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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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dicht. Wahrscheinlich wird es bald regnen. Ein paar Schritte schaffen wir noch, bevor wir die Hand nicht mehr vor Augen sehen.«
    Gegen einen Regenguss, der ihr den Schweiß von der Haut wusch, hatte sie nichts einzuwenden. Das überall den Boden bedeckende Wasser nutzte man dazu besser nicht, und aus Felswänden sprudelnde Quellen hatte sie keine mehr gesehen. Felsen gab es hier viele: manche wie riesige Nadeln, dann wieder als mächtige Brocken, wie von dem Einen selbst hingeworfen. Wenn sie die Hand darauflegte, spürte sie die Wärme darin. Der Niederschlag, auch wenn er hier unten nur spärlich war, würde die Luft endgültig in eine zähe Suppe verwandeln.
    Royia schien ihre Überlegungen zu teilen. »Wir könnten durch die Baumkronen laufen. Es wäre …«
    »Nein!«, unterbrach sie ihn sofort. Verlegen rieb sie sich die Arme. In ihrer jetzigen Verfassung war sie nicht fähig für solche Wagnisse. Zumal er ihr dann ständig helfen musste.
    »Schon gut«, beschwichtigend hob er eine Hand. »Bleiben wir also hier unten.«
    Oh, sie wusste, wie sehr er es hasste, über den Waldboden zu laufen! Wäre er allein, könnte er in den Lichtwald hinauf. Womöglich hätte er dann auch längst die richtige Richtung gefunden. Sie war ihm eine Last. Und er zeigte es nicht einmal. Jedenfalls nicht allzu sehr.
    Ihr kamen die Tränen vor Zorn über sich selbst. Oder doch über ihn. Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie all das nicht länger aushielt.
    Brüsk wandte sie sich von ihm ab. »Ich will Tique etwas opfern. Er hört nämlich auf meine Gebete!« Ringe besaß sie ja leider nicht, daher würde sie ihm ein Blutopfer darbringen. Irgendetwas musste sich doch mit dieser lächerlichen Waffe fangen lassen …
    Hinter ihr raschelte das Unterholz. Royia packte sie an der Schulter und drehte sie zu sich herum.
    »Das tust du nicht«, sagte er. In seinen Lavaaugen stand Härte.
    »Willst du mir drohen?«
    »Du wirst nichts opfern; du wirst nicht einmal beten, hörst du? Hast du es etwa schon getan?«
    Erstaunt über seinen Ärger starrte sie ihn nur an.
    »Hast du?«, schrie er. Seine Stimme krächzte vor Erschöpfung. »Verdammt, bei allen vierzehn Göttern! Warum habe ich nicht längst daran gedacht, dass du das tun könntest? Sag, hast du gebetet?«
    War der Dämon vollends verrückt geworden? »Natürlich. Ständig!«
    Er stutzte. »Ich habe dich nie gehört.«
    »Ich tue es in Gedanken«, gab sie widerwillig zu. Sie wusste, wie albern das klang. Man musste schon den Mund auftun, wenn man darauf hoffen wollte, dass einen die Götter hörten. Aber sie machte es so, seit sie denken konnte, und irgendwie glaubte sie auch, dass Tique sie trotzdem wahrnahm.
    Sie schlüpfte unter Royias Griff hinweg, wirbelte herum und rannte, so schnell der Untergrund es zuließ. Nach wenigen Schritten stolperte sie. Naave fiel auf die Knie und riss die Arme hoch. »Tique, auch wenn ich noch kein Blutopfer für dich habe …«
    Mit voller Wucht prallte der Dämon gegen ihren Rücken und warf sie zu Boden. Seine Hände umschlossen ihre Handgelenke und hielten sie am Boden fest. »Schweig!«, knurrte er in ihr Ohr. »Du wirst nicht beten!«
    Er ließ sie los, doch nur, um sie auf den Rücken zu drehen. Dann lag er wieder auf ihr und presste ihre über den Kopf gereckten Hände auf den Boden.
    »Du tust mir weh!« Vergebens presste sie ihr Becken gegen seine Schenkel. Seine Haare streichelten ihr Gesicht; erzeugten einen Schauer der Angst. Schweiß tropfte von seiner Stirn auf ihre.
    Seine Augen waren voller Zorn. Naave erstarrte; die Furcht schoss wie ein Pfeil in ihren Magen. Das alte, immer noch vertraute Bild des in Flammen stehenden Dämons zuckte auf. Ihre Mutter, wie aus weiter Ferne, schien ihr zuzurufen, dass sie laufen solle. Doch sie war im Griff dieses Mannes gefangen.
    »Ich bete nicht«, wisperte sie. »Nur geh bitte von mir herunter. Bitte.«
    Innerlich kochte sie vor Scham.
    Er rührte sich nicht, starrte sie nur an. Nach einer halben Ewigkeit fiel ihr auf, dass seine Aufmerksamkeit nicht mehr ihr galt. Er lauschte.
    Unwillkürlich spitzte auch Naave die Ohren. Sie hörte nur das allgegenwärtige Rascheln und Summen des Waldes. Äußerst langsam ließ er eine ihrer Hände los, tastete nach dem Dolch in seinem Bund und zog ihn.
    »Zu spät«, raunte er, wie zu sich selbst. Seine Augen verengten sich, als versuche er, irgendetwas zu sehen, ohne sich umzuwenden. »Sie haben mich gefunden.«
    Naave öffnete die Lippen. Wer? Doch

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