Feuer der Leidenschaft
hatte? Ihm wurde ganz schlecht bei diesem Gedanken.
Rebecca hatte diese Enthüllung überraschend gut weggesteckt. Statt sich entrüstet von ihm abzuwenden, hatte sie ihm sogar Trost gespendet und Verständnis dafür gezeigt. Er konnte Gott dafür danken, daß sie so einen klaren, unkonventionellen Verstand besaß.
Doch dank seiner kriminellen Sorglosigkeit waren sie nun beide offiziell verlobt. Und das Vertrackte an dieser Sache war, daß er sie unter anderen Umständen sehr wohl gefragt haben würde, ob sie ihn heiraten wollte. Er war noch nie einer ihm so geistig verwandten Frau wie Rebecca begegnet, und hatte auch noch nie so starkes körperliches Verlangen nach einer anderen Frau verspürt. Es würde ihm nicht schwerfallen, sich in sie zu verlieben. Statt dessen verpflichtete ihn sein Ehrgefühl dazu, diese Verlobung so rasch wie möglich wieder aufzulösen. Er befand sich nicht in einer Position, die ihm erlaubte, sie zu heiraten. Selbst wenn es ihm gelingen sollte, das Geheimnis von Heien Seatons Tod zu lösen, ohne daß Rebecca etwas von seiner Doppelrolle erfuhr, würde ein ernsthafter Heiratsantrag sogleich wieder den Verdacht in ihr wecken, daß er sie nur ihres Geldes wegen ehelichen wollte.
Mit einem leisen Stöhnen erhob er sich nun von dem Stuhl und begab sich hinauf in sein Zimmer. Er wollte sich den Abendanzug ausziehen und sich dann in sein kleines Studio begeben, um dort ein furioses Aquarell von einer Schlachtszene zu malen. Vielleicht würde ihn das ein wenig von dem Aufruhr seiner Gefühle befreien.
Sobald Rebecca in ihr Schlafzimmer kam, verlor sie ihre bisher nur mühsam aufrecht erhaltene Fassung. Nachdem sie die Tür verriegelt hatte - hatte sie etwa Angst, daß Kenneth ihr aufs Zimmer folgen könnte? Und würde sie etwas dagegen eingewendet haben, wenn er es tat? -, warf sie sich auf ihr Bett. Was für eine Närrin sie doch war! Hätte sie sich nicht von diesem Druck, unter dem sie seit ihrer
»Entdeckung« gestanden hatte, dadurch befreit, daß sie ihm blödsinnigerweise unlau-tere Absichten unterstellte, hätte Kenneth ihr nicht mit dieser Deutlichkeit klar machen müssen, daß sie nicht eine Frau war, an die er sein Herz verlieren würde.
Oh, ja, er mochte sie zwar auf eine freundschaftliche Weise und fand sie auch in mancherlei Hinsicht attraktiv, aber das waren nur oberflächliche Empfindungen. Es war dieses schöne, zu einem frühen Tod verurteilte Guerilla-Mädchen gewesen, das er geliebt hatte. Sie, Rebecca, war für ihn jedoch nicht heiratswürdig, selbst dann nicht, wenn sie seinen Besitz und seine Schwester vor dem Ruin retten würde.
Nicht, daß sie ihn etwa oder irgendeinen anderen Mann hätte heiraten wollen. Aber sie mochte ihn. Und — Nun gib es schon zu! — begehrte ihn. Und wünschte sich, daß auch er sie begehrte. Daß er »brannte« vor Verlangen, das nur sie zu stillen vermochte.
Was wäre nun die ideale Beziehung zu ihm gewesen?
Rebecca rollte sich auf den Rücken und dachte darüber nach. Eine Liebschaft. Das wäre perfekt. Sie würden in getrennten Wohnungen leben, und wenn ihr der Sinn danach stand, würde sie ihn zu sich einladen. Sie würden sich leidenschaftlich lieben, ohne daß das mit schmerzlichen Konsequenzen verbunden war.
Was für ein Jammer, daß das Leben nicht so einfach war.
Kapitel 18
Rel
ebeccas^rster Gedanke, als sie aufwachte, war, daß sie ihrem Vater erzählen mußte, was sich da gestern abend auf dem Ball abgespielt hatte. Er würde ihr vermutlich halb amüsiert und halb irritiert zuhören. Mit einem lauten Stöhnen rollte sie sich aus dem Bett, wusch sich und zog sich dann ein überaus züchtig aussehendes graues Gewand an.
Zum Glück befand sich Sir Anthony allein im Früh-stückszimmer. Er blickte von seiner Zeitung auf, als sie hereinkam. »Guten Morgen. Du bist schon zeitig auf für jemand, der gestern einen Ball besucht hat. Hat es dir dort gut gefallen?«
»Ja und nein.« Sie goß sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich an den Tisch. »Ich habe mich anfangs ganz gut amüsiert. Aber dann passierte so etwas wie ein Unfall.«
»Jemand ist dir beim Tanzen auf den Saum deines Kleides gestiegen?« erkundigte er sich lachend.
Ihre kalten Hände um die heiße Tasse legend, bekannte sie frei heraus: »Kenneth und ich wurden dabei ertappt, wie wir uns küßten.«
Ehe sie mit ihrem Bericht fortfahren konnte, verschwand das Lächeln aus dem Gesicht ihres Vaters. »Was, zum Teufel, sagst du da? Es war doch seine erklärte
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