Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
auf denen der AVE ( Alta Velocidad Española ) fährt. Dieser befährt z.B. die 472 km lange Strecke von Madrid nach Sevilla mit streckenweise bis zu 300 km/h. Zugverbindung: stündlich. Fahrzeit: 2,5 Stunden. Die Strecke Madrid – Barcelona (rund 621 km) bewältigt der AVE sogar in der Rekordfahrzeit von zwei Stunden und 38 Minuten.
Alle deutschen Touristen verlangen am Schalter der Autovermietung nach ihrem »Ibiza«, mit Betonung auf dem ersten »I«, sodass die nette Dame der Autovermietung auch Nico sofort versteht, als er nach seinem Wagen fragt. Tom weiß, dass die Spanier [i wi tha] mit gelispeltem »th« und Betonung auf dem zweiten »i« sagen, aber er hält einfach die Klappe. Nichts ist nerviger als ein Ortskundiger wie er, der die anderen ständig mit der Nase auf ihre Fehler stupst und sie pausenlos verbessert. Nachdem alle Formalitäten erledigt sind, Nico sich für eine Vollkaskoversicherung entschieden und für die Kaution seine Kreditkartennummer hinterlassen hat, kann es endlich losgehen. Das Auto steht in der Tiefgarage. Während Tom schon die Koffer einräumen will, geht Nico mit prüfendem Auge um das Auto herum. »Was machst du da?«, fragt Annika. »Ich gucke mir genau an, ob ich irgendwelche Kratzer finde, Schrammen, schau, hier zum Beispiel. Das muss man doch gleich reklamieren, nicht dass wir hinterher dafür haftbar gemacht werden. Tom besieht sich die Mini-Kratzer und meint, Nico solle es mal gut sein lassen. In Spanien sähen alle Autos so aus, er habe jedenfalls in Madrid noch kein einziges Auto ohne Schrammen gesehen. Am schlimmsten treffe es in den engen Gassen immer die Außenspiegel, das kenne er schon. Sein Bruder besteht allerdings darauf, alles mit der Digitalkamera zu dokumentieren und mit den Beweisfotos zum Schalter der Autovermietung zu gehen. Na ja, Tom bummelt mit Annika währenddessen durch die diversen Untergeschosse des Flughafens Barajas.
»Was hat denn der Angestellte gesagt?«, will Annika wissen, als Nico zurückkommt. »Hat ihn eigentlich nicht interessiert. Es ist schon okay, sagt er, alles total normal. Kratzer sind bei Vollkasko mit versichert.«
»Dann kann’s ja endlich losgehen«, seufzt Annika. Tom, der ja nur U-Bahn in der drittgrößten Stadt Europas fährt, überlässt seinem Bruder das Steuer.
Madrid – drittgrößte Stadt der EU
Madrid hat derzeit 3,3 Millionen Einwohner – inklusive der Außenbezirke sind es sechs Millionen – und ist damit nach London und Berlin die drittgrößte Stadt der Europäischen Union. Die Stadt ist nicht nur der politische und kulturelle, sondern auch der geografische Mittelpunkt des Landes. Sie liegt am Flüsschen Manzanares in der kastilischen Hochebene, der Meseta, auf 667 Metern über dem Meeresspiegel. Madrid hat ein ausgeprägtes Kontinentalklima: » Nueve meses de invierno, tres meses de infierno «, beschreibt ein Sprichwort das Madrider Klima – »Neun Monate Winter, drei Monate Hölle«. Relativ kalte Winter und sehr heiße Sommer sind damit gemeint.
Wappentier der Stadt Madrid ist ein Bär, der unter einem Erdbeerbaum (Gattung arbutus , aus der Familie der Heidekrautgewächse) steht und von dessen Früchten nascht. Die Baumerdbeeren sind übrigens nicht süß, nicht einmal essbar, werden aber gern zu Schnaps, dem berühmten madroño [ma dro njo], verarbeitet.
»Geht das mit dem Fahren bei dir?«, fragt Annika.
»Klar. Ich weiß doch, wie Südländer Auto fahren«, sagt Nico. »Wird so sein wie in Italien: schnell, hupfreudig, zur Not auch mal bei Dunkelgelb über die Ampel.«
»Ja, und vor allem auf die Fußgänger musst du aufpassen«, sagt Tom, »die lassen sich von einer läppischen roten Ampel nicht vom Überqueren der Straße abhalten.«
»Läuft doch alles prima«, sagt Nico, während der Verkehr auf den mehrspurigen avenidas und paseos gleichmäßig dahinrollt. »Alles wie am Schnürchen.«
Als sie sich der Stadtmitte nähern – Tom wohnt sehr zentral im Viertel La Latina – werden die Straßen immer enger und einspurig, weil die rechte Spur in aller Regel zum Parken in zweiter Reihe genutzt wird. Annika hat Angst um den rechten Außenspiegel des Mietwagens, aber noch kommt Nico immer gerade so durch. Er muss unzählige Einbahnstraßen umfahren, bis sie endlich von der richtigen Seite in die Calle Dos Hermanas einbiegen, die Straße, in der Tom wohnt. Es gibt nicht den klitzekleinsten Kleinwagen-Parkplatz, sogar die zweite Reihe ist dicht, und Tom weiß auch nicht, wo man parken kann,
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