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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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wer du bist: ein Erwählter, der gerufen wurde, durch den Jadegang zu treten – und der diesen Gang nicht antrat.«
    Royia verbarg seine Verwirrung. »Und woher weißt du das?« Alles in ihm drängte danach, aufzuspringen und sich aus diesem Dorf herauszukämpfen. Aber so nah käme er der Enthüllung des Rätsels vielleicht nie mehr.
    »Nun, wenn du nicht hier wärst, dann doch auf dem Berg, oder? Stattdessen lasen wir dich im Wald auf. Pemzics Männer konnten im letzten Augenblick verhindern, dass dich die Wächter der Toxinacen umbrachten.«
    Royia musste sich die Schläfe reiben. »Ich verstehe kein Wort. Ihr kamt dazwischen? Wieso? Woher wusstet ihr von mir und den Wächtern?«
    Muhuatl setzte die Schale an die Lippen und schlürfte geräuschvoll. Augenscheinlich bereitete es ihm Vergnügen, die Sache hinauszuziehen. Ein Windstoß blähte die Vorhänge; Regen schwappte herein. Draußen erklang noch das erregte Gemurmel der Männer, die sich über den Zweikampf unterhielten. Endlich neigte sich Muhuatl wieder vor und legte einen Arm auf sein Knie. Durchdringend musterte er Royia.
    »Du hast den Schattenhauch aufgeschreckt, als du mit dem Axot gesprochen hast. Ich habe das auch gespürt«, er tippte sich an die Stirn. »Hier drin. So wie die Götter es spürten. Denn ich bin selbst ein Gott. Oder hätte einer werden sollen. Wie du.«
    »Wovon, bei der Wahrheit des Iq-Iq«, Royia betonte jedes Wort zwischen den zusammengebissenen Zähnen, »redest du?«
    »Ich bin ein Erwählter! Ist das so schwer zu begreifen? Wahrscheinlich hast du nie einen gekannt. Ich auch nicht.« Lachend breitete Muhuatl die Arme aus. »Hier bin ich, Bruder!«
    »Ja, das habe ich verstanden.« Unfassbar war es dennoch. Unfassbar, dass dieser Mann, statt seiner göttlichen Bestimmung zu folgen, im Wald … verrottete. »Aber du sagst, du hast mich gespürt?«
    »Du hast mit deinen Gedanken ein wildes Axot angesprochen«, sagte Muhuatl. »Und das ist den Göttern nicht entgangen. Du hast Toxina Ica verraten, wo du bist, ohne es zu wollen. Deshalb kamen die Wächter auf deine Spur.«
    »Die Götter können so wie Axots Gedanken empfangen? Weshalb sagen dann die Priester, dass Gebete laut ausgesprochen werden müssen?«
    »Nicht deine Gedanken. Aber wenn du dich mit einem Axot verbindest – das spürt der Schattenhauch und trägt die Empfindungen auf den Bergpalast. Verstehst du?«
    Bei allen … Göttern.
    Muhuatl kicherte in seine Schale. »Du starrst mich an, als hätte ich dir einen Stecken in den Hintern geschoben.«
    Royia sah Naave an, die nicht minder fassungslos schaute. Er hatte sie verdächtigt, mit Gebeten ihre Spur verraten zu haben. Stattdessen war er es selbst gewesen.
    »Es ist ja gutgegangen«, wiegelte Muhuatl ab. »Ärgerlich nur, dass wegen deiner Unachtsamkeit ein Axot sterben musste; das hätte nicht sein müssen. Schlimm genug, dass wir sie hier im Umkreis alle töten müssen.«
    »Ihr tötet sie?«
    Er bedeckte seine Augen in der Geste der Trauer. »Ja, damit sich keines in meinen Kopf drängt und so dem Gott-Einen verrät, dass ich hier bin.«
    Auch das musste Royia langsam verdauen. Man tötete keine Axots. Man verehrte sie. Sie waren die heiligen Tiere Toxina Icas, die Wimpern seiner vierzehn Augen, so sagte ein altes Lied. Ihm krampfte sich der Magen zusammen, als er daran dachte, dass es Aja hätte erwischen können, wenn sie dieser Gegend irgendwann einmal zu nahe gekommen wäre. Nicht, dass es letztlich für sie einen Unterschied gemacht hätte …
    »Als ich in meinem Kopf hörte, dass da jemand versucht, sich ein Axot untertan zu machen, ahnte ich, wer du bist: ein Erwählter, der sich dem Berg verweigert hat.«
    »Augenblick! Ich bin ein Abkömmling des Lavavolks und somit erwählt, ja. Aber was ließ dich glauben, dass ich schon auf den Berg gerufen wurde?«
    »Ich habe es vermutet. Ein Mann, der als Erwählter aufwächst, wird angehalten, sich nicht zu weit von seinem Stamm zu entfernen. Es konnte natürlich sein, dass du ein besonders unternehmungslustiger Bursche bist. Aber hättest du dich wirklich hierher gewagt? Die Gegend ist zu unwirtlich, es gibt zu viele Axots – ja, immer noch. Nein, du hattest dich vermutlich verirrt. Oder warst vor den Wächtern geflüchtet. Oder beides. Aber ganz sicher war ich mir natürlich nicht. Ich wollte dich lieber tot sehen. Andererseits wollte ich dir die Möglichkeit geben, deine Haut zu retten. Ach, ich weiß doch noch, wie ich mich damals fühlte, als ich durch

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