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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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auf.«
    Der Feuerdämon hatte sich auf die Unterarme gehoben. Er rieb sich den Nacken, als hätte man ihn niedergeschlagen, und erbrach sich ins Kanu. Als er den Kopf hob, sog Tzozic angesichts des Feuermals den Atem ein.
    »Das ist er«, rief Maqo hinter ihnen voller Stolz. »Den hab ich gesehen!«
    Tzozic hastete auf den Dämon zu. Seine Faust, groß wie eine Peccafrucht, donnerte auf die Schläfe des Dämons nieder. Dann warf er sich den Bewusstlosen über die Schulter. »Mach den Käfig bereit, Maqo!«, brüllte er. Sogar aus seiner Stimme sprach die Furcht. Da Maqo nur fassungslos glotzte, rannte Naave zu der Fischgrube unweit des Hauses. Sie zog an einem der Seile, an denen der Käfig hing. Endlich kam ihr auch Maqo zu Hilfe, und gemeinsam holten sie den Käfig gerade so weit aus dem Wasser, dass sie ihn öffnen konnten. Tzozic warf den Dämon hinein.

3.
    R oyia riss die Augen auf. Er bekam keine Luft. Um ihn war trübes, grünliches Wasser. Fische. Unendlich viele Fische. Seine tastenden Hände glitten über ihre aufgeschreckten Leiber. Seine Finger krallten sich in metallenes Geflecht. Er glaubte für einen entsetzlichen Augenblick, in den Fängen der Toxinacen zu sein. Sie hatten ihn zur Strecke gebracht. Und ertränkten ihn nun für den Mord an seinem Priester.
    Seine Lunge schrie nach Luft. Wie passend für jemanden wie mich, im Wasser zu sterben, dachte er. Doch so weit kam es nicht. Seine Nase geriet über Wasser. Über ihm, am Rand eines Tümpels oder einer Grube, stand der riesenhafte Kerl, dem er seinen schmerzhaft pochenden Schädel verdankte. Er zog den Käfig an einem Seil heraus. An einem anderen Seil zerrte ein ausgemergelter alter Mann, und an einem dritten …
    Die Frau. Ihr Anblick brachte Klarheit in Royias Kopf. Er war nicht in der Gewalt der Toxinacen. Er war entkommen. Sie hatten ihre Wächter gerufen, ja, und diesen verdankte er den Dorn eines Menschentöters im Rücken. Aber er war entkommen.
    Die drei Stadtmenschen zogen den Käfig gerade so weit aus dem Tümpel, dass Royia das Gesicht über Wasser halten konnte. Er kämpfte um Atem und versuchte an dem Geflecht zu rütteln. Es war aus Bronzedraht, und wie es verschlossen war, fanden seine erschöpften Finger nicht heraus. »Verdammt, was soll das?«, rief er, nach Fisch stinkendes Wasser ausspuckend.
    »Er spricht«, sagte der Riese.
    »Natürlich!« Der Alte hüpfte aufgeregt hin und her. »Ein Feuerdämon ist ja zugleich auch ein Waldmensch, stimmt’s?«
    »Mögen die auch in derselben Zunge wie wir reden – ob Waldmenschen wirklich Menschen sind, dessen bin ich mir nicht so sicher«, brummte der andere. »Der da trägt zum Beispiel einen Riesenkäfer mit sich herum.« Mühelos hielten seine Pranken das Seil, doch er schien sich noch nicht entschieden zu haben, ob er den Käfig weiter hinaufziehen oder loslassen wollte.
    Die Frau hielt ihr Seil selbstvergessen in den Händen, so dass sich der Käfig neigte. Fasziniert und angewidert zugleich blickte sie auf Royia herab. Haare von der Farbe dunklen Anguaholzes fielen ihr fast bis zu den Ellbogen. Ihre Arme waren sehnig, wohl vom Bogenfischen. An den Oberarmen trug sie Lederschnüre mit aufgefädelten kleinen Schneckenhäusern. Auch die Fußfesseln zierte solch armseliger Schmuck. Eine braungebrannte Gestalt in einem lumpigen Kittel, der ihr kaum bis an die Knie reichte.
    »Du hast mir den Dorn aus dem Rücken gezogen«, erinnerte Royia sie.
    »Und deshalb soll mich jetzt dein Leben kümmern?«, fauchte sie. Ihre grünen Augen funkelten angriffslustig. Gut, er war in seiner Not grob mit ihr umgesprungen, doch das erklärte nicht, weshalb unter ihrer schmutzigen Haut dieser Ärger brodelte. Sie stellte einen nackten Fuß auf den Käfig. »Vielleicht sollten wir dich doch ersäufen. Ich hasse deinesgleichen, Feuerdämon.«
    Dämon? Dämon? Ihm war durchaus klar, weshalb sie ihn so nannte. Aber, bei der allumfassenden Wahrheit Iq-Iqs, er war ein Gott, kein Dämon! Royia biss die Zähne zusammen. Diese verfluchte, verfluchte Stadt! Er hätte wissen müssen, dass er hier weder Hilfe noch Antworten bekommen würde. Wie auch, da er über diese Menschen, ihren Glauben und ihre Gedanken, so gut wie nichts wusste? Was sollte er jetzt tun? Hier im Wasser war er hilflos wie jeder Mensch.
    »Naave, beruhige dich«, schnaubte der Mann an ihrer Seite. »Einen toten Feuerdämon wird der Priester nicht mehr wollen. Die Hälfte!«
    Sie starrte den Mann so giftig an wie zuvor ihn. »Die Hälfte«,

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