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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandro Mattioli
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leidenschaftliche politische Diskussionen, Fernsehsendungen oder um das Flanieren auf der Straße geht. Nur manchmal bekommt das schöne Gewand einen Riss: dann nämlich, wenn Paare lauthals und gestenreich streiten. Dann ist auf einmal egal, was die anderen denken könnten, dann fallen böse Worte und so manche Indiskretion findet ihren Weg zu Ohren, für die sie nicht gedacht ist. Doch dafür hat man im emotionsfreundlichen Italien Verständnis. Was raus muss, muss halt raus.
    Diese Liebe zur bella figura erstreckt ansonsten auf fast alle gesellschaftlichen Felder: Natürlich ist man in Italien offiziell gläubig, selbst wenn es mit dem Praktizieren des Glaubens nicht immer weit her ist. Natürlich sind Kirchen prächtigst ausgestattet, natürlich werden Heiligenstatuen getätschelt, selbst wenn man vielleicht gar nicht daran glaubt. Natürlich werden Reliquien verehrt, auch wenn man ihnen gar keine Bedeutung zubilligen mag. Und natürlich würde nie jemand sagen, dass man nicht an so etwas glaubt.
    Manche werfen den Italienern deshalb vor, scheinheilig zu sein, im eigentlichen wie im übertragenen Sinn. Aber so ist es nicht, denn letztlich handelt es sich dabei einfach um einen anderen Glauben, der viel Wert auf die Apparenza legt und weniger auf den Inhalt. Und es wäre wohl nicht verkehrt, von solch hohen Dingen wie dem Glauben eine Linie zu so banalen Vorgängen wie dem Squillo -Schicken per Handy zu ziehen. Beides sind in Italien demonstrative Akte. Getreu dem Motto: Du bist, was Du zu sein scheinst.
    Noch eine kleine Anmerkung zum Schluss: Irgendwann sagt Catarina zu Franziska: »Gib mir mal die Flasche rüber!« Das wäre im Deutschen vergleichsweise unhöflich, da das »Bitte« fehlt. Im Italienischen ist das anders. Obwohl Italiener sich sehr viel darauf einbilden, ein Volk zu sein, das Freundlichkeit und Höflichkeit hoch schätzt, wird das Fehlen des »Bitte« im Normalfall nicht als unhöflich empfunden.
    Was können Sie besser machen?
    Lachen Sie nicht über die Liebe der Italiener zum positiven Erscheinungsbild. Denn zum einen haben Sie sich sicher auch schon einmal bewundernd über die Eleganz der Kleidung geäußert. Zum Zweiten fahren Sie nach Rom, um die Pracht der Kirchen zu sehen. Und zum Dritten denken Sie an die Menschen in Jogginganzug, Pantoffeln und Unterhemd, die durch deutsche Einkaufsstraßen schlendern. So hat eben jede Medaille zwei Seiten.

Wie Paul Weiss an Jacopo Trombettas Ehre kratzt
    Entscheidungen werden im stillen Kämmerlein getroffen
    Paul Weiss hatte sich eine ganze Weile die Arbeitsprozesse in der Pelaccia s.r.l. angesehen, genau genommen rund zehn Tage lang. Er hatte mit vielen Mitarbeitern gesprochen und einige Ideen, wo man etwas verbessern könnte und wo etwas im Argen lag. Er wusste, dass das Treffen, an dem er seine Ergebnisse vorstellen wollte, keineswegs ein leichtes werden würde.
    Im Hotel grüßten ihn die Portiers Elia und Simone inzwischen beide bei Namen. Manchmal plauderte er mit ihnen, sie waren Studenten und verdienten sich mit der Arbeit etwas dazu. Manchmal fragte er sie auch um Rat. Die beiden reagierten dann immer gleich, obwohl sie gänzlich unterschiedlich waren: Sie sagten, sie kennen sich mit der Materie ja nicht aus, aber sie würden es an Paul Weiss‘ Stelle vielleicht so machen. Oder so. Und so sei ja auch noch eine Möglichkeit. Im Grunde wusste Weiss hinterher so viel wie zuvor, aber manchmal brachte auch nur das Darübersprechen ihn auf einen neuen Gedanken. Mit Franziska konnte er seine Arbeitsdinge kaum bereden. Sie hatte sich zwar interessiert gezeigt, als er es einmal versucht hatte. Doch viel zu sagen hatte sie ihm dazu nicht. Dafür konnten sie sich aber sonst ganz gut unterhalten, inzwischen, und das war Paul Weiss bedeutend wichtiger.
    Er mochte eigentlich keine Powerpoint-Präsentationen, hielt sie oft für eine bloße Erfüllung der Pflicht, so auch dieses Mal. Doch um eben dieser Pflicht zu genügen, hatte er ein paar Schaubilder vorbereitet. Da es dabei um recht komplexe organisatorische Dinge ging, hatte ihn die Arbeit daran fast zwei Tage gekostet.
    Mit seinem BMW fuhr er zur Pelaccia s.r.l. Er hatte den Weg schon oft zurückgelegt, doch heute schweiften seine Gedanken immer wieder ab zu der Präsentation, dabei musste er doch all seine Aufmerksamkeit dem römischen Verkehr widmen. Da das Fahren in Rom deutlich chaotischer als in Deutschland vonstattenging, musste man seine Augen dort stets überall haben: vorne und hinten

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