Feuer der Leidenschaft
Und deshalb könnte ich es ihr nicht verargen, wenn sie lieber in der Hölle schmoren als mich zum Ehemann nehmen würde.«
Rebecca zuckte zusammen und bedauerte nun, daß sie das gesagt hatte, da er ihr Gespräch mitangehört haben mußte.
»Ihr seid ein absolut zu ihr passender Ehepartner«, erwiderte Sir Anthony. »Und je länger ich über diese Verbindung nachdenke, um so mehr gefällt sie mir. In diesem Haus ist genug Platz für Euch beide als Ehepaar, so daß Ihr hier wohnen bleiben könntet. Eine allseits zufriedenstellende Lösung, würde ich meinen.«
»Um Himmels willen, Papa! Ich werde ihn doch wohl nicht heiraten müssen, damit du deinen Lieblingssekretär behalten kannst!« rief Rebecca da.
Ehe ihr Vater darauf eine Antwort geben konnte, meinte Kenneth beschwichtigend: »Diese Sache kann jetzt nicht entschieden werden. Sie ist nichts für erhitzte Gemüter, sondern verlangt einen kühlen und klaren Kopf.«
»Vielleicht habt Ihr recht.« Sir Anthony marschierte zur Tür.
»Aber ob sie jetzt oder später entschieden wird, sie kann nur zu einem einzigen, für mich annehmbaren Ergebnis führen: Kenneth, Ihr werdet heute als erstes die Verlobungsanzeigen für die Zeitungen entwerfen.« Damit verließ er das Frühstückszimmer und warf die Tür hinter sich zu.
Rebecca brachte ihren zitternden Körper in einem Sessel unter und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Sie hörte, wie Kenneth sich mit leisen Schritten ihr näherte, und spürte dann die Wärme seines Körpers, als er sich neben ihr niederkniete.
»Seid Ihr in Ordnung?« fragte er behutsam.
»Macht Euch meinetwegen keine Sorgen. Ich bin dem Lachen näher als den Tränen.« Sie hob den Kopf und blickte ihn mit einem etwas unsicheren Lächeln an. »Ausgerechnet jetzt glaubt mir Sir Anthony ein strengerer Vater sein zu müssen. Die ganze Situation ist absurd.«
Kenneth erhob sich wieder von den Knien und trat an den Tisch, um ihre Tasse mit Kaffee nachzufüllen, ehe er sich diesen selbst einschenkte. »Sir Anthony war nicht gerade entzückt über diese Geschichte«, räumte er ein. »Ob er mich jetzt wohl entlassen wird?«
»Das glaube ich nicht. Seine Wutanfälle dauern nie lange.«
»Und wie steht es mit Euch?« Er nahm die Deckel von den Schüsseln auf dem Büfett, um sich daraus zu bedienen, ehe er sich mit seinem Teller an den Tisch setzte. »Werdet Ihr tatsächlich ausziehen und einen eigenen Hausstand gründen?«
»Ich bezweifle, daß es dazu kommen wird.«
»Ich hoffe, daß Ihr recht behaltet. Es wäre schlimm für mich, wenn ich die Ursache eines Zerwürfnisses zwischen Vater und Tochter wäre.«
Während sie dankbar einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse nahm, wurde ihr bewußt, daß ihr anfängliches Unbehagen nach der wütenden Auseinandersetzung mit ihrem Vater verflogen war. Sie spürte keine Befangenheit mehr in Kenneths Gegenwart. »Wenn es tatsächlich zu einem Zerwürfnis käme, wäre das allein unsere und nicht Eure Schuld.« Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Habt Ihr das tatsächlich so gemeint, als Ihr sagtet, die Entscheidung, ob ich heiraten oder nicht heiraten werde, läge ganz allein bei mir?«
»Natürlich.« Er zerschnitt seinen Schinken zu kleinen sauberen Quadraten. »Es steht einem Gentleman nicht zu, ein Verlöbnis aufzulösen. Das gehört zu den Grundregeln sozialen Verhaltens.«
»Ich sollte Euch zur Strafe dafür, daß Ihr mich zu dem Besuch dieses Balles überredet habt, an dieses Verlöbnis binden«, schnaubte sie.
Er blickte sie an und lächelte versonnen: »Ich habe schon schlimmere Strafen erlebt.«
Das intime Licht, das sie nun in seinen Augen entdeckte, jagte ihr kleine wohlige Schauer über den Rük-ken.
Himmel, wenn sie nicht aufpaßte, würde sie ihn vielleicht wirklich dazu zwingen, sein Eheversprechen einzulösen!
Der Gedanke daran war auf eine sündhafte Weise verlockend. Aber sie wollte ihn nicht als Freund verlieren.
Und nichts würde für eine Freundschaft fataler sein als eine Ehe, die er sich nicht wünschte.
Und deshalb sagte sie leichthin: »Was müssen wir denn sonst noch machen, um den Schein unseres angeblichen Verlöbnisses zu wahren, abgesehen von den Verlobungsanzeigen in den Zeitungen, meine ich?«
»Nun, es wäre ratsam, ein paar Einladungen anzunehmen.
Aber das wäre auch schon alles.« Er spießte ein Stück Schinken mit seiner Gabel auf. »Nach ein paar Wochen wird das Leben dann wieder in den alten gewohnten Bahnen verlaufen.«
Das mochte er zwar glauben, aber
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