Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
als Correos , vom Preis her aber ziemlich happig.
28. El Rey y los toros
oder: König und Stierkampf: zwei potenzielle fette Fettnäpfchen
»Lena! Warum bekommen wir eigentlich immer nur Pizza, Hamburger und diese bocadillos , die belegten Brötchen, zu essen?«, fragt Lore ihre Tochter, als sie wieder einmal in einer Bar bocadillos zur Bekämpfung des ärgsten Hungers bestellt. »Und des bei der gsunden Mittelmeerdiät, die es doch hier überall geben soll«, jammert Lore. »Sowas tät mir aber schon auch mal gut, wo ich es doch eh immer so mit dem Magen zu tun hab und fettige Sachen eigentlich gar ned essen soll.«
»Das liegt doch an euch, Mutti. Wenn ihr weiter an den soliden deutschen Essenszeiten festhaltet und mit dem Essen nicht warten wollt, bis die spanischen Köche soweit sind und ihre Restaurantküchen in Betrieb nehmen, dann gibt es eben keine Mittelmeerdiät für euch«, sagt Lena zu ihrer Mutter und der schnippische Unterton tut ihr schon leid, kaum dass sie den Satz ausgesprochen hat.
»Wieso denn Mittelmeerdiät?«, fragt Heinrich, Lenas Vater. »Müssen die Spanier denn die ganze Zeit Diät halten? So dick sind die doch gar nicht.«
»Papa, die Mittelmeerdiät ist doch keine Bedrohung, es ist nicht einmal eine Diät, sondern die traditionelle Ernährungsweise in den Mittelmeerländern: Salat, Fisch, Meeresfrüchte, Gemüse, Obst. Alles wird mit Olivenöl zubereitet. Es gibt keine dicken Soßen, keinen Speck, keine Klöße.«
»Herrlich«, seufzt Lore.
»Grmmpf«, macht Heinrich.
Aceite de oliva virgen – kalt gepresstes Olivenöl: Natur pur
Es waren die Phönizier und die Griechen, die den Olivenbaum auf die Iberische Halbinsel brachten. Der Namen aceite [a thäi te] für das Öl und aceituna [athäi tu na] für die Frucht des Ölbaums, die Olive, stammt von den Arabern. Spanien ist heute weltweit der größte Produzent von Olivenöl. 80 % des spanischen Olivenöls stammt aus Andalusien, speziell aus der Provinz Jaén. Die Landschaft ist geprägt von endlosen Reihen von Olivenbäumen. Wie gekämmt sehen die Hügel und Felder aus. Von November bis Februar werden die Oliven geerntet. Man schlägt sie mit Stöcken oder pflückt sie mit Maschinen vom Baum und sammelt sie auf. Nur für die besten Olivenöle werden die Früchte direkt vom Baum geerntet und das Öl durch den natürlichen Abfluss oder geringe Kaltpressung gewonnen.
Aceite de oliva virgen extra [ wir chen ex tra] ist ein reines Naturprodukt. Das Öl ist kalt gepresst und wird aus der ersten Pressung gewonnen. Der Säuregrad liegt bei maximal 0,8 %.
Virgen bedeutet kalt gepresst, aber nicht aus erster Pressung, mit maximal 2 % Säure.
Einfaches aceite de oliva ist ein Verschnitt von viel raffiniertem und wenig nativem (kalt gepresstem) Olivenöl.
Bei der heutigen Massenproduktion reicht der traditionelle Dünger Pferdemist natürlich nicht mehr aus. Es wird Chemie eingesetzt und mit Rüttelmaschinen geerntet. Der Wasserverbrauch für die Plantagen ist enorm gestiegen. Auch deshalb spricht einiges für die hochwertigen Öle aus dem Ökoanbau, die natürlich nicht billig sind. Die Oliven reifen ohne Schadstoffe, werden kälter gepresst und die Pflanzen dürfen im Sommer nicht mit kostbarem Trinkwasser gegossen werden.
»Aber die dicken Kinder, die ich heute am Strand gesehen habe«, wendet Heinrich ein, »die essen wahrscheinlich doch Schokolade, und Pommes auch. Von Fisch und Gemüse hätten die nicht so viel Speck an die Hüften bekommen.«
»Wisst ihr was? Ich habe eine Idee. Morgen gehen wir auf den Markt, da gibt es ganz frischen Seefisch, und dann kochen wir selbst ein gesundes mediterranes Menü. Was meint ihr?«
»Hast du dich denn auch schon angepasst an die spanischen Zeiten zum Essen?«, fragt ihre Mutter besorgt.
»Ich schon, aber für euch kann ich auch wieder umschalten auf christlichere Zeiten. Machen wir einen Kompromiss? Was haltet ihr von 20 Uhr? Dann kann ich nämlich auch meine Freunde und WG-Mitbewohnerinnen einladen. Ihr seid doch neugierig, mit wem ich hier zusammenwohne.«
»Also 20 Uhr, das geht grad noch«, sagt Lore.
Lenas spanische Freunde wundern sich über die Uhrzeit für die Essenseinladung.
»Um die Uhrzeit bin ich ja noch mit den Kollegen in der Bar beim aperitivo . Da habe ich noch gar keinen Hunger«, sagt Rafa.
»Dann lässt du den aperitivo eben einmal weg«, schlägt Lena vor. »Oder du lässt die Tapas weg und trinkst nur eine caña .«
»Aber du weißt doch, dass Bier hungrig
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