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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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erfüllen und das usted (Sie) irgendwann ganz überflüssig machen.

7. Buenos días oder buenas noches ?
    oder: Wo ist denn da die Logik, bitteschön?
    Während Lena ihr WG-Zimmer bezieht, macht Tom immer noch Urlaub in Nerja. Vormittags geht er an den Strand, natürlich in Shorts und Badeschlappen, mittags zieht er sich ins Hotel zurück, macht ein Mittagsschläfchen während der heißesten Stunden des Tages, und nachmittags geht er am liebsten shoppen. Die kleinen Läden mit ihrem großen Warenangebot haben es ihm angetan. Er liebt es, Haushaltswarenläden zu durchstöbern, Fotogeschäfte, auch Elektronikläden. Besonders begeistern ihn die chinos [ tschi nos]. Das sind Billigläden und Ein-Euro-Shops, die von Asiaten, Chinesen, Vietnamesen, so genau kann Tom das nicht erkennen, geführt werden. Manche sprechen ungefähr so schlecht spanisch wie Tom, vielleicht hält er sich deshalb gern dort auf.

    Früher, vor Einführung des Euro, hießen die Ein-Euro-Läden »Todo a cien«, also »Alles für 100«, und gemeint waren cien pesetas (100 Peseten). Seit 2002 ist die Pesete als Zahlungsmittel abgeschafft, übrigens auch in Andorra. Folglich ist der langjährige Trinkspruch Salud, amor y pesetas (Gesundheit, Liebe und Peseten) veraltet. In der Form Salud, amor y dinero (Gesundheit, Liebe und Geld) gilt er heute genauso wie vor der Währungsunion.

    Überall blinkt und glitzert es und die Neonfarben sind schrill bis schockierend, es riecht nach Plastik und Chemie, aber Tom freut sich über all die kleinen Entdeckungen, die in diesen Läden möglich sind. Der Nachtportier in seinem Hotel hat ihn zwar ausdrücklich gewarnt, als Tom ihm von seiner Leidenschaft für die chinos erzählte. Er solle gut aufpassen, in diesen Läden geschähen seltsame Dinge. Kunden würden in Hinterzimmer verschleppt und später fände man sie irgendwo mit einer dicken Narbe und allenfalls einer einzigen Restniere. Increíble das Ganze, wirklich unglaublich!
    Chino oder nicht, woran sich Tom langsam gewöhnt, ist, dass alle kleineren Läden am Nachmittag geschlossen haben, und zwar sehr lange. Die meisten machen gegen 14 Uhr zu und dann erst um 16:30 oder 17 Uhr wieder auf. Das findet er nun wiederum wirklich unglaublich. Natürlich haben sie dann abends mindestens bis 20 oder 21 Uhr auf, aber dieser Rhythmus ist schon sehr gewöhnungsbedürftig. Siesta nennt sich das, und Tom hat eigentlich gedacht, das hätte es vielleicht vor ungefähr hundert Jahren gegeben. Aber heute? Andererseits, die Hitze ist ja mittags wirklich mörderisch. Zumindest wenn man Urlaub hat, kann man sich glatt dran gewöhnen, sich dann aufs Ohr zu hauen, und erst gegen Abend langsam anfangen, wieder lebendig zu werden.
    Nur mit den Grußformeln kommt er irgendwie noch nicht richtig zurecht. Er geht nachmittags in den minimercado , sagt buenos días und wird mit buenas tardes zurückgegrüßt. Das merkt er sich. Am nächsten Tag geht er um 13 Uhr, also eindeutig Nach-Mittag, in die Bar auf einen schnellen Kaffee, sagt buenas tardes , und wenn der Kellner ihn überhaupt grüßt, dann mit buenos días . Wo ist denn da die Logik bitteschön? Und abends, wenn er – wohlgemerkt um halb zehn – in ein Restaurant zum Essen geht, heißt es beim Hineingehen buenas tardes und erst beim Hinausgehen buenas noches [ bue nas no tsches]. Verstehe einer diese Spanier!
    Und das Beste passierte dann gestern Vormittag, als er sein Hotel verließ. Er grüßte den Portier mit buenos días . Und was sagte der? Adiós [a djos ], sagte er, und hasta luego [ as ta lue go]! Pffft!
    Was ist da schiefgelaufen?
    Eigentlich ist es ganz einfach. Wegen der Grußformeln muss man sich nun wirklich nicht verrückt machen. Sie wechseln mit den Essenszeiten. Also: bis 14 Uhr (Mittagessen) sagt man buenos días . Das bedeutet sowohl »Guten Morgen« als auch »Guten Tag«. Danach buenas tardes , »Guten Tag« oder auch »Guten Abend«, und zwar wiederum bis zum Abendessen, also bis etwa 21:30, 22 Uhr. Wenn Tom abends das Restaurant betritt, sagt er buenas tardes . Beim Rausgehen, wenn das Abendessen in Verdauung übergehen kann, heißt es buenas noches , »Guten Abend« und »Gute Nacht«. Der Gruß wird, anders als das deutsche »Gute Nacht«, nicht nur vor dem Schlafengehen verwendet, sondern kann auch so etwas wie »einen schönen Abend noch« heißen.

    Manche Leute sagen übrigens nur buenos am Vormittag oder buenas nachmittags, abends oder nachts. Das ist einfach eine Kurzform, denken Sie an Moin

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