Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
nicht satt zu kriegen sind! Sie werden also angesichts eines blanken Tellers immer genötigt werden, noch ein bisschen mehr zu nehmen, noch einen Teller und noch einen. Wenn Sie das NICHT möchten, lassen Sie einfach einen kleinen Rest auf Ihrem Teller liegen und versichern Sie auf Nachfrage, es habe sehr fein geschmeckt, aber nun seien Sie wirklich satt: Gracias, estaba delicioso, pero estoy satisfecho (wenn sie ein Mann sind)/ satisfecha (wenn Sie eine Frau sind) [ gra thias, es ta wa deli thjo so, pe ro es toi satis fe tscho/satis fe tscha].
Mit Getränken läuft es ganz genauso. Sobald Sie Ihr Weinglas ausgetrunken haben, wird Ihnen Ihr Gastgeber oder Ihre Gastgeberin nachschenken oder eine neue Flasche Bier aufdrängen. Vermeidungsstrategie ist auch hier: einfach einen Rest im Glas belassen.
Und auch im Restaurant gilt es als unfein, alles bis auf den letzten Rest aufzuessen. Das wirkt gierig und ausgehungert. Eben so, wie niemand gerne wirken möchte.
5. La cuenta, por favor
oder: Wie geht das nun mit dem Bezahlen?
Wir haben gesehen, dass für Tom nach dem Drei-Gänge-Menü im Restaurante Casa Pepe nun die Welt wieder in Ordnung ist. Die zweite Karaffe Rotwein ( vino tinto ) ist geleert, der hausgemachte Karamellpudding ( flan casero ) ist gelöffelt. ¿Café? , ruft ihm der mittlerweile ausnehmend nette und sympathische Kellner im Vorübergehen zu. Natürlich, jetzt ein Espresso als krönender Abschluss. Lena möchte um diese Uhrzeit keinen Kaffee mehr, sonst kann sie nachts nicht schlafen. Aber wer denkt denn jetzt schon ans Schlafengehen? Ach so, es ist schon 23 Uhr vorbei. Das hat Tom gar nicht gemerkt. Das Lokal ist immer noch voll, manche Gäste sind noch mit dem Hauptgang beschäftigt, sogar Kinder sitzen noch mit am Tisch und schlürfen Limonade oder bekommen von den Kellnern Lollis geschenkt. Ältere Kinder sitzen mit ihren Gameboys am Tisch und tippen völlig versunken darauf herum. Zwei Schulkinder spielen hinten bei den Toiletten Fangen, es ist ein ziemliches Remmidemmi, aber keiner scheint sich daran zu stören. »Ganz schön laut, das Jungvolk«, bemerkt Tom. »Aber die dürfen hier wohl alles.«
Ob sie alles dürfen, darf bezweifelt werden. Aber Spanien ist ein sehr kinderfreundliches Land. Und eines, das lange eine der niedrigsten Geburtenraten in Europa hatte. Nun steigt sie in den letzten Jahren wieder an, vor allem dank der Immigrantinnen und Immigranten aus Nordafrika, insbesondere aus Marokko, die in Spanien leben und arbeiten.
»In Spanien sind Sommerferien, du Miesepeter. Die Kinder müssen morgens nicht aufstehen und zur Schule gehen«, weiß Lena. »Weißt du eigentlich, dass ein Spanier, pardon, ein Katalane, den Lolli erfunden hat?« Nein, das weiß Tom nicht. »Es war 1958, als Eric Bernat ein Bonbon am Stiel erfunden hat. Er nannte es Chupa Chups [ tschu pa tschups] und hat bis 2005 jährlich Milliarden von Lollis in die ganze Welt verkauft. Dann hat er die Firma verkauft. Und weißt du, wer das Chupa-Chups-Logo entworfen hat? Der katalanische Maler Salvador Dalí, der mit dem gezwirbelten Schnurrbart und den brennenden Giraffen.«
Salvador Dalí
Salvador Felipe Jacinto Dalí i Domènech (1904–1989) war Katalane, Exzentriker, surrealistischer Maler und als Künstler regelrecht eine – nicht unumstrittene – Marke. Er zwirbelte seinen Schnurrbart und hielt sich einen zahmen Ozelot als Haustier.
Mit seiner Frau Gala, die zugleich seine Muse war und für viele Gemälde Modell stand, lebte er in einem Haus in der Bucht von Portlligat in Katalonien und auf Schloss Púbol, das er mit Kitsch und Kunst ausstattete. 1982 wurde ihm vom spanischen König eine Ehrung zuteil, die zum Exzentriker Dalí passte: Er verlieh ihm den (Fantasie-)Titel eines »Marquis von Púbol«.
Bekannt wurde der Maler Dalí für seine surrealistischen Bilder mit zerrinnenden Uhren, brennenden Giraffen und anderen alptraumhaften Visionen. Dass Dalí die Fähigkeit und technische Meisterschaft besaß, wie die alten Meister zu malen, erkennt man in Bildern wie der »Madonna von Portlligat« (die das Gesicht seiner Frau Gala hat) oder dem »Bahnhof von Perpignan«.
Den spanischen Bürgerkrieg und die ersten Jahre der Franco-Diktatur verbrachte Dalí in den USA. Seine Haltung zum Faschismus und zur Diktatur war nicht ganz eindeutig. Kritiker bezeichneten ihn als »Francos Hofnarren«.
Salvador Dalí hat auf jeden Fall sehr viel Geld mit seiner Kunst verdient. Und er ist einer der wenigen, wenn nicht
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