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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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festzuhalten.
    »Hiiilf … aaah. Er ist … o Gott.« Abrupt verstummte sie. Ihre Zähne klapperten. Wovor nur fürchtete sie sich? Er lauschte ringsum, aber da war nichts. Sein Instinkt als Jäger, der viele Male in einsamen Waldgebieten genächtigt hatte, sagte ihm, dass keine Gefahr drohte.
    Sie träumt.
    »Naave …«, er rieb ihre Schultern und ihre Wangen. »Wach auf, du …«
    Er stockte, als sie die Arme um ihn warf und sich an ihn klammerte – der Beweis, dass sie schlief und nicht wusste, was sie tat.
    »Ganz ruhig, du träumst nur, ganz ruhig«, raunte er in ihr Ohr. Ihre Finger krampften sich in sein Haar. Er spürte Nässe auf der Brust – waren es Schweiß oder Tränen? Eigentlich hätte er diese lästige Stadtfrau am liebsten geschüttelt und ihr barsch gesagt, dass es keinen Grund zur Sorge gäbe und sie gefälligst weiterschlafen solle. Diese Sprache verstand sie schließlich! Begriffe sie, was er tatsächlich tat, würde sie ihm die Augen auskratzen. Es erstaunte ihn selbst, wie selbstverständlich er sie umfasste. Sie war in diesem Moment nur ein ängstliches Wesen und nicht dieser Giftstachel, der ihm seit Tagen das Leben schwermachte. Sie fühlte sich wie ein zitterndes, von seinen Eltern verlassenes Wildkätzchen an. Beruhigend strich er ihr über den Hinterkopf.
    »Halt mich fest«, wisperte sie.
    Er tat es. Sie so zu halten, fühlte sich überraschend wohltuend an. Jetzt sollte sie nicht zur Besinnung kommen, sonst habe ich ihre Fingernägel in den Augen  …
    Nicht nur deshalb wollte er, dass sie weiterschlief. Es tat gut, einen anderen Körper zu berühren. Er hatte es in seinem Leben viel zu selten getan. Nicht nur wegen seiner göttlichen Eigenarten beim Liebesspiel. Die Frauen seines Stammes fanden ihn abstoßend wegen all der Narben und des Feuerzeichens in seinem Gesicht. Nicht hässlich, aber abstoßend. Er hatte sich damit getröstet, später auf dem Bergpalast eine Göttin an seine Seite zu bekommen. Nicht die kühle Xocehe, die keine Liebe für ihn empfand, sondern nur die Lust an einem starken Männerkörper. Sondern eine eigene Frau.
    Das Leben im Licht ist eine Lüge.
    Dann wohl auch das, dachte er. Es scheint so, als müsse ich auf ewig allein bleiben.
    Naave wimmerte im Schlaf, als er sich bewegte, also lehnte er sich mit höchster Vorsicht an den Anguastamm, um den schmerzenden Rücken zu entlasten. Ihr Atem strich gleichmäßig über seine Brust; ihre Nase drückte sich in seine Haut. Sie war leicht gebogen, diese Nase, und ein wenig dick geraten. Keine schöne Nase, aber dafür hatte Naave große Augen mit gebogenen Wimpern, die an die hauchzarten Kammfedern eines frisch geschlüpften Axotjungen erinnerten, und einen vollen, großen Mund mit vortrefflich geschwungenen Lippen. Und ein vorlautes Mundwerk. Wenn sie damit lächelte – spöttisch natürlich –, zeigten sich interessante Kerben auf den Wangen. So etwas kannte er von den Frauen seines Stammes nicht. Auch nicht von anderen, wenngleich er welche aus Fremdstämmen selten zu Gesicht bekommen hatte, denn sie pflegten ihre Baumhütten nicht allzu weit zu verlassen. Er stellte fest, dass er deren schmale Nasen nicht so interessant fand wie Naaves auffällige Städternase.
    Neugierig, wie sie sich anfühlte, strich er über ihren Arm, den immer noch ihr schlichter Schmuck aus Schneckenhäusern zierte, über die Schulter und den Rücken hinab. Man muss seinen Feind ja schließlich kennen. Leise lachte er. Sie knurrte, wand sich leicht und hielt wieder still. Ihre Haut war straff über starken Sehnen und Muskeln gespannt, rauh an den Ellbogen und den Fingern. Das lag nicht an der Strapaze ihrer Wanderschaft; sie hatte schon vorher ein hartes Leben geführt. Wie sie wohl lebte in ihrer Stadt? Sie hatte einen Graben erwähnt, aber wenn er sich darunter keinen wirklichen Graben vorstellen wollte, dann … konnte er sich nichts vorstellen. Nur dass es kein schöner Ort war.
    Und dass ihr dort irgendetwas Böses widerfahren war, unter dem sie litt.
    Er entsann sich des vorwurfsvollen Zorns in ihren großen, grünen Augen, als sie ihn, im Käfig Tzozics steckend, halb aus der Fischgrube gezogen hatte. Ich hasse deinesgleichen, Feuerdämon  – das waren ihre Worte gewesen. Es war ihm lange nicht aufgefallen, dass sie nicht allein ihn hasste. Sie mochte ihn nicht, das verstand er durchaus. Aber für ihren Hass war er nicht verantwortlich.
    Wer dann?
    Er konnte sich ausmalen, wie sie auf diese Frage reagierte: Was

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