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Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Titel: Feuchtgebiete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Roche
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Händen die Stange, die quer an meinem Bett entlangläuft, und ruck! schiebt sie das Bett mit mir viel zu feste an die Fensterbank, dass es dagegenknallt und ich wieder schreie.
    Jaja, der ganze Ärger über alle dreckigen Patienten, hinter denen sie herputzen muss, in eine Bewegung gepackt.
    Sie geht mit Mopp raus und sagt, kurz bevor sie die Tür hinter sich schließt: »Komisch, wenn das Glas ausgekippt ist, warum steht es dann voll da?«
    Meine Lunge springt schon wieder.
    Ich gucke zum Metallnachtschrank, und da steht mein volles Wasserglas. Ich bin eine sehr schlechte Falsche-Tatsachen-Vorspieglerin.
    Die Zeit von der Idee, in der Ecke zu masturbieren, bis jetzt kommt mir vor wie Stunden. Sehr anstrengend und überhaupt nicht entspannend geil, wie ich mir das vorgestellt hatte.
    Den Blutklumpen schmeiße ich in meinen Chrommülleimer.
    Nicht enttäuscht sein. Der nächste Selbstfick wird besser, Helen, versprochen.
    Ich gucke mich im Zimmer um. Noch irgendwas vergessen, was man lieber nicht den Mitmenschen preisgeben will?
    Nein, alles wieder im alten Zustand, wie es sich gehört.
    Ich muss nur noch mein nasses OP-Hemdchen ausziehen. Erst ausziehen und dann klingeln, oder erst klingeln und dann ausziehen? Helen? Du wärst nicht Helen, wenn du erst klingeln würdest.
    Ich ziehe also mein Hemdchen aus und bedecke meine Brüste mit der Decke. Das ergibt ein sehr schönes Gefühl. Die steife Decke an der Brusthaut. Ist der Bezug durch die Heißmangel gekurbelt worden? Heißt das so? Lese ich immer im Vorbeifahren auf Wäschereischildern. Das kühle Gefühl auf der Brust kenne ich von zu Hause. Mama legt großen Wert auf perfekte Bettwäsche. Für mich zum Beflecken.
    Jetzt klingele ich.
    Bitte. Lieber Robin als sonstwer.
    Manchmal hab ich auch Glück. Robin kommt rein.
    »Was ist denn, Helen?«
    »Kann ich bitte ein frisches Hemdchen haben?«
    Ich halte ihm das nasse Ding zusammengeknubbelt hin und achte darauf, dass die Decke dabei weit genug runterrutscht, damit er kurz beide Nippel sieht.
    »Klar. Was ist denn passiert? Keine weitere Blutung oder so?«
    Er sorgt sich um mich. Erstaunlich. Nach allem, was er sich von mir anhören musste. Und angucken musste. Das kenne ich gar nicht.
    »Nein, nein. Keine Blutung. Würde ich dir doch sofort sagen. Ich habe versucht, unterm Bett zu masturbieren, und mir aus Versehen ein Glas Wasser über den Kopf geschüttet. Dabei ist alles nass geworden.«
    Er lacht laut und schüttelt den Kopf.
    »Sehr witzig, Helen. Ich sehe schon. Du willst mir nicht sagen, was passiert ist. Ich hole dir trotzdem ein neues. Bis gleich.«
    In der kurzen Zeit, in der Robin irgendwo in Schränken nach Engelsgewändern sucht, wird mir schon langweilig und einsam. Was machen? Ich drücke mit der Hand das Tretpedal des Chrommülleimers auf dem Metallnachtschrank und greife mit der anderen Hand rein. Der selbstgebastelte Tampon ist nicht mehr rot von frischem Blut, sondern braun von altem Blut. Ich öffne die Tupperbox auf meiner anderen Seite und lege den Klopapierklumpen zu den frischen Hygieneartikeln. Ich hoffe, dass sich meine Bakterien da vermehren und ausbreiten und sich unsichtbar, wie Bakterien so sind, auf alle Mullbinden und Wattevierecke legen. Die Box schwitzt schon sehr in der Sonne. Ein perfektes Petrischalenklima für meine Zwecke. Später muss ich aber dran denken, den Klumpen wieder zu entfernen. Wenn ich entlassen bin, soll doch ein neuer Arschpatient mein Experiment fortführen und mir und der Welt beweisen, dass nichts weiter Schlimmes passiert, wenn man von anderen Menschen bakterienverseuchte Mullbinden benutzt, um seine eigenen Blutungen an offenen Wunden zu stillen. Das werde ich überwachen, wenn ich täglich als Grüner Engel verkleidet anklopfe und gleichzeitig die Tür öffne und den Arschpatienten dadurch beim Masturbieren erwische. So lernt man sich schnell kennen.
    Robin kommt rein.
    Er hält mir lächelnd das Hemdchen hin. Ich klappe meine Decke runter auf meinen Schoß. Ich tue nur so, als ob
es mir nichts ausmacht, dass er mich obenrum voll nackt sieht. Ich fange ein Gespräch an, eher um mich zu lockern. Ich stülpe mir das Hemdchen über die Arme und bitte ihn, es mir hinten zuzubinden. Er macht eine kleine Schleife im Nacken und sagt, er muss weiterarbeiten. Er sagt aber auch: leider.
    Er ist schon eine Zeit lang weg, da klopft es wieder. Er hat bestimmt was vergessen. Oder will mir was sagen. Bitte.
    Nein. Mein Vater. Überraschungsbesuch. So kriege ich die

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