Fettnaepfchenfuehrer Italien
mussten nicht einmal zwanzig Euro dafür bezahlen. Mit dem Ticket kam sie bis an den Strand, der Zug fuhr ab der Station Piramide, die nach der unweit liegenden Pyramide des Cestius benannt war, doch auch diese wollte Franziska ignorieren. Selbst den wunderschönen und ruhigen Friedhof direkt am Fuße der Pyramide ließ Franziska heute Friedhof sein. Es würde noch genug Gelegenheit geben, dies alles zu sehen.
Es hieß zwar immer, die Römer gingen im Spätherbst nicht mehr ans Meer, manche sagen gar, ab Ende September sei Schluss mit Baden, doch davon war in Ostia nichts zu spüren. Ein Auto reihte sich auf den Parkstreifen entlang der Straße an das nächste. Anfangs wusste Franziska nicht, wie sie ans Meer kommen sollte. Sie sah das Wasser zunächst nur durch Gitter, als einen riesigen grünen Teppich, der mit ein paar Schaumfransen auf dem Anthrazit des Strandes aufstieß. Kaum einmal waren die Gitter von einem Eingang unterbrochen. Ein Strandbad neben dem anderen erstreckt sich entlang der Straße, manche mit schönen Grünanlagen, andere mit alten Holzumkleiden und alle mit Absperrungen. Schließlich ging Franziska einfach durch ein offen stehendes Metalltor, schlängelte sich vorbei an Toilettenanlagen, Umkleiden, Tischen und Sonnenschirmdepots, bis sie in dem tatsächlich dunkelgrauen Sand stand.
Sie hatte Lust, durch die Brandung zu spazieren.
An einem Flecken, der ihr gefiel, breitete sie ihr Handtuch auf dem Sand aus, es war ein Strand, nicht so voll wie die anderen Abschnitte, an denen sie vorbeigekommen war, aber doch gut besucht. Es schien ein Familienstrand zu sein: keine laute Musik, stattdessen kleine Kinder, die im Sand spielten. Männer streckten ihren Bauch in die Sonne, einige Frauen standen zu einem Plausch beieinander.
Franziska zog sich schnell aus und packte ihren Bikini aus der Tasche. Wenige Sekunden später hatte sie die Badesachen an. Sie hatte sich gerade auf ihrem Handtuch ausgebreitet, als plötzlich ein Mann mit einem gewaltigen Bauch vor ihr stand.
»Sie können hier nicht bleiben«, sagte er, was Franziska aber nicht verstand, denn der Mann redete in tiefstem römischen Dialekt. Sie schaute ihn fragend an. Der Mann machte eine wischende Bewegung mit seiner Hand. Er hatte wohl verstanden, dass sie ihn nicht verstand, und sagte energisch: »Via! Via!«
Franziska packte ihre Sachen und fragte sich, ob das die italienische Gastfreundschaft war, von der ihre Eltern immer geschwärmt hatten.
Was ist diesmal schief gelaufen?
Franziska hat sich einen Lido für das Sonnenbad ausgesucht, und das war falsch. Denn es gibt in Italien eine Faustregel, die man kennen sollte, wenn man ans Meer will: Nennt sich das Strandbad »Lido XY« , ist der Aufenthalt dort in der Regel kostenpflichtig. In Gegenden mit hohen Preisen, wie etwa um Sorrent, kann die Miete für eine Liege sogar bis zu 20 Euro pro Tag betragen. So kann ein Strandbesuch schnell ein teures Vergnügen werden, zumal, wenn man mehrere Liegen und einen Sonnenschirm mietet. Allerdings gibt es auch eine günstigere Möglichkeit: die spiaggia libera , der freie Strand. Hier gibt es oft auch Bars, die neben Essen und Trinken auch Liegen und Sonnenschirme anbieten. Man kann aber auch einfach wie Franziska sein Handtuch ausbreiten und sich gemütlich sonnen.
Was können Sie besser machen?
Einfach fragen, ob man sich niederlassen kann. Generell hilft auch, das Verhältnis von Sonnenliegen zu Handtüchern abzuschätzen: Viele Liegen deutet darauf hin, dass es sich um einen kostenpflichtigen Strand handelt. In manchen Fällen werden Handtücher jedoch geduldet, selbst wenn der Strandbesitzer oder -pächter Liegen vermietet.
Eines aber ist in Italien völlig unüblich: sich am Strand offen umzuziehen. Anders als es an deutschen Badeseen oft praktiziert wird, wechseln Italiener entweder unter dem Handtuch ihre Badeklamotten, bei Frauen kann es auch mal das Kleid sein. Oder aber, was zumindest am Lido am häufigsten der Fall ist, es werden die Umkleidekabinen benutzt. Oder man zieht die Badekleidung bereits zu Hause an.
In Italien sind zwar an jedem Abend zig langbeinige Schönheiten als sogenannte V eline im Fernsehen zu sehen, als knapp bekleidete und dumm lächelnde Bildschirmdekoration, dazu gibt es zig Kanäle für Pornofilme, und A-, B- und C-VIPs sind nie sicher vor Paparazzi, wenn sie oben ohne am Strand liegen (und wollen es oft auch nicht sein, schließlich helfen auch solche Berichte in zwielichtigen Starmagazinen, sich in
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