Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
Verfassung würde bis dahin geändert, wofür durchaus Chancen bestehen.
Was können Sie besser machen?
Natürlich können Sie mitlästern über die jüngste Schönheits-OP von Letizia, Princesa de Asturias (Prinzessin von Asturien), und darüber rätseln, ob sie eine rubia del bote oder natural ist, eine gefärbte oder echte Blondine. Das ist der Stoff, von dem die vielen und auflagestarken Gazetten wie »Pronto« oder »¡Hola!« leben. Mit der richtigen politischen Diskussion über Sinn und Zweck der Monarchie sollten Sie sich allerdings lieber zurückhalten.
Das Gleiche gilt für das andere spanische Reizthema: den Stierkampf. Natürlich können Sie sagen, dass Sie selbst kein Fan dieses archaischen Schauspiels oder überzeugter Tierschützer sind. Das ist völlig in Ordnung. Es gibt auch in Spanien eine immer größer werdende Fraktion von Stierkampfgegnern und viele, gerade jüngere, Spanier haben ebenfalls nichts für die corrida übrig. Heute interessieren sich 70 Prozent der Spanier nicht mehr für toros und toreros . Wovor Sie sich hüten sollten, ist, die aficionados [afithjo na dos], die Anhänger des Stierkampfs, als Barbaren, Tierquäler und Brutalos anzusehen oder anzugreifen. In der spanischen Presse gibt es auch heute noch regelmäßige Stierkampfberichte, die sich mehr wie Theaterkritiken als Sportberichterstattung lesen. Für viele Fans hat Stierkampf Kultstatus. Sie sehen ihn als Teil der spanischen Kultur. Versuchen Sie lieber nicht, jemanden bekehren oder belehren zu wollen, der in dieser Tradition aufgewachsen ist.
Meiden Sie am besten kontroverse Themen, die die spanische Öffentlichkeit polarisieren, wie die corrida oder die Royals und die Monarchie als politisches Thema. Und vermeiden Sie auch historische Themen, deren Aufarbeitung in Spanien noch nicht sehr weit fortgeschritten ist. Vor allem das Thema Bürgerkrieg (1936–1939) und die anschließende, bis 1975 andauernde Diktatur des Caudillo (Führers) und Generalísimo (»Supergeneral«) Francisco Franco sind immer noch heikle Themen. (Siehe hierzu auch Kapitel 11 »Gute und weniger gute Gesprächsthemen«.) Hitler-Deutschland brachte es 1937 mit der Zerstörung der baskischen Stadt Gernika durch die »Legion Condor« zu trauriger Berühmtheit. Pablo Picasso hat die Schrecken des Luftangriffs in seinem berühmten Gemälde Guernica in schwarzen, grauen und weißen Farbtönen eindringlich darstellte. Dieses Bild, das im Museo Reina Sofía in Madrid hängt, gilt bis heute als Anklage gegen den Krieg.
Picassos Guernica – ein monumentales Gemälde
Die gigantischen Maße des Gemäldes – es ist 3,49 x 7,77 Meter groß, das sind 27 Quadratmeter! – kommen daher, dass es 1937 für den spanischen Pavillon bei der Weltausstellung in Paris gemalt wurde. Picasso hatte dazu noch im Jahr 1936 von der republikanischen Regierung den Auftrag erhalten. Geplant war eigentlich das Thema »Maler und Modell«. Wegen der Bombardierung von Gernika aber änderte Picasso sein Thema. Der Maler selbst hat das Bild einer zukünftigen spanischen Republik vermacht. Es reiste durch Europa und blieb schließlich Jahrzehnte in New York, im Museum of Modern Art. Erst 1981, sechs Jahre nach Francos Tod, kam es zurück nach Spanien, das zwar immer noch nicht republikanisch, aber eine parlamentarische Monarchie und ein demokratischer Staat ist.
29. Flamenco, Flamenco
oder: Geklatscht wird hinterher
Es ist Lores und Heinrichs letztes Wochenende in Spanien.
»Also ich möcht eigentlich nicht nach Haus fahren, ohne dass wir so einen richtigen spanischen Flamenco-Abend erlebt haben«, sagt Lore beim Frühstück.
»Oh, da bist du aber in der falschen Ecke von Spanien. Wir sind hier in Alicante, Provinz Valencia. Der Flamenco gehört nach Andalusien.« Lena schenkt sich Kaffee nach.
»Ach so? Ich hab aber gestern ein Plakat gesehen, mit so einer rassigen Spanierin im roten Rüschenkleid drauf und mit diesen Klapperdingern in den Händen. Wie heißen die noch mal?«
»Kastagnetten, Mama.«
»Ja, genau! Hier gibt’s schon auch so Flamenco-Shows. Des haben wir doch gestern im Tourist Office in der Stadt gesehen, stimmt’s Heiner?«
Heinrich nickt. »Samstagabend. Wartet, ich hab doch den Prospekt in meine Sakkotasche gesteckt.«
»Tablao de Mari Carmen, da steht’s.« Heinrich hat den Flyer gefunden und reicht ihn Lena. Heinrich sagt immer »Kamen« statt »Carmen«, aber Lena hat sich mittlerweile schon daran gewöhnt.
»Was, so eine Touri-Veranstaltung
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