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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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mir passiert ist, geht dich überhaupt nichts an! Du willst doch nur von dir ablenken, weil ich dir deine dreisten Behauptungen nicht abkaufe!
    Ja, das würde sie sagen. Und ihm zugleich mit dem Dolch drohen. Wobei sie ihm in den letzten Abendstunden ein wenig friedfertiger erschienen war.
    Mach dir nichts vor, das lag nur an ihrer Erschöpfung. Und an ihrer Angst.
    Sie bewegte sich im Schlaf, schien von ihm fortzustreben. Er ließ sie seitwärts in die Kuhle der Astgabelung gleiten und streckte sich neben ihr aus. Den einen Arm legte er über ihre Mitte und umfasste den Lianenstrick. Nicht dass sie noch einmal träumte und wild schlagend herunterfiel …

8.
    Z wei Tage. Zwei Tage nur! Und doch meinte sie, ihr altes Leben sei nie ihres gewesen. Eher die Erzählung eines anderen Menschen. Oder ein besonders langer Traum. Wie jener in der vergangenen Nacht, an den sie sich nicht erinnern konnte, nur dass er grässlich gewesen war. Die nächste, die dritte Nacht, nahte schon; das Zwielicht des Unterwaldes wich der Dunkelheit.
    Das Gesicht der Mutter hatte Naave niemals vergessen. Das von Tzozic jedoch war verblasst. Der alte Maqo, wie hatte er noch ausgesehen? Und Machiqa, die stämmige Schankhure, die sich auch nie so recht entscheiden konnte, ob sie freundlich oder garstig sein sollte, wie klang noch gleich ihre Stimme?
    Wie hatte sie, Naave, ausgesehen? Sie versuchte sich des Bildes zu entsinnen, das sie im Bronzespiegel ihres Vaters gesehen hatte. Aber das war ganz und gar vergeblich.
    Der Dämon drehte sich zu ihr um. »Zeit für mich, wieder in den Lichtwald zu gehen und nach der Richtung zu sehen. Obwohl ich befürchte, dass oben immer noch Nebel ist.«
    Sein Gesicht war ihr inzwischen vertraut. Die Anstrengung hatte sich als Schatten unter seinen Augen und Furchen auf der Stirn bemerkbar gemacht. Das Mal war immer noch verblasst. Trotzdem sah sie Linien, die sich deutlich als dunklere Umrisse um die rötlichen Flecken abzeichneten. Das ist kein gewöhnliches Mal. Das ist wie eine Zeichnung. Aber eine Tätowierung ist es auch nicht. Und es lebt; es kann seine Intensität verändern.
    Auch ohne seine Seltsamkeiten kam ihm keiner der Männer gleich, die sich in Tzozics Gasthaus herumtrieben oder die sie aus dem Graben kannte. Waren alle Waldmenschen so … schön? Die Düsteren, die sie kennengelernt hatte, waren es nicht. Wobei die Frage, ob sie ihn tatsächlich schön fand, noch einmal überdenkenswert war. Sie würde …
    »Hast du verstanden, was ich sagte?«
    »Ja«, gab sie zurück, verärgert, dass er sie in die Wirklichkeit zurückriss. »Geh nur. Auch wenn es sinnlos ist.«
    Er hob auf seine eigene Art die Brauen. Dass sie ihn auch immer anfuhr! Wenn sie nur wüsste, ob er ihren Zorn verdiente?
    Natürlich, er ist … ach, hör auf.
    Prüfend sah er sich nach Gefahren um, wie er es immer tat, bevor er sie sich selbst überließ und im Blattwerk der Bäume verschwand. Aber da waren nur die üblichen Quälgeister, die um Naave herumsirrten, und kleines Getier, das eher ängstlich über den Waldboden huschte. Royias Bewegungen wirkten nicht mehr so beeindruckend wie zu Anfang. Auf seinem Rücken klebte eine verkrustete Blutspur, die bis zu seinem Gesäß reichte. Die Wunde blutete nicht immer, doch endgültig schließen wollte sie sich auch nicht. Während Naave wartete, begutachtete sie ihren Wurfspieß. Es war der dritte. Für dieses Äffchen dort drüben, das neugierig herüberäugte und sich keiner Gefahr bewusst war, würde er noch genügen. Naave duckte sich, hob die armselige Waffe und schlich heran. Das schwarzweißbepelzte Ding war ja wirklich frech! Es hob sich auf die Hinterbeine und knabberte seelenruhig an einer Frucht. Eigentlich war es viel zu niedlich. Doch der Hunger siegte. Naave warf den Spieß.
    Kreischend sprang das Tierchen zur Seite und entblößte überraschend lange und spitze Zähne. Die Augen, zuvor schwarz, glühten gelb auf. Unwillkürlich sprang Naave zwei Schritte zurück und hob schützend die Arme vor das Gesicht – hier konnte schließlich alles und jedes Gift verspritzen.
    Royia packte sie an der Schulter.
    »Ist es giftig?«, keuchte sie, die Augen zugekniffen.
    »Nein, aber zäh wie die Haut einer Ratatoq. Genauso gut könntest du versuchen, die Flügel eines Menschentöters zu essen.« Mit einer müden Geste wies er in eine unbestimmte Richtung. »Ich glaube, wir müssen dort entlang. Aber ich bin mir nicht sicher; der Dunst, der über den Wipfeln hängt, ist zu

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