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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandro Mattioli
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halbprivaten Ort, er ist Gesprächsthema und er hat sogar schon sprichwörtliche Bedeutung: Beispielsweise sagt man »Non mi ha nemmeno offerto un caffè« , wenn man sich über eine Nicht-Beachtung durch eine Person aufregt. »Er hat mir nicht einmal einen Kaffee bezahlt.« An diesem Sprichwort können sie auch ablesen, dass der Kaffee in der Bar in der Regel nicht individuell bezahlt wird, sondern einer aus der Gruppe die Rechnung übernimmt. Oft gibt es sogar ein regelrechtes Rennen darum, wer der Erste an der Kasse ist und damit bestellen darf – und bezahlen muss. Man macht eben »bella figura« , wenn man andere einlädt, und sei es auch nur zu einem Kaffee.
    Was können Sie besser machen?
    Besser ist es, einen caffè zu bestellen. Und noch ein Tipp für Herrn Weiss: Das Trinkgeld, meist fünf oder zehn Cent, manchmal auch zwanzig, wirft man nicht selber in das dafür aufgestellte Gefäß, sondern man legt es auf den Kassenzettel drauf. Nun fragen Sie sich vielleicht noch, warum das Gefäß manchmal mit Wasser gefüllt ist. Zum einen fasst so niemand hinein und holt Geld heraus, zum Zweiten klappert es nicht, wenn man eine Münze hineinwirft. Und zum Dritten sieht es nicht schlecht aus!

Wie Paul Weiss die Sache zu locker nimmt
    Die Tasse muss am Tresen bleiben
    »Sollen wir uns hinsetzen? Hast Du einen Moment?«
    »Können wir«, sagte Franziska.
    Paul Weiss nahm die zwei Espressotassen und steuerte auf einen freien Tisch zu. »Hier muss man sich ja keinen Tisch anweisen lassen, oder?« fragte er scherzhaft.
    »Ist ja kein Restaurant«, antwortete Franziska.
    »Und was steht bei Dir heute auf dem Programm?« fragte sie, nachdem sie beide saßen.
    »Heute Mittag fahre ich in die Firma und schaue mir mal an, wie es dort so aussieht.«
    Franziska war überrascht. Sie hatte eine detailreiche Antwort erwartet, voll technischer Termini. Wenn ihr Vater von seiner Arbeit sprach, ging das in der Regel nicht ohne Begriffe, die sie noch nie vorher gehört hatte oder nicht verstand.
    »Das klingt ja ganz entspannt«, sagte sie.
    »Naja, so entspannt ist es nicht. Die mögen uns wohl nicht besonders, nachdem wir sie übernommen haben, wurde mir gesagt. Aber wird schon werden. Heute steht eh erstmal Kennenlernen auf dem Programm.«
    »Ach so.«
    »Die werden nur etwas blöd schauen, wenn ich mit einem verschrammten Wagen ankomme. Vielleicht sollte ich woanders parken und zu Fuß hingehen.«
    »Ach, Quatsch, wir sind hier in Rom, da sind die verbeulte Autos gewöhnt.«
    Das mochte schon stimmen, dachte Paul Weiss, aber ob das auch für hochwertige Limousinen galt? Verbeulte Mercedes oder große BMWs hatte er seit seiner Ankunft keine gesehen, zumindest konnte er sich nicht erinnern.
    »Und Du, was machst Du heute?«
    »Ich habe zuerst einen Übersetzungskurs, dann ein Seminar und dann treffe ich mich mit Cristiano.«
    »Oho, ein italienischer Verehrer?« fragte Paul Weiss und wurde sich im selben Moment bewusst, dass er sich zu weit vorgewagt haben könnte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Franziska. »Sieht schon so aus.«
    Paul Weiss ließ es dabei bewenden.
    »Wo befindet sich eigentlich Deine Universität?« fragte er schließlich, um zu einem anderen Thema zu wechseln. »Hier im Zentrum?«
    »Nein, die liegt etwas weiter draußen, aber direkt an einer Metrostation. In einer knappen halben Stunde bin ich dort.«
    »Das geht ja.« – »Und kommst Du gut mit in den Kursen?«
    Franziska schaute fragend.
    »Ich meine wegen der fremden Sprache.«
    »Ja, das klappt einigermaßen.« Franziska spielte mit ihren Haaren. »Ich bin nur noch etwas gehemmt, mich zu melden.«
    »Das kann ich verstehen«, sagte Paul Weiss.
    »Papa, ich muss los.«
    Paul Weiss war glücklich, ließ sich aber nichts anmerken. Er konnte sich nicht erinnern, wann seine Tochter zuletzt Papa zu ihm gesagt hatte. Es war zwar nur ein kleines Detail, aber ihm war es wichtig.
    »Klaro. Viel Spaß!«
    Franziska stand auf und ging. Nach ein paar Minuten, die er einfach nur dagesessen hatte, stand auch Paul Weiss auf. Er wünschte dem Barista einen schönen Tag und ging aus dem Lokal zurück zum Hotel. Er hatte noch etwas Zeit; in seinem Zimmer studierte er ein weiteres Mal die Unterlagen über die Pelaccia s.r.l.
    Was ist diesmal schief gelaufen?
    Wie Herr Weiss schon im vorigen Kapitel erfahren musste, kann so ein Barbesuch voller Tücken sein. In diesem Fall hat er gleich noch einen Fehler gemacht: Wenn man den Espresso am Tisch trinken möchte, sollte man das

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