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Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Bouju , Johanna Links
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Telefonnummer fragte, dann konnte das alles nicht von großer Bedeutung sein. Die Franzosen gelten schließlich als die besten Liebhaber Europas, höflich und einfühlsam kommen sie doch schnell zum Wesentlichen. Und wenn man sich auf einen Franzosen einlässt, muss man mit viel Konkurrenz rechnen. Nicht umsonst gelten die französischen Frauen als besonders gut aussehend und in jeder Lebenslage perfekt gestylt. Frauen, die stets bemüht sind, zu gefallen. Koste es, was es wolle. Und das schien mir damals auch ratsam, wenn man den französischen Mann halten will, der sich à la Balzac oder Sartre nicht selten links und rechts ein paar Geliebte leistet. Nur mit Leidenschaft und Lust ist der Franzose zu ködern. Wenn überhaupt!
    Ich war also recht erstaunt, als sich Matthieu urplötzlich, zehn Tage nach unserem ersten Treffen, bei mir meldete. Wir verabredeten uns auf einen Kaffee, und er fuhr mich mit seiner Vespa durch Berlin. Ein wunderschöner Nachmittag. Beim Abschied lud ich ihn zum Essen ein. Das war ein guter Vorwand, um sich wiederzusehen. Es war Spätsommer, noch relativ heiß, aber es gab bereits Kürbisse auf dem Biomarkt. Ich wollte Matthieu eine leckere Kürbissuppe kredenzen. Das Ergebnis fand ich trotz des hohen Verliebtheitsgrades gar nicht schlecht. Zum Kerzenanzünden war es noch zu hell und unser erstes Essen würde nicht das klassische Candle-Light-Dinner sein. Mir war es sowieso am wichtigsten, das Ganze so unverfänglich wie nur möglich zu gestalten. Der Franzose sollte sich bloß nicht einbilden, dass er und sein Akzent mir gefielen.
    Matthieu war überpünktlich und aß die Suppe in wenigen Sekunden mit auffällig viel Brot auf. »Möchtest du noch einen Teller?«, fragte ich ihn etwas verlegen. »Nein, danke«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Bist du schon satt?«, fragte ich erstaunt. »Och ...« Ich hatte auch keinen großen Hunger, dafür war ich viel zu nervös. Schnell legte ich eine alte Edith-Piaf-Platte auf und sein Gesicht verzog sich. »Hast du nicht was anderes?«, nörgelte er. »Magst du Piaf nicht?«, fragte ich erstaunt. »Der Spatz von Paris« war für mich der Inbegriff des französischen Chansons. »Das ist eher die Generation meiner Eltern«, sagte Matthieu. Während ich weiter Rotwein trank, hörte er damit auf und saß in meinen Augen schier »auf dem Trockenen«. Ich überlegte fieberhaft, was ich ihm noch zu essen und zu trinken anbieten könnte. Das Einzige, was ich noch hatte, waren zwei halbwegs frische Äpfel. Ich staunte nicht schlecht, als er den Apfel genüsslich schälte und Stück für Stück verputzte, während ich einen Espresso zubereitete. Ich bat ihm den zweiten Apfel an, den er auch noch aß. Schließlich verabschiedete er sich relativ früh und ich blieb verunsichert zurück. Er müsse am nächsten Tag früh aufstehen, meinte er. Ich gab mir Mühe, das zu glauben. Doch ich wurde den Eindruck nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte. Später konnten wir gemeinsam wunderbar über diesen ersten Abend lachen.«
    Paula war richtig warm ums Herz geworden. Katja zahlte für beide, sie verabschiedeten sich mit Küsschen und beschlossen, sich ab jetzt regelmäßig zu treffen.
    Was ist diesmal schiefgelaufen?
    Das Vorurteil, dass Franzosen ständig nur an das eine denken und sich unablässig Geliebte leisten, trifft in der Regel nicht zu. Nur weil in französischen Filmen und Büchern viel die Rede von Untreue und Sex ist, kann man daraus nicht den Schluss ziehen, dass Franzosen grundsätzlich mehr betrügen oder leidenschaftlicheren Sex haben als wir Deutsche. Unsere westlichen Nachbarn unternehmen allerdings nichts, um dasKlischee des wilden, heißblütigen Franzosen zu zerstören, im Gegenteil: Sie sonnen sich in diesem Vorurteil, denn der Ruf, der ihnen da vorauseilt, ist ja nicht der schlechteste. Auch wenn Katja ihren Matthieu als guten Liebhaber bezeichnet (was sie später tut), sollte man also nicht enttäuscht sein, wenn der Franzose, auf den man selbst trifft, nicht dem Klischee entspricht. Matthieu hatte wirklich einen anstrengenden Tag vor sich, von dem er Katja erst hinterher erzählte. Als gewissenhafter Mensch wollte er sich nicht mitten in der Woche »die Kante geben« – und Katja vor allem behutsam kennenlernen. Sie war verunsichert, weil er eben nicht dem Bild entsprach, das sie im Kopf hatte.
    Aber das eigentliche Fettnäpfchen war die Suppe: Franzosen essen zwar Suppe, klar, aber nicht unbedingt im Sommer, wenn es warm ist. Und

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