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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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der einzige Maler, der sich zu Lebzeiten bereits sein eigenes Museum in seiner Geburtsstadt Figueres einrichtete: das Teatre-Museu Dalí. Figueres liegt wenige Kilometer hinter der französischen Grenze, direkt an der Autopista del Mediterráneo. Wenn Sie dort, z.B. auf dem Weg nach Barcelona, vorbeikommen, sollten Sie es sich unbedingt ansehen.

    »Ach den meinst du«, sagt Tom, »den kenne ich! Was du übrigens alles weißt! Sag mal, weißt du jetzt eigentlich auch, wie das mit dem Bezahlen geht? Oder bist du in deinem schlauen Buch noch nicht soweit?«
    Lena schüttelt den Kopf. »Ich weiß nur, dass zahlen pagar heißt.« Tom findet das wunderbar. Und als der Kellner seinen Espresso bringt, sagt er prompt: » Pagar. «
    » ¿La cuenta? « Der Mann versteht offenbar, worauf Tom hinaus will.
    » Sí, sí, la cuenta, por favor. « Lena erinnert sich plötzlich, dass sie das doch schon mal irgendwo gehört oder gelesen hat, wahrscheinlich in ihrem Spanisch-in-30-Tagen-Lehrbuch, kurz bevor sie den Katalanen im Flugzeug zum Verstummen brachte.
    Ach so, die Rechnung, la cuenta , denkt Tom und leert sein Zuckertütchen in die Espressotasse. Der Kellner kommt zurück und stellt ein Tellerchen auf ihren Tisch. Tom denkt, er bekommt vielleicht einen Keks, ein Bonbon oder einen Lolli zum Kaffee. Aber nein, auf dem Teller liegt nur die Rechnung. Tom trinkt seinen Espresso aus und winkt den Kellner mit dem Tellerchen an den Tisch. Tom und Lena sitzen beide mit gezückter Brieftasche am Tisch, aber der Kellner hat seine Geldbörse anscheinend gar nicht mitgebracht, starrt den leeren Teller mit der Rechnung an, dann Lena, dann Tom. Doch dann scheint er zu begreifen: » ¿Por separado? «, fragt er und die beiden können sehen, wie ihm der Schweiß auf der Stirn steht.
    » Sí, sí, separado. Getrennt, genau!«, antwortet Tom. »Er hat’s geschnallt!«
    Der Kellner hastet davon und ward für lange Zeit nicht mehr gesehen.
    Was ist da schiefgelaufen?
    Sie ahnen es bestimmt schon: In Spanien ist es absolut unüblich, getrennt zu bezahlen. Und das hat nichts mit Machismo zu tun. Es ist nicht so, dass der Mann immer seine Begleiterin einladen müsste. Genauso gut könnte Lena Tom einladen. Oder sie könnten zusammenlegen und den Rechnungsbetrag untereinander teilen, wenn sie unbedingt möchten. Aber damit wird in Spanien nicht der Kellner behelligt! Der möchte einfach die Rechnungssumme von wem auch immer beglichen haben, und sonst gar nichts. Und er möchte auf keinen Fall auflisten und zusammenrechnen müssen, wer was gegessen und getrunken hat. Auch nicht, wenn mehr als zwei Menschen am Tisch sitzen, die weder miteinander verwandt noch verschwägert sind. Eine Rechnung, eine Summe, die auf das Tellerchen gelegt wird. Der Kellner holt das Tellerchen ab und bringt das Wechselgeld. Das ist alles. Komplizierter sollte es nicht sein.

    Nachdem der Kellner nicht mehr wiederkommt, fällt Tom schließlich doch die richtige Lösung ein. Er erinnert sich daran, was Großzügigkeit bedeutet, und dass er auch mal Gentleman sein könnte. Wenigstens im Urlaub. Er bricht den Rechenvorgang ab, der bei Lena schon in vollem Gang ist, nimmt ihr die Rechnung, deren Beträge sie gerade dabei ist aufzuteilen, aus der Hand, sagt gönnerisch »du bist eingeladen« und kramt einen Schein aus der Geldbörse. Als hätte der Kellner diesen Sinneswandel aus dem Augenwinkel von der Theke aus beobachtet, kommt er auch gleich angeschossen und will Teller und Geldschein mitnehmen. Da sagt Tom: »Forty.« Der Kellner erstarrt. Was will dieser Gast nun schon wieder von ihm? Der Rechnungsbetrag lautet 37,50 Euro, der guiri ► legt einen 50-Euro-Schein hin und sagt 40? Was um Himmels Willen meint er?

    Guiri [ gi ri], Sie erinnern sich vielleicht, ist die nur leicht abschätzige Bezeichnung für den Touri, also den Touristen, in Spanien.

    Um die leidige Diskussion abzukürzen, nimmt der Kellner ihm den Fünfziger aus der Hand, legt ihn auf den Teller und verschwindet damit Richtung Tresen. Tom sieht ihm mit offenem Mund hinterher. Als er zurückkommt, liegt das komplette Wechselgeld auf dem Teller. »Ich habe doch gesagt 40«, wundert sich Tom. Er steckt zehn Euro ein, den Rest lässt er als Trinkgeld liegen. Dann warten Lena und er, bis der Kellner seinen Teller abholt, und Tom ruft ihm ein »it’s okay, for you« nach. Was den Kellner noch einmal zusammenzucken lässt.
    »Was hat er denn schon wieder?«, wundert sich Tom und schüttelt den Kopf. Diese Spanier

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