Feuer der Leidenschaft
Reptilienschuppen, und ein gutes Herz konnte man darunter wohl kaum vermuten. Es war zweifellos eine interessante Geschichte, wie es zu der Rückgabe der Juwelen gekommen war; und sie hoffte, diese eines Tages noch zu erfahren.
Sie hatten es nicht weit bis zu der kleinen Kirche, wo die Trauung stattfinden sollte. Kenneth half den drei Damen beim Aussteigen, als sie dort anlangten, und nahm dann den Arm seiner Schwester, um sie als Braut-führer zur Kirche zu geleiten, wo sie von festlich brau-senden Orgelklängen empfangen wurden, die an den alten Wänden des Gotteshauses einen jubelnden Widerhall fanden.
Catherine umarmte Beth noch ein letztesmal, ehe sie zum Chorgestühl im Altarraum ging, um dort mit einer Handvoll anderer Gäste Platz zu nehmen. Während Kenneth im Vorraum daraufwartete, daß die Trauungs-zeremonie beginnen sollte, studierte er seine Schwester mit einem Gefühl des Bedauerns, daß er sie schon wieder verlor, bevor er die Gelegenheit dazu bekam, sie wirklich kennenzulernen. Der große Altersunterschied zwischen ihnen und dann die j ahrelange Trennung während des Krieges hatten verhindert, daß sie so miteinander vertraut geworden waren, wie es sich eigentlich für Geschwister gehörte.
Offenbar spiegelten sich seine Gefühle in seinem Gesicht wider, weil Rebecca im energischen Ton sagte: »Sei guten Muts, Kenneth. Du hast keinen Grund, traurig zu sein. Du verlierst keine Schwester, sondern gewinnst einen Verwalter.« Dann spähte sie durch die Doppeltür, um den Fortschritt der Ereignisse im Kirchenschiff zu verfolgen. »Gleich ist es soweit, Beth. Jack sieht wunderschön aus. Und so blaß, als würde er jeden Moment den Geist aufgeben. Aber keine Angst, Michael ist sich seiner Pflicht als rechte Hand des Bräutigams bewußt und macht sich nun darauf gefaßt, Jack aufzufangen, falls er in Ohnmacht fallen sollte. Ah, Jack lächelt jetzt. Er weiß, daß du hier bist, Beth. Ich glaube, du darfst dir Hoffnungen machen, daß er die Trauung überlebt.«
In diesem Moment begann die Orgel die Einzugshymne zu spielen, und Rebecca hielt nun ihre Blumen vor sich hin und bewegte sich langsam und graziös durch den Mittelgang auf den Altar zu. Sie trug wieder dieses l bernsteinfarbene Kleid und sah fast so strahlend aus wie die Braut.
Beth lehnte ihren Krückstock an die Wand und nahm dann Kenneths Arm, Als er die Brauen in die Höhe zog, sagte sie im entschiedenen Ton: »Ich geh’ doch nicht mit einem Krückstock zum Traualtar.« Dann sah sie lä-ii chelnd zu ihm hoch, und ihre Augen leuchteten vor Lie- |
be und Gewißheit. »Ich brauche ihn auch nicht mehr. Ich habe dich ja jetzt als Stütze, und später Jack.«
Kenneth gab ihr Lächeln zurück. »Du sieht wunderschön aus, Beth.« Und dann war da plötzlich wieder dieses Gefühl des Bedauerns und der Trauer, so daß er bekümmert sagte: »Ich wünschte, Mutter wäre hier und könnte dich jetzt sehen.«
Beth deutete mit ihrem Brautbukett auf das Decken-gewölbe und die strahlend bunten Kirchenfenster. »Ich bin sicher, daß sie hier ist und uns sieht, Kenneth.«
Dann schloß sich ihre Hand fest um seinen Ellenbo-1 gen, und so gingen sie beide gemeinsam nebeneinander dem Altar und Bethens Zukunft entgegen.
Nach der Trauung fuhren das frisch verheiratete Paar und die Hochzeitsgäste zum Hochzeitsfrühstück nach ‘
Ashburton House zurück, wobei sich alle Frauen bis auf Rebecca die Freudentränen aus den Augen wischten. Eine Weile lang herrschte dann eine ausgelassene, ja, fast übermütige Konfusion in dem riesigen Foyer, und daß
»Ludwig der Faule«, der Hund der Kenyons, sich dazu entschloß, auf Bethens Schleppe ein Nickerchen zu machen, war auch nicht gerade dazu angetan, den Prozeß des Ablegens der Hüte und Mäntel zu beschleunigen.
Aber nach und nach fand sich die Hochzeitsgesellschaft dann doch im Speisezimmer ein.
Kenneth war bis zuletzt mit Michael, der die Gäste in der Halle begrüßt hatte, im Foyer geblieben, und sagte zu ihm: »Meinen herzlichen Dank an dich und Catheri-ne, daß ihr diesen Tag für Beth und mich zu etwas ganz Besonderen gemacht habt.«
Sein Freund machte eine wegwerfende Geste. »Gibt es jemand, der keine Hochzeiten mag? Auch hatte ich schon immer eine hohe Meinung von Jack Davidson, und deine Schwester ist ein Schatz. Daß du sie nun sicher unter der Haube weißt, muß dir eine große Last von der Seele genommen haben.«
»Ich denke, daß das für dich eine gute Übung für den Tag sein könnte, an dem Amy
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