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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandro Mattioli
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Barpersonal zumindest fragen, ob man sich hinsetzen kann. Der Hintergrund ist: Der Preis des Espresso ist nur deshalb so niedrig, weil man kurz am Tresen stehen bleibt, die Tasse leer trinkt und wieder geht. Häufig haben Bars zweierlei Preise: für Getränke im Stehen (»al banco«) und am Tisch (»al tavolo«) . Meistens ist es auch kein Problem, sich am Tresen etwas zu bestellen und sich kurz hinzusetzen. Aber: Es gehört zum guten Ton, vorher zu fragen.
    Was können Sie besser machen?
    Fragen Sie. Und wenn der Barista darauf besteht, dass Sie den höheren Preis bezahlen müssen, streiten Sie nicht mit ihm, sondern bezahlen einfach. Bedenken Sie, dass Sie in Deutschland für jeden Espresso ohnehin mindestens einen Euro mehr auf den Tresen legen müssten, dann können Sie also auch hier auch noch etwas mehr ausgeben.

Wie Paul Weiss einfach zu Dr. Weiss hochgestuft wird
    In Italien gibt es weit mehr Präsidenten als in Deutschland
    Er fuhr dann schließlich doch mit seinem zerschrammten Wagen auf den Parkplatz. Italienische Unternehmen wirkten immer, als ob auf ihrem Gelände hochgeheime Dinge vonstattengingen: Oft wurden Sie von einem Doppeltor aus massiven Eisenstäben abgeschrankt, je weiter im Süden, desto massiver. Auch die Pelaccia s.r.l. verschanzte sich hinter einem solchen massiven Gitter. Wenn man heute in ein Unternehmen eindringen möchte, dachte Paul Weiss, dann tut man das nicht mehr nachts und heimlich und mit einem Einbruch. Dann geht das über das Kapital. Man kauft sich ein, kauft das Wissen, kauft das Personal. Die wirksamste Form von Industriespionage. Wer das Geld hat, kann sie sich leisten. Paul Weiss merkte, dass er eine ganz schön negative Meinung über Fusionen hatte – obwohl er selber gerade am Gelingen einer solchen mitarbeitete. Aber er war wohl zu sehr Schwäbisch geprägt, als dass er das grassierende Fusionsfieber gut heißen konnte.
    Paul Weiss klingelte und das schwere Tor öffnete sich spielend leicht und ohne ein Quietschen, ohne ein Schnarren, als wiege es nur wenige Kilo. Es schwenkte gleichmäßig nach innen. Weiss war begeistert von der Konstruktion. Er stellte seinen Wagen so ab, dass die Schramme nicht gleich zu sehen war.
    Ihm war gesagt worden, er werde am Eingang empfangen. Doch am Eingang war niemand. Paul Weiss fand sich in einem langen, grau gestrichenen Flur. An der Wand hingen verblichene Poster mit Ansichten von Capri. Nach den Autos darauf, schätzte Paul Weiss, waren sie mehrere Jahrzehnte alt. Am Ende des Flures stand eine schwarze Ledercouch. Paul Weiss überlegte, ob er sich hinsetzen und einfach warten sollte, doch er hielt es für besser, aktiv zu wirken und nach seinem Gesprächspartner zu suchen. »Jacopo Trombetta« las er von der Visitenkarte ab, die er in der Einstecktasche seines Anzuges aufbewahrt hatte. Er würde einfach in einem Büro nach ihm fragen, Trombetta war der Chef hier, seine Mitarbeiter wüssten wohl, wo sich sein Büro befindet.
    Am Ende des Flures links, kurz vor der Couchgarnitur, war eine Tür angebracht, die einen kleinen Ausklapptresen hatte. Über diesem Tresen befand sich eine Plexiglasscheibe, die mit Schlitzen versehen war, sodass die Mitarbeiter im Inneren des Büros hören konnten, was man vor diesem arg improvisierten Empfang sagte. Paul Weiss schaute hinein, ein Angestellter saß vor einem Computer und tippte lustlos irgendwelche Adressen in das System. Er bemerkte Paul Weiss nicht. Die Büromöbel sahen alt aus, auf der Mitte des Doppel-Schreibtisches trocknete eine Pflanze vor sich hin. Man sollte vielleicht wenigstens dieses Empfangszimmer etwas modernisieren, dachte sich Paul Weiss, er wird es seinem Chef vorschlagen. Und dann am besten noch den Flur in einem freundlichen Weiß streichen, das wäre auch eine elegante Möglichkeit, die verblichenen Poster abzuhängen. Vielleicht hing einer der Mitarbeiter hier besonders an den Bildern, man konnte ja nie wissen.
    »Entschuldigen Sie!« rief Herr Weiss durch die Schlitze.
    Keine Regung.
    »Entschuldigen Sie!«
    Der Mann tippte noch ein paar Zeichen in seinen Computer, dann schaute er stumm auf.
    »Wo finde ich denn Herrn Trombetta?«
    Der Mann wies mit dem Zeigefinger nach oben, ohne ein Wort, dann wendete er sich wieder seiner stupiden Arbeit zu.
    Naja, wenn ich so eine idiotische Arbeit machen müsste, würde ich wohl auch komisch werden, dachte sich Paul Weiss. »Wo geht es denn nach oben?«
    Der Mann wies mit dem Daumen über seine Schulter nach hinten.
    Wenn ich

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