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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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eine riesige Fackel. Strampelnd stürzte er ins Wasser, wo das Feuer zischend erlosch. Was blieb, war ein verbrannter, auf dem Bauch treibender Körper.
    Die Männer traten an den Rand des Lochs, senkten die Köpfe. Naave jedoch starrte hoch, auf Royia. Feuerdämon. Seine Feuerzeichnung schien zu pulsieren, aufzuglühen, seine Augen loderten vor Erregung, Lust am Kampf. Ihr Herz schlug rasend schnell. Vor Freude oder doch Abscheu? Sie wusste es nicht. Ohne die Männer aus den Augen zu lassen, bückte er sich nach einem der Messer, das im Stamm stecken geblieben war, und stieg von dem Krüppelmanoq herunter.
    Er ging auf Pemzic zu. Der ließ Naave los und wich zwei Schritte zurück.
    Royia blieb dicht vor ihr stehen. Das Glühen in seinem Gesicht war verblasst. Ein Hauch seiner Kampfeslust wehte noch in seinen Augen. Doch vor allem sah sie Mattigkeit. Behutsam schnitt er ihren Knebel durch. Dann die Stricke um ihre Handgelenke.
    »Ist alles gut mit dir?«, fragte er leise.
    Sie nickte. Er gab ihr den Dolch. Dann schob er sich an ihr vorbei auf den Häuptling zu.
    Die Hand, aus der noch immer leuchtendes Blut troff, hielt er ein wenig erhoben. Pemzic, bleich geworden, starrte darauf.
    »Bleib mir vom Leib«, knurrte er. »Du magst ein Erwählter sein, aber gegen ein ganzes Dorf, das dich mit Pfeilen und Spießen spicken kann, wirst auch du nichts ausrichten können. Habt ihr gehört, Männer?«
    Wahrhaftig geriet verhaltene Bewegung in die Dorfleute. Einige ließen ihre Bogen, die sie zuvor geschultert hatten, heruntergleiten und legten Pfeile an.
    »Nein. Von deinen Männern werden viele überleben. Aber dein Dorf wird niederbrennen«, Royia machte eine ausholende Geste; seine Hand zog einen Lichtschweif hinter sich her. »Willst du das? Oder willst du die Frau und mich nicht besser einfach ziehen lassen?«
    Pemzic schnaufte voller Ärger. Er gab seinen Leuten zu verstehen, dass sie die Bogen sinken lassen sollten. »Also geht.«
    »Aber eines beantworte mir noch«, sagte Royia. »Warum nennst du mich einen Erwählten?«
    »Dein Inneres ist Feuer. Jeder Waldmensch weiß, was das bedeutet. Du bist ein Abkömmling des Lavavolks. Und daher erwählt.«
    Royia trat näher. Pemzic wich weiter zurück, bis er gegen eine der Hüttenwände stieß.
    »Sag mir, Häuptling dieser armseligen Siedlung von Düsteren  – versteht sich einer deiner Männer darauf, ein Kerbzeichenholz anzufertigen?«
    »Du meinst, ob einer … kerben kann?« Pemzic war deutlich anzusehen, dass er sich weit weg wünschte. »Ziemlich absonderlicher Gedanke.«
    »Aber ein Kerbzeichenholz von jemandem annehmen und weitertragen? Zu mir nämlich? Du weißt nicht, wovon ich rede?«
    »Bei allen vierzehn Göttern, nein.«
    Royia hob die glühende Hand und spreizte die Finger dicht vor Pemzics Gesicht. Der Häuptling presste den Hinterkopf gegen die geflochtene Wand, doch sie gab kaum nach.
    »Tu das nicht, ich bitte dich …«
    »Sagen dir die Worte ›Das Leben im Licht ist eine Lüge‹ irgendetwas?«
    »Das … was?«
    »Dass das Leben im Licht eine Lüge ist!«, schrie Royia. »Eine verdammte, verdammte Lüge!«
    Er griff nach Pemzics Kehle. Naave wünschte sich, dass er den widerlichen Kerl niedermachte. Doch bitte nicht auf diese Weise. Sie schlug die Hände vors Gesicht, glaubte schon den Geruch verbrannten Fleisches in der Nase zu haben. Pemzics angstvolles Keuchen ging ihr durch Mark und Bein.
    »Männer … erschießt ihn …« Sie zielten auf Royia.
    Nein!
    »Nein«, sprach eine dunkle Stimme Naaves Gedanken aus. Sie schwebte über den Köpfen, leise und so eindringlich, dass die Männer ihre Bogen wieder sinken ließen. Es war eine rauhe, auf eine sonderbare Art verlorene Stimme. »Bringt ihn und die Frau zu mir.«
    Alle hoben die Köpfe, sahen hinauf zum Baumhaus. Ein Schatten bewegte sich hinter den Vorhängen und verschwand wieder, als der geheimnisvolle Zuschauer in die Tiefe des Hauses zurücktrat. Fragend blickte Royia zu Pemzic, doch der rieb nur seinen geschundenen Hals. Das Gesicht des Häuptlings war rot, vor Aufregung oder weil ihm die Hitze zugesetzt hatte.
    »Kommt«, er nickte Royia zu und straffte die Schultern, darum bemüht, seine peinliche Schwäche vergessen zu machen. »Muhuatl will euch sehen.«
    »Ich dachte, du seist der Häuptling«, sagte Royia verächtlich.
    »Das bin ich. Von allen Männern und Frauen hier – nur nicht von Muhuatl.«
    Für einen kurzen Moment misslang es Pemzic, den Widerwillen gegen diese

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