einkaufen soll. Dann hätte sie sich erstens schneller entscheiden können, zweitens das richtige gegriffen und drittens sicherlich schon die
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