Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
sind aber auch komisch!
Was können Sie besser machen?
Hätte Tom seinen Mund gehalten, dann wäre alles korrekt über die Bühne gegangen. Wo ist das Problem? Das Problem ist, dass man in Spanien beim Zahlen nicht über das Geld spricht. Man bittet um die Rechnung, sie wird auf einem Tellerchen gebracht, man legt das Geld darauf, der Kellner nimmt es mit, bringt das Wechselgeld, man lässt das Trinkgeld, das man geben möchte – etwa zehn Prozent, wie bei uns – darauf liegen und geht. Und das alles ganz OHNE WORTE.
Was steckt dahinter? Irgendwie widerspricht es der Berufsehre eines Kellners, sich über Geld allgemein und Trinkgeld im Besonderen zu unterhalten. Er ist für das Bestellen, das Bringen von Getränken und Speisen und die Zufriedenheit der Gäste zuständig. Aber er will nicht mit ihnen über Geld diskutieren.
Natürlich freut sich auch ein spanischer Kellner über Trinkgeld, ja, er erwartet es sogar. Aber er will nicht darüber reden (müssen). Damit wird auch ein gönnerhaftes »stimmt so« im Grunde nicht nur als überflüssig, sondern sogar als peinlich empfunden. Wenn Sie mit Kreditkarte bezahlen, dann legen Sie dem Kellner am besten beim Unterschreiben des Belegs das Trinkgeld mit dazu.
Ganz auf das Trinkgeld zu verzichten, ist ziemlich unhöflich, weil die Menschen in den Serviceberufen sehr schlecht verdienen und auf Trinkgeld angewiesen sind. Ausnahme: Sie waren mit dem Service völlig unzufrieden und haben z.B. das Essen reklamiert. Auch Zimmermädchen, Gepäckträger und Taxifahrer freuen sich über Trinkgeld. Beim Friseur ist es dagegen in Spanien ganz unüblich, Trinkgeld zu geben. Sie können natürlich eines geben, aber es wird nicht erwartet.
Noch ein Tipp: Wenn Sie in einer größeren Runde zum Beispiel Tapas essen gehen, dann wird der gesamte Rechnungsbetrag einfach intern durch die Anzahl der Anwesenden geteilt und jeder gibt seinen Teil. Sollten Sie dreimal so viel wie die anderen gegessen oder getrunken haben, so geben Sie eben dreimal so viel. Ansonsten: Seien Sie nicht zu pingelig. Sie würden sich sehr unbeliebt machen, wenn Sie anfingen, die Rechnung zu zerpflücken und Ihren eigenen Anteil mit dem Taschenrechner zu ermitteln, und sich weigerten, auch nur einen Cent mehr zu bezahlen. Werden Sie in einer Kneipe von Freunden, Bekannten oder Kollegen eingeladen, so achten Sie darauf, dass Sie im Gegenzug in der nächsten Kneipe die nächste Runde oder an einem anderen Tag die Rechnung übernehmen. Spanier sind meist wirklich sehr großzügig, man lädt Sie gern ein, gerade als Gast im eigenen Land. Aber es sollte für Sie selbstverständlich sein, dass Sie sich nicht nur aushalten lassen, sondern auch selbst die anderen einladen, um sich nicht den Ruf eines Schnorrers zu erwerben. Wenn Sie sich verbal gegen die üblichen »Heute bezahle ich«-«Nein, ich«-Spielchen Ihrer spanischen Freunde oder Kollegen nicht durchsetzen können, dann regeln Sie das direkt mit dem Kellner, an der Theke, ohne dass die anderen es mitbekommen und weiter protestieren können. So spielen Sie das Spiel mit und werden als vollwertiger Mitspieler anerkannt.
Hoy pago yo – heute zahle ich
Dieses Spiel ist ein regelrechtes Ritual in Gruppen, in der Regel ein Männerspiel. Wenn es ans Zahlen geht, fängt einer an und sagt: Hoy pago yo [oi pa go jo] (Heute zahle ich). Ein anderer protestiert lautstark, das käme überhaupt nicht in Frage: ¡No, yo pago! (Nein, ich bezahle.) Dann drängelt sich ein Dritter vor: Chicos, yo pago la cuenta [ tschi kos jo pa go la kuen ta] (Leute, ich übernehme die Rechnung). Usw. usf.
Der Kellner drückt dann dem Hartnäckigsten irgendwann die Rechnung in die Hand. Er ist der »Sieger«. Was für die anderen, die »Verlierer«, heißt: Beim nächsten Mal ist einer von ihnen an der Reihe.
6. Hola, soy Lena Roth
oder: Wer schüttelt wem die Hand?
Nach ihrem wunderbaren Abendessen haben sich Lena und Tom bei einem letzten Absacker in der Bar voneinander verabschiedet. Tom wird noch ein paar Tage in Nerja bleiben und dann nach Madrid weiterreisen. Lena ist am nächsten Tag mit dem Bus nach Alicante gefahren. Dort hat sie sich für einen Intensivkurs an einer renommierten Sprachenschule angemeldet. Über die Schule hat sie eine Adresse für eine Wohngemeinschaft zusammen mit anderen Studentinnen bekommen.
Piso compartido – die WG
WGs heißen in Spanien pisos compartidos (geteilte Wohnungen). Sie sind nicht nur für Studierende oder Sprachstudenten ideal. Wenn
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