Feuchtgebiete: Roman (German Edition)
Kopf und Brust gelaufen.
Ich gucke an mir runter. Mein OP-Hemdchen ist vom Wasser durchsichtig geworden. Die rotbraunen Nippel scheinen durch und stehen ab, weil ihnen kalt ist. Falls es heute im Krankenhaus einen Wet-T-Shirt-Contest gibt: Den gewinne ich.
Erst mal setze ich meinen Plan fort. Ich drücke wieder mit dem Mittelfinger feste auf meinen kleinen Perlenrüssel und mache winzig kleine Drehbewegungen mit ihm. Das macht mich schon mal etwas geiler und wärmt auch ein bisschen von unten. Die Geilheit, die sich im Becken breit macht, kommt aber nicht gegen die Kälte des Wassers an. Noch nicht mal das geht. Ich kann mich noch nicht mal in meinem eigenen Krankenzimmer unter meinem Bett verstecken und mir in aller Ruhe und Geilheit einen runterholen. Normalerweise meine einfachste Übung.
Tut mir leid, Helen.
Ich will mich grad wieder hochziehen, habe den Arsch ein paar Zentimeter aus der Pfütze raus, da klopft es an der Tür. Wie immer geht sie simultan mit dem Klopfen auch auf. Hier wartet niemand auf ein »Herein«.
Ich bin mir sicher, sie halten die rechte Hand an die Türklinke und klopfen mit der linken an. Gleichzeitig mit dem Klopfen öffnen sie die Tür.
So erwischen sie mich in meinem Bett andauernd mit der Hand auf meiner Muschi. Die Hand schnell wegzuziehen hab ich irgendwann aufgehört, sieht noch auffälliger aus, als sie einfach da liegen zu lassen.
Im Krankenhaus gibt’s keine Geheimnisse. Ich gebe alle meine Geheimnisse auf. Sonst müsste ich diese Störenfriede viel zu sehr hassen.
Ich kann Füße sehen und einen Schrubberstiel mit einem breiten Wischmopp unten dran. Die Putzfrau geht durch die Station.
Die soll mich nicht sehen. In weichen Schlangenlinien bewegt sich der Schrubber den Boden entlang. Ein Tier, das auf mich zukommt. Ich halte die Luft an. Denkt man
ja dann, dass man durch das Atmen entdeckt wird. Ist aber eigentlich Quatsch. Ich atme sehr leise, normalerweise. Sie fängt an der Tür an und arbeitet sich an der Schrankfront entlang Richtung Bett. Schlangenlinien. Hin und Her. Ich sehe Krümel, die sie erwischt und mitschleift. Entdecke Haare, lang und dunkel, wahrscheinlich meine, wessen sonst? Kurz bevor sie sich im nassen Mopp verfangen. Der Mopp schiebt auch Wollmäuse vor sich her. Das sind diese hübschen Staubgebilde, die sich mit Haaren oder Ästchen oder Sockenfusseln zu kleinen Nestern zusammenfriemeln. Sie wischt sich langsam vor bis zum Metallnachtschrank, sie wird ihren Mopp bestimmt auch mal kurz unters Bett schieben, ich ziehe schon mal unter Schmerzen meine Beine ein. Tatsächlich. Gut vorausgesehen. Ich sehe die Stange jetzt ans Bett gelehnt. Sie hat aufgehört zu wischen. Es rappelt metallern. Sie öffnet den Chrommülleimer auf dem Metallnachtschrank.
»Bah.«
Sie hat was gesagt. Was soll das heißen: Bah? Sie hat bestimmt die Tücher im Mülleimer gemeint. Soll sie doch nicht so genau hingucken. Kann ich doch nichts für.
Ich höre, wie die Schublade meines Metallnachtschranks aufgeht.
Das gibt es doch nicht. Was macht sie denn jetzt da drin?
Raus da! Da gibt es nichts aufzuräumen, nur was zu klauen. Geld.
Die Schublade geht wieder zu. Gleich werde ich aber mal nachschauen, was fehlt. Ein beliebtes Spiel war das damals bei uns zu Hause. Im Schrank oder auf dem Tisch hat mein Vater einen Gegenstand weggenommen, während wir weggucken mussten, und danach sollten wir raten, was fehlt.
Das kann ich gut. Na warte, du ...
Ich gucke auf den frisch gewischten noch nass glänzenden Boden. Sie hat Fußspuren auf der frisch gewischten Fläche hinterlassen. Ja. Genau. Sie hat falschrum angefangen. Das gibt es doch nicht. Sie fängt an der Tür an und latscht direkt danach alles wieder dreckig. Wenn sie rausgeht, sieht alles dreckiger aus als vorher. Vielleicht ist sie neu. Ich könnte ihr das ja mal sagen, nur so, als kleinen Tipp. Ich sehe ihre Füße vorwärts rausgehen. Dabei zieht sie wie einen schleifenden Schwanz den Mopp hinter sich her. Alle Fußabdrücke wieder weg. Umsonst aufgeregt, Helen. Interessante Technik.
Sie zieht die Tür hinter sich zu. Ich habe schon vorher angefangen, mich am Bett hochzuziehen.
So schnell ich mit dem Pfropfen im Arsch überhaupt kann, schiebe ich mich am Bett entlang bis zum Fußende, einmal ums Bett rum und ab zum Metallnachtschrank.
Ich öffne die Schublade und gucke und gucke. Und stelle fest, dass nichts fehlt. Das ist zwar eine große Erleichterung, weil es schrecklich wäre, wenn die Putzfrau im Krankenhaus
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