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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandro Mattioli
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schließlich hatte sein Unternehmen die Pelaccia s.r.l. gekauft.
    Wahrscheinlich würde er aber eh am wenigsten mit Trombetta selbst zu tun haben, sondern mit Stefano Lo Mele, dem jungen Chef der Logistik, mit dem er schon häufig telefoniert hatte. Leider sprach Lo Mele kein Deutsch, sodass sie auf Englisch sprechen mussten. Das war bei ihm aber ganz passabel. Er war wohl schon früh auf Karriere ausgerichtet gewesen: Studium in Mailand an der besten Wirtschafts-Universität des Landes, ein Master in England, dazu Sprachkurse. Offensichtlich war Lo Mele stolz auf seine Leistungen, denn er hatte Paul Weiss ungefragt sein Curriculum geschickt. Aber immerhin wusste der jetzt, mit wem er es zu tun hatte, und das war ja auch nicht schlecht.
    »Ich rufe jetzt Herrn Greco«, sagte Trombetta und ging zum Telefon. Wenig später stand Biagio Greco im Türrahmen, abgesehen von seinem ausladenden Kinn ein konturloser Typ. »Biagio, das hier ist Paul Weiss von der Hermann Koch. Führst Du ihn hier etwas herum?«
    »Gerne«, flötete Greco.
    Paul Weiss wusste schon, was ihn jetzt erwarten würde: Floskeldrescherei, ein Mann, der voll des Lobes über seinen Chef war, ab und an einen steifen Witz einstreuen würde und ansonsten einfach nur langweilig war. Genauso kam es auch.
    Greco spulte die Geschichte des Unternehmens runter, riss mal hier eine Tür auf, mal dort, sagte zu den Menschen, die in den Büros saßen stets: »Das ist Dottore Weiss aus Deutschland, von der Hermann Koch.« Dazu versuchte er zu erklären, was die einzelnen Menschen taten oder welche Aufgabe die jeweilige Abteilung verrichte. Und natürlich lobte er in jedem zweiten Satz »il Presidente« , also Trombetta.
    Nachdem etwa vierzig bis fünfzig Mitarbeiter den Dottore Weiss aus Deutschland begrüßt hatten – am Anfang hatte Paul Weiss noch darauf hingewiesen, so gut es eben ging, dass er kein Dottore sei, sondern ein »ingeniere« , ein Ingenieur, später hatte er es sein lassen - kamen sie zum Büro von Stefano Lo Mele, und Paul Weiss sah seine Chance gekommen, die wohl noch eine weitere halbe Stunde dauernde Begrüßungstour abzukürzen.
    »Ich möchte mich gerne etwas mit Herrn Lo Mele unterhalten«, sagte er zu Greco.
    »Gerne«, sagte Greco mit servilem Unterton. »Soll ich Sie nachher weiter durch den Betrieb führen?«
    »Ich denke, das wird nicht nötig sein. Ich komme nachher zu Herrn Trombetta vor, dann sehen wir weiter.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Greco und verabschiedete sich.

    »Nice to meet you« , sagte Stefano Lo Mele.
    »Ich freue mich auch, Sie kennenzulernen«, antwortete Paul Weiss.
    »Haben Sie schon einen Überblick über unser Unternehmen bekommen?«
    »So ungefähr«, sagte Paul Weiss.
    »Ich möchte Sie nicht langweilen«, fuhr Stefano Lo Mele fort, »eigentlich ist für Sie ja eh nur der Logistiksektor wichtig, oder?«
    »Wir pflegen eigentlich eine ganzheitliche Sicht auf unser Unternehmen, aber im Grunde haben Sie recht.«
    Paul Weiss war überrascht, dass ihm das englische Wort für »ganzheitlich« einfiel.
    Dann erklärte ihm Lo Mele sehr gut durchstrukturiert und nicht zu ausführlich, wer welche Kompetenzen im Unternehmen hat und wie die Strukturen historisch gewachsen sind. Manchmal ließ er durchblicken, allerdings nur sehr dezent, was von dem einen oder anderen Kollegen zu halten sei. Auch Probleme sprach er an. Paul Weiss merkte, dass er mit ihm gut zusammenarbeiten können wird. Das überraschte ihn, er hatte eher mit einem Widersacher gerechnet. Aber offensichtlich war Lo Mele lösungsorientiert wie er selber auch, und außerdem, so schien es, hatte er in der Vergangenheit mit seinen Vorschlägen kein Gehör bei Trombetta gefunden. Wohl auch, weil Biagio Greco ihn stets abbügelte, der immerhin der stellvertretende Chef war, auch wenn klar wurde, dass Lo Mele nicht glaubte, dass er das Zeug dazu hatte.
    »Der ist eher ein Portaborse «, war ihm einmal rausgerutscht, auf Italienisch, vielleicht war es auch Absicht. Doch Paul Weiss verstand nicht, dass das Taschenträger hieß und damit auch nicht das Bild, das hinter dieser Bezeichnung steckte: Nämlich ein Mensch, der keine eigene Meinung hat, sondern seinem Chef immer nur nach dem Mund redet und ihm ansonsten wie ein Diener die Tasche hinterherträgt.
    Was ist diesmal schief gelaufen?
    Eigentlich ist das erste Treffen doch gar nicht so schlecht gelaufen. Paul Weiss mochte nicht »Dottore« genannt werden, da er keinen Doktortitel hat. Doch er sollte froh sein, dass

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