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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandro Mattioli
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Rom«. Also noch mal weiter. »Viele Wege führen nach Rom, Doch nur einer führt zu Dir, Du sagst ich kenn ihn schon« kam es aus ihrem Kopfhörer. Das war von Fettes Brot und gefiel ihr deutlich besser. Wie viele Lieder mit Rom-Bezug es doch gab! Selbst Udo Jürgens und die Nationalmannschaft von 1990 hatte sie auf ihrem MP3-Spieler.
    Schon wieder klingelte das Telefon. Wieder war es das gleiche Spiel, nur dass dieses Mal eineinhalb Klingeltöne zu hören waren, dann brach der Anruf ab. Franziska fragte sich, ob ihr Telefon eine Störung hatte. Doch als sie auf das Display schaute, wusste sie, dass es daran wohl nicht lag: »Cristiano Cell«. Was er wohl von ihr wollte?
    »Ciao Cristiano«, sagte sie, nachdem sie auf die Anruf-Taste gedrückt hatte. »Was gibt es denn?«
    »Äh, nichts Besonderes.« Cristiano wirkte etwas durcheinander.
    »Aber Du hast mich doch angerufen!«
    »Ja, das habe ich.«
    »Ich bin bei der Appia Antica «, sagte Franziska, und Cristiano war froh, dass er nun nichts erklären musste. »Und, wie ist es dort?« fragte er.
    »Sehr entspannt. Ich sitze einfach nur da und beobachte die Leute«, antwortete Franziska.
    »Mit wem denn«, fragte Cristiano.
    »Mit wem? Mit niemandem!«
    »Ach so. Hatte niemand Zeit?«
    »Nein, ich habe gar niemanden gefragt.«
    »Ah ja.«
    »Gut, dann wünsche ich Dir noch einen schönen Nachmittag«, sagte Franziska.
    »Danke, Dir auch«, antwortete Cristiano. Und setzte noch leise ein »Bis bald« dazu.
    »Ciao«, sagte Franziska und legte auf.
    Was ist diesmal schief gelaufen?
    Italiener haben ein anderes Verhältnis zu ihrem Mobiltelefon, meist muss man sagen: zu ihren Mobiltelefonen. Menschen joggen im Park – und telefonieren. Auf dem Roller wird das Telefon unter den Helm geklemmt, damit man mit Freunden reden kann. Es wird immer und überall telefoniert, in der Vorlesung unter dem Tisch, im Kino ganz leise, nur in der Kirche herrscht eine telefonfreie Zone. Was aber nicht heißt, dass man während des Gottesdienstes nicht nach draußen gehen könnte, um ein Gespräch zu führen oder auch nur eine Zigarette zu rauchen.
    Dass Italiener oft mehrere Telefone haben, hat vor allem den Grund, dass Italiener, weniger die Italienerinnen, auf ihre Handys stolz sind. Und da fügt es sich gut, dass man dann eben ein Extratelefon braucht für geschäftliche Gespräche. Die Handy-Vorliebe hat ihren Ursprung aber in einem simplen Sachverhalt: Vor allem in der Anfangszeit der Mobiltelefonie hatten die unterschiedlichen Anbieter höchst komplizierte Tarife: Bei dem einen konnte man zwischen neun Uhr abends und neun Uhr morgens günstiger telefonieren, der andere war bei längeren Gesprächen billiger, der Dritte verlangte keinen Scatto , eine Gebühr von bis zu 15 Cent, die fällig wird, sobald ein Gespräch zustande kommt, zusätzlich zu den Minutenpreisen. Und so weiter. Italiener fanden ihren eigenen Weg durch den Tarifdschungel, und zwar, indem sie mehrere Telefone mit verschiedenen SIM-Karten nutzten.
    Heute sind die Angebote übersichtlicher geworden, das Telefon oder besser mehrere Telefone spielen aber immer noch eine große Rolle im Alltag der Italiener. Eine besondere Art des Telefongebrauchs ist der sogenannte Squillo , ein Anruf mit einem einzigen Klingeln. Häufig wird er für Verabredungen benutzt (»Gib mir einen Squillo , wenn Du unten an der Tür bist!«). Er dient aber auch als Zeichen, dass man gerade an jemanden denkt. Für uns Deutsche, die wir mehr auf den Inhalt und weniger auf die Form achten, ein merkwürdiger Gedanke. Doch in Italien ist der Squillo seit Jahren schon ein probates Mittel, um Zuneigung zu zeigen oder eifersüchtige Partner und Partnerinnen ruhig zu halten, vor allem im jüngeren Alter. Manche Lehrer berichten, wie Schüler am laufenden Band unter dem Tisch Squilli abschicken...
    Dass Cristiano hier fragt, mit wem Franziska unterwegs sei, mag amouröse Gründe haben. Zugleich zeigt es aber auch, dass Italiener immer wieder erstaunt sind, wenn jemand alleine sein möchte oder alleine etwas unternimmt. Dabei schwingt dann oft auch Bedauern mit: ob man keine Freunde habe und deshalb alleine sein müsse. Dass man das will, können viele nicht verstehen.
    Was können Sie besser machen?
    Zurücksquillen . Aber seien Sie sich bewusst, was das bedeuten kann: Entweder ihr Squillo wird freundschaftlich gedeutet. Oder Sie deuten damit an, dass Sie ein weitergehendes Inte-resse an einer Person haben.

Wie Paul Weiss erfährt, was italienische

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