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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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heißt pajero »Wichser«.

    »Na: León, Córdoba, Málaga, Toledo, Ronda, Altea ... Das sind doch alles Städte, oder?«
    »Mmmm«, brummt Abi. »Kenn mich nicht so aus mit Autos. Was lächelst du denn so vor dich hin?«
    »Ach nichts, ich stelle mir nur vor, es gäbe bei uns einen VW Köln oder München und einen Opel Nürnberg.«
    » ¿Ehhhhhh? Muu, Mjiu...? « Abi verzieht den Mund. Unaussprechlich, diese deutschen Namen!
    »Ah, perdón , ich meinte natürlich un Volkswagen Colonia, Múnich o un Opel Núremberg. «
    » No entiendo ni jota [no en tjen do ni cho ta]«, sagt Abi, sie verstehe nur Bahnhof.
    »Ist ja egal«, meint Lena. »Geht’s los?«
    » Sí «, nickt Rafa. » ¡Vamos, los domingueros! Auf geht’s mit den Sonntagsausflüglern!«
    »Wohin fahren wir eigentlich?«, will Lena wissen.
    »Wir fahren auf keinen Fall ans Meer und auf keinen Fall benutzen wir die Autobahn, denn da sind jetzt alle anderen domingueros unterwegs. Wir fahren hinauf in die Berge, a la montaña , auf kleinen Straßen den Río Monegre hinauf Richtung Jijona [chi cho na].«
    Alles ist verstaut und Rafa fährt endlich los. Nach circa 38 Kreisverkehr-Umkurvungen verlassen sie endlich die Stadt und bewegen sich auf einer schmalen Landstraße ohne befestigte Seitenstreifen hinauf in das Mittelgebirge. Die Landschaft ist karg, trocken und heiß, die Felsen rötlich, hier und da spärlich mit kargem Macchia-Gestrüpp bewachsen. Rafa fährt flott, aber auf der holprigen Straße kommen sie trotzdem nur langsam voran. Bei Gegenverkehr wird es manchmal sogar richtig gefährlich. Für Lena sieht es immer wieder so aus, als verschwände die Straße hinter der nächsten Biegung im Nichts. Aber bislang führt sie tatsächlich doch immer weiter, bis hinauf zu einem embalse , einem Stausee. Dort macht Rafa auf einem Parkplatz Halt, auf dem auch schon andere Autos stehen, die offenbar dasselbe Ziel hatten und die steinernen Sitzgruppen nun als Picknickplätze nutzen. Ganze Familienclans haben sich auf den Steinbänken niedergelassen und ihre bunt gestreiften Campingstühle dazugestellt. Rauchschwaden steigen von den mitgebrachten Holzkohlegrills auf. Die Tische biegen sich unter Schüsseln und Tellern. Die aufgestellten Müllcontainer sind wohl voll, denn auf dem ganzen Areal stehen Plastiktüten mit Müll herum, aus denen Plastikflaschen herausragen, wenn sie nicht sowieso separat danebenliegen und vom Wind über den Parkplatz hin- und hergerollt werden. Natürlich geht es wie immer zu, wenn mehr als zwei Spanier aufeinandertreffen: lebhaft. Kinder spielen Fangen und Radios laufen in Hörweite, damit ja keiner die Fußballergebnisse verpasst.
    Lena findet die Szenerie ziemlich bizarr. Sie kann es eigentlich gar nicht fassen, dass sie für diesen Krach und diese Ansammlung von Müll nun so weit hinaus in die Pampa gefahren sind.

    Manten tu ciudad limpia – Halte deine Stadt sauber
    Spanier sind keine Mülltrennungsweltmeister. Manchmal werden Müllsäcke oder ein kompletter Heckenschnitt einfach neben der Straße deponiert, obwohl in allen Stadtvierteln und Siedlungen Müllcontainer vorhanden sind. Das sieht meist nicht sehr schön aus und für die Müllmänner bedeutet das wilde Deponieren eine Menge Arbeit.
    In Spanien kommt die Müllabfuhr, anders als bei uns, in der Regel nachts.
    Wenn Sie das Mülltrennen in Spanien richtig machen wollen, dann merken Sie sich, was wo hineingehört:
    Grüne Container: Vidrio (Glas, getrennt nach Farben: transparente – weiß; verde – grün; ámbar – braun). Gelbe Container: Envases (Plastikflaschen, Dosen, Tetrapacks). Blau: Papel (Papier und Karton). Braun (oder dunkelgrün): Orgánico (Grünabfälle).

    Für die Natur scheint sich sowieso niemand zu interessieren, dafür umso mehr fürs Essen. »Sagt mal, wollen wir uns nicht ein bisschen bewegen nach der holprigen Fahrt und zum Stausee hinuntergehen?«, fragt Lena.
    Die beiden rollen mit den Augen. »Geh du nur, du teutonische Wandersfrau«, meint Rafa. »Ich baue inzwischen den Grill auf.«

    Für unser urdeutsches Wort »wandern« haben die Spanier nicht einmal ein eigenes Verb. »Wandern« heißt hacer senderismo , abgeleitet von sendero , »Weg«. Wandern ist in Spanien (noch?) kein Breitensport wie bei uns.

    Als Lena von ihrem Spaziergang zurückkommt – sie stellt fest, dass es tatsächlich zu heiß ist für längere Unternehmungen zu Fuß –, liegen Rafa und Abi auf der mitgebrachten Decke im Schatten und die Grillkohle kokelt vor sich

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