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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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Tatsache zu verbergen. Dann wandte er sich um und erkletterte den Stamm. Royia legte einen Arm um Naaves Mitte und half ihr, aufzusteigen.

    Naave duckte sich unter einer schweren, aus knotigen Luftwurzeln gewebten Matte hindurch. Das Licht, das durch die zarteren, vom Regen schweren Bastvorhänge fiel, erhellte die Hütte nur schwach. Ein großer Raum tat sich auf, wie das Innere eines ausgehöhlten Baums, die Wände mit Matten verhängt, in die getrocknete Blüten eingewebt waren. Der Boden bestand aus dicht ineinander verflochtenen Lianen und Ästen. In einer Hängematte hockte eine Gestalt. Ein massiger Mann mit hellen Beinen, die im Zwielicht wie gebleichte Knochen wirkten.
    »Tretet näher. Pemzic, geh.«
    Der Häuptling gehorchte und sprang aus der Hütte.
    »Setzt euch«, eine wulstige Hand wies auf den Boden. Zögernd ließ sich Royia mit gekreuzten Beinen nieder. Naave hockte sich an seine Seite. Hier zu sitzen war immerhin bequemer als auf dem Boden des Käfigs. Muhuatl gab ein Grunzen von sich; eine junge Frau kam aus den Schatten hinter der Hängematte und eilte zu einem Korb, ergriff zwei Schalen und eine Kalebasse und schleppte alles auf ihren dünnen Armen zu Royia. Er füllte die beiden Schalen und gab Naave eine davon.
    »Das ist Rauschtrank aus Acatecobeeren und Manoqbrei, das Beste, was wir hier haben«, erklärte Muhuatl. »Ich bin schließlich kein schlechter Gastgeber, nicht so wie Pemzic. Der hat kein Benehmen.«
    Er neigte sich vor; sein Kopf geriet ins Licht. Sein Gesicht war aufgedunsen, als täte er seit Jahren nichts anderes, als hier zu sitzen und solche Rauschtränke in sich hineinzuschütten. Ungewöhnlich für einen Waldmenschen, hatte er seinen Oberkörper mit einem unförmigen Gewand aus grobgewebter Bastfaser verhüllt. Das Mädchen, ein schmutziges Geschöpf, brachte ihm ebenfalls eine Kalebasse und bekam zum Dank den nackten Hintern getätschelt. Er lehnte sich in die Schatten zurück und trank.
    Es lag so entsetzlich lange zurück, dass Naave etwas in den Magen bekommen hatte, dass sie das dicke, bitter schmeckende Zeug gierig trank. Während sie die Schale leerte, glitt ihr Blick durch die seltsame Baumhütte und blieb an einem Stück Leder hängen, das an eine der Wände geheftet war. Es war mit Pflanzenfarben und Kohle bemalt. War das … eine Karte? Eindeutig war das Wasserloch zu erkennen als dicker grüner Fleck, darum das Dorf, das Grün des Waldes, das Grau des Berges und – der Fluss.
    Wenn die Größen auf dieser Karte auch nur annähernd der Wirklichkeit entsprachen, war der Große Beschützer ganz in der Nähe.
    Naave schielte zu Royia. Er trank gemächlich, während seine rechte Hand in seinem Schoß lag. Den Knebel knüllte er zusammen, um die Blutung in der Handfläche zu stillen oder wenigstens zu verbergen. Unauffällig stieß sie ihn mit dem Ellbogen an.

    Er sah, was sie ihm zeigen wollte. Eine Karte der Umgebung. Der Trennende war nicht fern. Der Fluss hatte sich schnurgerade in nordöstliche Richtung gewandt, um sich dann auf seiner rechten Seite zu einem verwirrenden Netz von Wasserläufen zu verbreitern. Darin hatten sie sich verirrt. Weiter nördlich beschrieb die Hauptader einen Bogen hinein in den Wald, verzweigte sich zu zwei größeren Schleifen, und in der Nähe der unteren lag dieses Dorf. Ein Stück Wald musste man durchqueren, im Grunde nur ein paar Schritte.
    »Wenn dort Kanus sind …«, raunte Naave ihm zu. Er nickte. Die Strömung der Flussschleife trieb einen unweigerlich in den Hauptfluss. Dort müsste Naave nur übersetzen und, falls sie zu schwach war, um gegen die Strömung zu rudern, am Ufer entlanglaufen. Die Stadt wäre nicht zu verfehlen.
    Er erwiderte ihren Blick. Ich verspreche dir, dich ans andere Ufer zu bringen. Laut aussprechen konnte er es nicht. Aber sie verstand, denn auch sie nickte.
    Ihr Lächeln war verhalten. Wehmütig. Aber da täuschte er sich sicherlich. Wahrscheinlich würde sie mit ihrem Vater und Angehörigen und Freunden ein Fest feiern. Sie würde die Begegnung mit ihm in den grässlichsten Farben ausmalen. Und ihn vergessen. Warum auch nicht? Er würde sie ebenfalls vergessen. Oder an sie auf ewig als einen Stachel in der Fußsohle denken.
    »Ihr wundert euch, weshalb ihr noch am Leben seid?«, riss ihr Gastgeber ihn aus seinen Gedanken.
    »Wovon redest du? Ich weiß nicht, was geschehen ist, seit ich im Wald das Bewusstsein verlor.«
    »Du kannst mir vertrauen«, sagte der Mann namens Muhuatl. »Ich weiß,

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