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Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Titel: Feuchtgebiete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Roche
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wieder Gefühl in den Füßen. Ich frage den Betäuber, ob das sein kann. Er erklärt mir, dass es sein Ziel ist, mich nicht zu wenig und auch nicht zu viel zu betäuben. Er weiß aus Erfahrung, wie lange eine solche Not-OP dauert, und hat mich genau für diese Zeit betäubt. Das macht ihn wohl sehr stolz, so wie der guckt. Gleich spüre ich wieder alles, sagt er, leider auch die Schmerzen. Dagegen gibt er mir jetzt eine Tablette. Er sagt, dass es schwer wird, mit Schmerztabletten gegen den zwickenden Spannungsschmerz im Anus vorzugehen. Ich soll mich schon mal auf große Schmerzen einstellen. Kein Vergleich zu dem, was bis jetzt war. Was habe ich mir da angetan? Meine Beine werden von der Decke runtergelassen. Das Gefühl kribbelt sich langsam die Beine hoch. Ich werde wieder verpfropft, da runter, in ein anderes Bett gehoben, und zugedeckt und aufs Zimmer gefahren. Von irgendeiner OP-Saal-Krankenschwester, die ich nicht kenne und die schlecht Betten fährt. Schlechter als Robin gerade auf dem Hinweg in seiner Aufregung.
    Sie parkt mich in meinem großen, einsamen Zimmer und geht raus. Wenn was ist, soll ich bimmeln. Weiß ich selber. Bin schon lange genug hier.
    Und jetzt? Nach so einer aufregenden Fastverblutung ist normal im Zimmer Rumliegen ganz schön langweilig. Es gibt da noch was, was ich erledigen muss. Das Kissen verschwinden lassen. Ich klappe die Decke um, und da liegt
es nicht mehr. Wo ist es? Wer hat es? Oh, Mann, Helen, bist du verwirrt. Bestimmt die Medikamente. Natürlich haben die das Bett neu bezogen nach der Blutexplosion. Wo ist
das Kissen jetzt abgeblieben? Fragen kann ich nicht, will ich nicht. Vielleicht hat es einfach eine dumme Krankenschwester weggeschmissen, ohne es zu melden. Das wäre das Beste. Um das Kissen hat sich also schon jemand anderes gekümmert.
    Ich werde wohl eine Weile keinen Schmerz spüren. Dann kann ich jetzt doch auch genauso gut was machen. Aber was? Rumlaufen darf ich bestimmt nicht. Will ich auch lieber nicht, falls dann alles wieder aufreißt.
    Es klopft.
    Robin?
    Nein, der Grüne Engel. Beschäftigung. Diesmal will ich nicht so kurz angebunden sein wie letztes Mal.
    »Guten Tag«, sagt sie.
    Ich grüße zurück. Guter Anfang. Ich würde sie gerne so lange wie möglich im Zimmer halten, gegen die Langeweile.
    Sie soll das Rätsel mit dem Telefon lösen.
    »Streckt ihr Geld vor für Patienten, die grad im Krankenhaus angekommen sind, und schaltet schon mal deren Telefon frei?«
    »Ja, haben wir bei dir gemacht. Du warst so von Schmerzen gebeutelt, dass wir uns erst mal darum gekümmert haben. Das bezahlen wir aus unserer Kasse. Müssen die Patienten aber zurückgeben.«
    Schade. Ich hatte gehofft, dass Robin das gemacht hat.
    »Anfang des Jahres war ich hier für eine Sterilisation. Da hat das keiner für mich gemacht.«
    Diese Information geht die doch nichts an, Helen, Mann.
    »Ist ein ganz neuer Service von uns.«
    Ich bitte sie noch um einen Gefallen. Ich wünsche mir einen Kaffee aus der Cafeteria. Und wenn sie schon mal da ist, könnte sie mir auch ein paar frische Trauben mitbringen und eine Tüte Studentenfutter. Das Geld dafür soll sie sich aus der Metallnachttischschublade rausnehmen. Und das vorgestreckte Geld für die Telefonkarte gleich mit.
    Sie hat verstanden und geht mit dem Geld raus.
    Während sie weg ist, schütte ich aus meiner Krankenhauswasserflasche mein Glas voll, exe es in meinen Mund und spucke es dann zurück in die Flasche. Ich halte den Daumen drauf und schüttele das Wasser in der Flasche hin und her. Diesen Vorgang wiederhole ich dreimal.
    Ich warte darauf, dass sie wiederkommt. Merke, wie müde ich bin. Schließe meine Augen. Obwohl die Tablette und bestimmt auch noch ein bisschen die OP-Betäubung wirkt, kommt der Schmerz durch. Es fühlt sich an, als würden sie immer noch mit spitzen Metallnadeln Haut im Enddarm aneinandernähen. Sie ziehen den Faden fest und beißen ihn mit den Zähnen durch. Wie Mama es immer macht. Sie macht viel mit dem Mund. Auch gefährliche Sachen. Ich habe sie als Kind immer beobachtet, wenn sie mit Reißzwecken ein Bild aufgehängt hat. Sie steckt dann immer alle Reißzwecken in den Mund, balanciert auf einem Stuhl und holt nach Bedarf eine nach der anderen aus dem Mund raus. Vor Schmerzen kneife ich die Augen zu. Ganz lange.
    Ich werde wach, weil es klopft und der Grüne Engel wieder da ist. Die war aber schnell. Natürlich war die schneller als ich, ist ja auch keine Arschpatientin. Mir kam der Weg

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