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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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giftiger erwischt. Wird dir in ein paar Tagen ziemliche Schwierigkeiten bereiten.« Canca schlurfte auf seinen Platz zurück. »Aber jetzt stärkt euch erst einmal. Wer weiß denn, was in ein paar Tagen ist? Vielleicht erschlägt dich vorher ein umstürzender Baum, haha! Sitq, Tzape, macht schon!«
    Sitq und eine weitere Frau beeilten sich, Körbe mit gekochten Wurzeln vor die Männer auf den Boden zu stellen und die Fleischstücke mit Holzspießen aus der Pfanne zu fischen. Auch Naave bekam einen Spieß in die Hand gedrückt.
    »Gutes Almarafleisch.« Canca biss genüsslich in seinen Spieß. »Kennst du das, Royia?«
    »Nein.« Der Dämon aß langsam. Sein Blick hatte sich verdüstert. Naave fragte sich, was der Alte mit ziemlichen Schwierigkeiten gemeint hatte.
    »Almaraherzen in roter Mlasoße, mit Butter und Manoqbrei. Sitq, das könntest du eigentlich auch mal wieder machen.«
    »Immer nur Fressen und Saufen im Kopf«, brummte die Angesprochene.
    »Scheint so, als gäbe es doch mehr in der Stadt zu holen, das lohnenswert ist«, raunte Naave dem Dämon zu. Seine Miene wurde noch finsterer.
    Aus einer der Hütten kam ein junger Mann. Auch er trug nur einen Bastschurz, ein schartiges Bronzemesser an einem Gürtelstrick und ein geflochtenes Amulett auf der Brust. Er zog einen prall gefüllten Lederbeutel hinter sich her. Beiläufig betrachtete er die Gäste, und erst, als Canca mit der Faust neben sich auf den Stamm schlug, senkte er zu einer Art Willkommensgruß den Kopf. Naave lächelte freundlich, und der Dämon rang sich ein knappes Nicken ab.
    »Ich gehe jetzt, Vater.«
    »Willst du dich nicht erst stärken, mein Sohn?«
    Der junge Düstere blickte aus großen, verträumten Augen über den Fluss. Seine Züge wirkten noch ungeschliffen, ließen jedoch erahnen, dass er einmal ein gutaussehender Mann werden würde. »Dazu bin ich viel zu aufgeregt.«
    Canca erhob sich, um die Hände auf die Schultern seines Sohnes zu legen. »Dann fort mit dir.« Er klopfte ihm gegen die Wange. »Bring Almarafleisch mit, und die guten Schoten für die Soße. Und wenn du kannst, diese Palmnussessenzen, die einem so schön den Kopf vernebeln, oder wenigstens geräucherte Cupalblätter, ja?«
    Sitq schnaubte. Der Sohn verzog das Gesicht; anscheinend begehrte er andere Dinge.
    »Und, bei allen vierzehn Göttern, bleibe dem Markt vor dem Tempel fern! Du musst dich westlich halten, wo die weniger reichen Leute wohnen.«
    »Das weiß ich, Vater.«
    Der schlaksige junge Mann ließ sich von Sitq umarmen und zerrte seinen Sack, offenbar seine Handelsware, in eines der Kanus. Dann schob er es ins Wasser, sprang hinein und ergriff das Paddel. Naave beobachtete genau, welchen Weg er nahm und welche Strömungen er nutzte, um rasch in die Flussmitte zu gelangen und sich dennoch nicht zu weit abtreiben zu lassen.
    »Guter Junge«, sagte einer der Männer. »Hoffentlich kriegst du ihn wieder, Canca.«
    »Ich bin zuversichtlich. Ist immerhin schon ein paar Jahre her, dass wir zuletzt jemanden in der Stadt lassen mussten.«
    »Wie meinst du das?«, wollte Royia wissen.
    Canca führte die Kalebasse an den Mund und trank gierig den vergorenen Manoqtrunk. »Nie solche Geschichten gehört?« Lautstark stieß er auf. »Von Waldmenschen – verzeih, Düsteren  –, die nicht mehr wiederkehrten? Es heißt, die Städter fangen gelegentlich welche ein und stecken sie in dunkle Kammern im Tempel; dort werden sie gewaschen und gefüttert, und irgendwann holt man sie heraus, um sie zu opfern.«
    »Das ist doch gar nicht wahr!«, fuhr Naave dazwischen. Sie sah sich von misstrauischen Augenpaaren gemustert.
    »Ach, nein?«
    »Nein! Die Opfer, von denen du sprichst – es sind Städter, die das freiwillig machen.«
    »Ha!«
    »Ihre Familien werden dafür belohnt, dass sie sich opfern.«
    »Das ist mir ja völlig neu«, erwiderte Canca spöttisch. »Aber du kommst aus der Stadt, du musst es ja wissen, nicht wahr? Vielleicht hat sich ja auch einiges geändert in den letzten Jahren, wer weiß? Ich jedenfalls kann mich noch gut erinnern, wie ich einmal im Wald stand, dicht am Trennenden. «
    »Am Trennenden? «, fragte Naave.
    »So nennen wir den Fluss. Gegenüber war der Tempel. Sie feierten dieses schändliche fünftägige Fest.«
    »Es ist nicht schändlich! Was seid ihr nur …«, sie schluckte hinunter, was sie von diesen Leuten hielt. »Es ist das Fest der Endenden Finsternis. Die Sonne verdunkelte sich vor vielen hundert Jahren für fünf Tage. Man opferte

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