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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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stießen einander an und prusteten. Sitq schnaubte belustigt, und sogar das Kleinkind in ihren Armen kicherte.
    Naave jedoch spürte Unbehagen. In dem Dämon brodelte es – nicht dass er wieder ein Feuer entfachte wie jenes auf dem Tempelplatz! Als er auf Canca zuging und mit dem Finger auf ihn zeigte, glaubte sie schon verbranntes Fleisch zu riechen. Aber das waren nur die letzten Almarastücke, kleine schwarze Brocken, die keiner mehr anrührte.
    »Einer von euch hat das geglaubt«, sagte er mit heiserer Stimme. Sein Gesicht war erhitzt. Von Zorn – oder machte ihm seine Wunde zu schaffen? »Einer von euch kam zu mir und gab mir ein Kerbzeichenholz. Eine Botschaft. Sagt dir das nichts, Canca?«
    Der Alte sah verständnislos zu ihm auf. »Nein, das sagt mir nichts.«
    »Er war ein Angehöriger des düsteren Volkes. Ein Ausgestoßener. Das habe ich begriffen, als ich euch sah, mit eurem Schmuck aus bemalten Holzstückchen. So etwas trug auch er.«
    »Wer weiß, woher der kam«, warf die Frau ärgerlich ein. »Als gäbe es nur uns, die ihr die Düsteren nennt.«
    Royia riss Canca die Kalebasse aus den Fingern und schleuderte sie ins Feuer.
    »So vergiltst du meine Gastfreundschaft?« Cancas Gleichmut schien aufgebraucht. Er stemmte sich hoch und wankte auf schwachen Knien. Auch die anderen Männer erhoben sich. Einige griffen zu den Messern, die an den Stricken hingen, die ihre Kittel zusammenhielten. Sitq rüttelte an Naaves Schulter und bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, sich zurückzuziehen. Das ließ sich Naave nicht zweimal sagen. Sie sprang über den Baumstamm und entfernte sich ein paar Schritte vom Feuer.
    Die Männer begannen den Dämon zu umrunden. »Ziemlich dumm, wie dein Gefährte sich aufführt«, sagte Sitq und wirkte dabei ganz ruhig.
    »Er ist nicht mein Gefährte!«
    Doch die Frau verschwand in einer der Hütten, ohne sie länger zu beachten. Offenbar wollte sie nicht zusehen, wie Blut floss.
    Meine Gelegenheit! Tique, dafür kriegst du zehn große Kupferringe.

    Naave huschte zu den Booten. Sie wirkten so wenig vertrauenerweckend wie die Hütten und ihre Besitzer. Sie vergewisserte sich, dass die drei kieloben liegenden Kanus nicht löchrig waren. Man hatte sie an Wurzeln festgebunden, die aus dem Erdreich der Böschung wuchsen. Doch nur mit lockeren Knoten, wie Naave erleichtert feststellte. Rasch hatte sie das kleinste Boot, das in besserem Zustand als die anderen schien, losgebunden und umgedreht. An der Seite war ein Paddel festgezurrt; auch das ließ sich leicht lösen. Immer wieder schaute sie zu den streitenden Männern hinüber. Es konnte nur noch Augenblicke dauern, bis sie handgreiflich wurden. Keiner bemerkte, was sie tat – die Götter waren mit ihr!
    Sie stieß das Kanu ins Wasser, sprang hinein und fing an zu rudern. Schon zerrte der Große Beschützer mit kräftigen Fingern an ihr. Sie versuchte sich an das zu erinnern, was sie bei Cancas Sohn beobachtet hatte. Aber es war ihr fast gleich, wohin sie trieb – solange sie nur von hier fortkam. Irgendwann würde sie schon auf die andere Seite gelangen.
    Und dann würde sie in Ruhe überlegen, ob sie in den Tempel zurückkehrte oder ins Fliegende Axot, wo die Hälfte von Tzozics Belohnung auf sie wartete. Freiwillig würde er sie nicht herausrücken, aber …
    »Die Frau klaut eins unserer Boote!«
    Sitq stand im Eingang ihrer Hütte und deutete in Naaves Richtung. Zwei Männer rannten zu den verbliebenen Kanus und ließen sie in Windeseile ins Wasser.
    Verflucht! Ich hätte die Boote forttreiben lassen sollen!
    Naave paddelte mit aller Kraft. Ein schneller Blick über die Schulter zeigte ihr, dass die anderen Männer nicht untätig blieben: Sie rannten am Ufer hinter ihr her. Den Dämon sah sie nicht mehr. Vielleicht hatte auch er die Gelegenheit genutzt und war im Wald verschwunden. Einer der Düsteren legte einen Stein auf eine Schleuder und ließ ihn über dem Kopf wirbeln. Naave duckte sich. Pfeifend zischte der Stein über sie hinweg und klatschte ins Wasser.
    »O Tique, sie wollen mich töten, hilf mir!«, flehte sie. Ihre Armmuskeln begannen zu schmerzen. Ein zweiter Stein schlug neben ihr ins Wasser. Und als hätten die Götter sich gegen sie verschworen, trieb die Strömung sie nah ans Ufer zurück.
    »Gleich haben wir das Mädchen!«
    Die Stimme war erschreckend nah. Naave wusste, dass es nicht klug war, Zeit und Kraft zu verschwenden, indem sie sich noch einmal umwandte. Doch sie tat es.
    Ein Zischen, ein dumpfer

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