Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
niemals als Hauptspeise. Wenn man im Kreise der engsten Angehörigen speist, kann man als Dame des Hauses auch mal »nur« eine Suppe kredenzen. Allerdings nur mit Fleisch- oder Fischeinlage. Eine Mahlzeit ohne Fleisch oder Fisch ist für den Durchschnittsfranzosen keine Mahlzeit. Suppe als Vorspeise und dann ... zumindest eine Quiche mit Speck. Katja und Matthieu haben später noch oft Kürbissuppe zusammen gekocht, aber bevor er an jenem Abend nach Hause fuhr, hielt er noch an einem Dönerstand.
Was können Sie besser machen?
Wenn Sie einen Franzosen oder eine Französin kennenlernen, dann wundern Sie sich nicht, wenn hemmungslos geflirtet wird. Das heißt aber nicht, dass es sofort »zur Sache« geht. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn hinter dieser Flirtoberfläche zunächst einmal gar nicht der direkte Drang zur Tat steht. Das heißt nicht, dass dies nicht gewünscht ist, sondern dass Flirten an sich nicht unbedingt mit einer Absicht verbunden ist, sondern vielmehr zum guten Ton gehört. Sie können also auch zurückflirten, ohne dass Sie sich damit in eine prekäre Lage begeben oder irgendwelche Versprechungen machen. Wenn es Ihnen zu viel wird, dann ziehen Sie nicht gleich die Notbremse, oft reicht es auch, sich einfach wieder zurückzunehmen.
Und was, wenn Sie einen Franzosen zum Essen zu sich nach Hause einladen? Kein Problem, Franzosen mögen in der Regel deutsches und besonders österreichisches Essen sehr gerne – Sie müssen also nicht zum Französischkochbuch greifen. Schnitzel, Gulasch oder Käsespätzle sind ziemlich Erfolg versprechend. Und, kommen Sie Franzosen oder Französinnen jungen bis mittleren Alters nicht mit Edith Piaf. Das ist die Musik ihrer Eltern, der heute 60- bis 90-Jährigen. Die Chansons von damals werden heute von jungen Songwritern wie Benjamin Biolay, Coralie Clément oder Emilie Simon auf alternative Art und Weise interpretiert. Darüber hinaus hat sich der französische Hip-Hop unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchgesetzt und internationale Anerkennung erfahren.
28. Madame, Madame!
Warum Paula im Unterricht nicht mitkommt
Paula stieg nervös in dieRER ( Réseau Express Régional ), die etwa der deutschen Regional- oder S-Bahn entspricht. Heute war ihr erster Schultag und sie hatte heftige Bauchschmerzen. Was, wenn sie die ganze Zeit kein Wort verstehen würde? Was, wenn ihre Mitschüler sie einfach komplett ignorierten? Jetzt wünschte sie sich Sophie, ihre beste Freundin, herbei. Sophie hatte immer und auf alles eine Antwort. Aber Sophie war in Berlin, viel zu weit weg und überhaupt, das hier würde Paula wohl alleine durchstehen müssen. Schließlich hatte sie das alles so gewollt, basta. Nach einer guten Stunde hatte Paula das Gelände der internationalen Schule erreicht, in der sie ab sofort die elfte Klasse absolvieren würde. Nur wo musste sie hin? Nachdem sie dreimal gefragt und dreimal blöd angeguckt worden war, hatte sie das Klassenzimmer irgendwie doch gefunden. Als sie die Tür aufmachte, starrten sie dreißig Augenpaare an und sie fühlte sich wie im Zoo. Paula erspähte einen letzten freien Platz in der ersten Reihe und lief ohne zu zögern darauf zu. » Salut, je suis Juliana «, ertönte es sogleich neben ihr. Paula war erleichtert und die beiden Mädchen kamen sofort ins Gespräch. Juliana war mit ihrer Familie aus dem kolumbianischen Bogotá nach Frankreich gekommen, weil ihr Vater in einem französischen Unternehmen einen guten Job gefunden hatte. Auch für sie war es der erste Tag im Lycée International und sie beschlossen sogleich, mittags zusammen in die Kantine zu gehen. Paula und Juliana merkten kaum, dass inzwischen Madame Autrand den Raum betreten hatte. Innerhalb von Sekunden wurde es mucksmäuschenstill. Bis auf die erste Reihe. » S’il vous plaît, Mesdemoiselles! « (Meine Damen, bitte!), schallte es jetzt umso eindringlicher durchs Klassenzimmer. Madame Autrand war es offensichtlich gewohnt, dass Ruhe und Disziplin in ihren Klassen herrschten, sobald sie den Raum betrat. » Bienvenue pour la rentrée. Je vous souhaite une studieuse année. Travaillez-bien! Et maintenant: Notez! « (Willkommen im neuen Schuljahr. Ich wünsche euch ein lehrreiches Jahr. Arbeitet gut! Und jetzt: notiert, bitte!) Und in Sekundenschnelle schlugen alle Schüler ihre Hefte auf. Paula wusste gar nicht, wie ihr geschah. Selbst Juliana hatte umgehend ein leeres Exemplar vor sich liegen. Und alle – ja, alle – benutzten sie das gleiche Modell. Claire
Weitere Kostenlose Bücher