Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
lächelten sich verschwörerisch zu. Die Metro war noch ziemlich voll, gerade mal halb elf am Abend, und Paula fand es sehr merkwürdig, dass sie hier etwas Verbotenes taten. Sie stiegen an der Station Pigalle aus und liefen durch eines der schönsten Viertel von ganz Paris. Kleine hügelige Gassen, viele Cafés und Bars und eine Stimmung, als wäre der Inbegriff der Romantik persönlich in die Gegenwart geklettert. Die Wohnung lag unterm Dach und die Musik hörte man schon in dem schmalen Treppenhaus. Paula mochte auf Anhieb alles, die Gegend, das Haus, die Stimmung im Flur und die Tatsache, dass sie auf dem Weg zu ihrer ersten Party in Paris war. Guillaume machte auf. Er war schon ganz gut angeheitert und umarmte Marie überschwänglich mit einem Glas in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand. » Salut, mes jolies puces « (Hallo, meine kleinen »Flöhe«), sagte er. » Ça ne va pas, non?! « (Geht’s noch?!), entgegnete Marie gespielt pikiert. Die Wohnung war brechend voll, was aber auch nicht schwierig war, denn es handelte sich lediglich um ein Zimmer mit offener Küche und einem kleinen Bad. Von wegen Wohnung. Zwei Mädchen tanzten wild zu französischer Hip-Hop-Musik, andere unterhielten sich lautstark, die Küche war ein Schlachtfeld aus leeren und vollen Flaschen, Reste von Essbarem und Zigarettenkippen türmten sich. Es wurde Bier, Whisky und Wodka getrunken – und Joints geraucht. »Das ist Paula aus Deutschland«, stellte Marie sie vor. Guillaume gab ihr links und rechts ein Küsschen und lächelte sie an. »Sehr erfreut«, flirtete er gleich. »Guten Tag, mein Fräulein«, stotterte Guillaume auf Deutsch. » J’ai appris l’allemand pendant dix ans mais c’est presque tout ce que je peux dire. « (Ich habe zehn Jahre lang Deutsch gelernt, aber das ist fast alles, was ich sagen kann.) Guillaume lachte. Eine Frau kam mit einer Flasche Champagner und zwei Wassergläsern vorbei: » Champagne? « Sie begrüßte Marie mit Küsschen und Guillaume stellte sie Paula vor: »Das ist meine Freundin Bérénice. Also, wir sind kein Paar, aber wir besuchen zusammen einen Tantrakurs.« Die beiden brachen in schallendes Gelächter aus und Bérénice zog mit ihrer exklusiven Flasche weiter. Marie wollte schon trinken, doch Paula hielt ihr ihr Glas hin und die beiden stießen an. »Auf unser gemeinsames Jahr«, sagte Paula und schaute Marie in die Augen. Doch die hatte ihr Glas schon fast ausgetrunken. » Ça picole? « (Na, trinkt ihr?), fragte da eine Stimme hinter ihnen. » Moi, je suis Fred « (Ich bin Fred), stellte er sich vor. » Salut Fred «, sagte Marie, wieder Küsschen hier, Küsschen da, Paula machte es ihr nach. »Fährst du uns nachher nach Hause?«, fragte Marie. » Bien sûr – aber sicher doch. Ich kann euch doch nicht zu Fuß gehen lassen.« Er steckte sich eine Zigarette an. »Aber jetzt seid ihr ja erst mal angekommen. C’est la fête! « (Party!), rief er und tanzte um die Mädchen herum. Marie hielt ihm ihr leeres Glas hin. » Champ? « (Champagner?), fragte Fred. Marie nickte. Fred gab ihr seinen Joint und sorgte für Champagner-Nachschub, er hatte noch eine Flasche versteckt. »Fred ist ein alter Freund«, sagte Marie. »Er ist ein bisschen durchgeknallt, wahrscheinlich kifft er zu viel. Aber er ist ein herzensguter Typ!«
Sie tanzten, tranken und rauchten und überall, wo Paula war, war auch Fred, was nicht erstaunte, denn in der Wohnung trat man sich immer wieder auf die Füße. »Du tanzt richtig gut«, sagte Fred. » Merci. « Das hatte Paula schon öfter gehört. »Deutsche Frauen stellt man sich ganz anders vor«, meinte er. »Ach ja, wie denn?«, fragte Paula kess. »Na ja, nicht so hübsch und grazil und lustig. Eher etwas streng und langweilig und schlecht angezogen ...« »Was?« Paula spielte die Empörte. »Deutsche Frauen sind super«, erwiderte sie. »Offen, direkt ...« »Na ja, du auf jeden Fall.« Fred lächelte sie an. »Was machst du so im Leben?«, fragte Paula und nahm eine Zigarette aus der Packung, die Fred ihr hinhielt. Er schaute Paula lange und genüsslich an, während sie die ersten Züge nahm. » J’ai un transport amoureux « (wörtlich: Ich habe einen Liebestransport), sagte Fred und schaute ihr tief in die Augen. Paula lachte. Was auch immer das für ein komischer Beruf war, wollte sie lieber nicht so genau wissen. Marie hatte ja schon dezent darauf hingewiesen, dass Fred etwas neben der Spur sei.
Es war schon fast vier Uhr morgens, als das Auto
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