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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandro Mattioli
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etwas komplizierterer Natur sind, habe ich Herrn Lo Mele gebeten, für mich zu übersetzen. Ich werde in Englisch sprechen. Entschuldigen Sie bitte, dass ich nicht besser Italienisch spreche.«
    Paul Weiss schaute in interessierte Gesichter. Das war also ein guter Anfang gewesen, dachte er sich. Stefano hatte ihm geraten, ein paar einführende Worte in Italienisch zu reden. Eine gute Idee.
    »Sie wissen wie ich, dass die Pelaccia s.r.l. wirtschaftlich schwierige Zeiten hinter sich hat, oder besser gesagt, noch mitten drin steckt«, sagte Paul Weiss und ließ dann eine Pause, damit Stefano Lo Mele übersetzen konnte.
    »Wir, die Hermann Koch GmbH, möchten das ändern, und dazu bin ich hier. Wir möchten das gemeinsam mit Ihnen hier, mit allen Beschäftigten der Pelaccia s.r.l., ändern. Und wir hoffen auf Ihre Bereitschaft.«
    Lo Mele übersetzte. Vereinzelt nickten die Zuhörer von Paul Weiss. Trombetta saß unberührt da, atmete tief und hatte die Arme vor seiner mächtigen Brust verschränkt.
    »Ich habe mich in den vergangenen Tagen mit vielen von ihnen unterhalten und möchte Ihnen dafür danken. Ich glaube, mir sind dabei einige Dinge aufgefallen, die man verbessern könnte. Und ich bin gespannt, ob Sie mir dabei zustimmen werden.«
    Stefano Lo Mele übersetzte wieder.
    »Ich habe eine Präsentation vorbereitet, die ich Ihnen nun zeigen möchte. Im Anschluss werden wir dann darüber diskutieren.«
    Paul Weiss zeigte das erste Bild. Es zeigte seinen Chef Hermann Koch, einen großen, hageren, stets aufrecht dastehenden Mann. Er war quasi ein Gegenentwurf zu Jacopo Trombetta. Koch blickte streng und gerecht drein.
    »Mein Chef ist eigentlich viel netter als er aussieht. Er hat mir sogar einen Autounfall hier in Rom verziehen.«
    Es kam Gelächter im Publikum auf.
    »Aber in beruflichen Dingen kann er sehr hart sein. So hat er eine Maßnahme eingeführt, die zunächst überhaupt keine Freunde in der Belegschaft fand: die Null-Fehler-Toleranz. Er will, dass wir perfekt arbeiten – und leider vergisst er auch manchmal, dass das nicht geht.«
    Wieder eine Übersetzungspause.
    »Aber inzwischen hat sich einiges geändert: Seit die Null-Fehler-Toleranz gilt, sind wir besser geworden. Die Rücklaufquote ist geringer geworden und wir konnten unsere Preise sogar leicht anheben. Und wissen Sie, was auch mich überrascht hat: Auch bei unseren Mitarbeitern ist die Maßnahme beliebt. Weil sie Gleichheit schafft. Weil alle gleich gut arbeiten müssen. Und damit kein Schlendrian mehr toleriert wird.«
    Stefano Lo Mele fragte kurz nach, was Schlendrian (Paul Weiss hatte von »sloppiness« gesprochen, Stefano Lo Mele hatte das Wort im Leben noch nicht gehört) genau bedeute, dann übersetzte er.
    Paul Weiss sah in die Gesichter seiner Zuschauer, die rund um das Rechteck aus weißen Bürotischen saßen. Sie sahen ungläubig drein. Nur Trombetta hatte ein zufriedenes Lächeln in seinem Gesicht stehen. Perfektion war selbstverständlich etwas, was ihm als Chef gefiel, und den Schlendrian zu tilgen, schien ihm ein sinnvolles Unterfangen zu sein. Paul Weiss hatte einmal zu ihm gesagt, dass man seine Mitarbeiter dazu bringen müsse, aus eigenem Antrieb gut arbeiten zu wollen, das sei besser, als mit Strenge und Drohungen zu arbeiten. »Ich glaube nicht, dass meine Leute arbeiten wollten, wenn sie es nicht müssten«, hatte Trombetta entgegnet. Er habe ein zu schlechtes Bild von seinen Mitarbeitern, meinte Paul Weiss daraufhin zu Trombetta, er habe die Belegschaft der Pelaccia s.r.l. in seinen Gesprächen als ziemlich motiviert erlebt.
    Dass er auch in der Pelaccia s.r.l. die Null-Fehler-Toleranz einführen wolle, sagte Paul Weiss, und zeigte dann mehrere Fehlerquellen auf, die besonders dringend beseitigt werden müssten. Weiss hatte dazu sogar Fotos mit seiner Digitalkamera aufgenommen. Was er dabei nicht bedacht hatte: Er wollte eigentlich nur die Arbeitssituation zeigen. Doch natürlich waren auf den Aufnahmen auch Mitarbeiter zu sehen. Sie mussten sich wohl an den Pranger gestellt fühlen.
    »Es geht hier überhaupt nicht um die Mitarbeiter«, flocht Weiss spontan in seinen Vortrag ein, nachdem er gesehen hatte, dass einige der Fotomodelle in der Zuhörerschaft sich unangenehm berührt fühlten und den Blick senkten. »Es geht darum, dass wir nicht mehr weiter mit fehleranfälligen Abläufen häufiger Fehler produzieren.«
    Lo Mele übersetzte.
    »Wir werden aus diesem Grund auch ein neues Computersystem einführen, das mit den

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