Feuer der Leidenschaft
nächsten Woche wieder zu einem Ball gehen müssen?«
»Ach, ja, zum Ball der Strathmores. Den hatte ich ganz vergessen.« Sie verzog das Gesicht. »Nun gut. Ich glaube, ich werde mich bis dahin soweit erholt haben, daß ich nicht gleich davonlaufe, wenn ich eine Menschenansammlung vor mir sehe.«
Während sie durch die Straßen von Mayfair wanderten, studierte sie Kenneths Gesicht aus den Augenwinkeln.
Obwohl sie nun schon ein paar Wochen lang an seinem Porträt gearbeitet hatte, wurde sie nicht müde, ihn anzuschauen. In solchen Momenten wie diesen wünschte sie sich sogar, ihn behalten zu können.
Diesen gefährlichen Gedanken beiseite schiebend, sagte sie:
»Was ist nur mit Hermione passiert? Seit sie, lächelnd wie ein tollwütiger Hund, an der Hochzeitstafel erschien, sterbe ich vor Neugier, das zu erfahren.«
Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen erzählte Kenneth ihr nun, wie seine Stiefmutter wütend ins Haus gestürmt kam und dann von Catherine auf eine raffinierte Weise gezähmt worden war.
Als er mit seinem Bericht zu Ende war, brach Rebecca in ein lautes Lachen aus. »Großartig! Da Hermione käuflich ist, dachte sie, daß Catherine das ebenfalls wäre.«
»Catherine käuflich?« erwiderte er. »Interessant. Ich hatte nämlich gleich den Eindruck, als wäre mir bei dem Gespräch, das die beiden Damen miteinander führten, etwas entgangen. Aber was?«
»Als Catherine zu deiner Stiefmutter sagte, sie wünschte sich, daß Ashburton die richtige Wahl treffen würde, wenn er sich wieder verheiratete, deutete sie Hermione damit an, daß ihr Schwager eine Frau nehmen sollte, die ihm keinen Erben schenken würde«, erklärte Rebecca. »In diesem Fall würde dann ihr eigener Sohn der nächste in der Erbfolge und eines Tages den Besitz und Titel seines Onkels übernehmen.«
»Ah«, sagte Kenneth da, sich mit der Hand vor die Stirn schlagend. »Da Hermione in der mehr als zehnjährigen Ehe mit meinem Vater kinderlos geblieben ist, kann man wohl von der Annahme ausgehen, daß sie unfruchtbar ist. Andrerseits ist sie aber auch schön genug, um dem Herzog den Kopf zu verdrehen und ihn dazu bewegen zu können, sie zu heiraten. Damit wäre sie das ideale Werkzeug für Catherines angebliche Pläne.«
»Genau. Und die Krönung des Ganzen ist, daß Ca- l therine mir selbst gestanden hat, sie würde es gar nicht gern sehen, wenn der junge Nicholas einmal Herzog von Ashburton würde.« Rebecca lachte abermals. »Natürlich kann Hermione sich nicht vorstellen, daß es jemand gibt, der auf so viel Reichtum und Macht verzichten würde.«
»Das war also der Hintergedanke, den die beiden Frauen verfolgten, als sie so süß miteinander im Foyer parlierten.
Catherine ist sogar noch gerissener, als ich glaubte.«
Rebecca warf ihm einen schrägen Blick zu. »Und nichts kann mich davon überzeugen, daß deine Stiefmutter freiwillig auf den Familienschmuck verzichtet hat. Hat ihr vielleicht jemand, der es gut mit dir meint, eine Botschaft zukommen lassen, daß er sie umbringen würde, wenn sie den besagten Schmuck nicht schleunigst herausrückt?«
Er grinste. »Ich denke, daß Michael einen Freund mit Beziehungen zu anrüchigen Kreisen darum gebeten hat, dafür zu sorgen, daß man die Juwelen aus ihrem Haus stiehlt und das Begleitschreiben fälscht. Ich habe ihn I allerdings nicht darum gebeten, mir diese Vermutung zu bestätigen.«
»Ein Sieg der Gerechtigkeit über das Gesetz. Das ge- J
fällt mir.« Sie hob das Bukett, das sie aus dem Ashbur- i ton-Palais mitgenommen hatte, an die Nase, um den,«
süßen Duft der Blumen einzuatmen, die aus den Ge-wächshäusern des Herzogs stammten. »Könntest du, wenn du den Familienschrnuck verkaufen würdest, mit dem Erlös deine Schulden bezahlen?«
»Vermutlich nicht alle. Aber wenn Gott will, würde ich so viel dafür bekommen, daß ich einen Teil der Hypotheken, mit denen Sutterton belastet ist, ablösen und die anderen verlängern könnte.«
»Dann wärst du also vor dem Bankrott gerettet. Das ist wunderbar!«
»Es ist noch zu früh, so etwas zu sagen«, erwiderte er vorsichtig. »Ich würde meinen, die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig.« Er blieb stehen, um eine Kutsche vorbeizulassen, ehe er mit Rebecca die Straße überquerte.
»Aber eines kann ich ganz gewiß tun. Zu Lebzeiten meines Großvaters wurde ein Landsitz namens Ramsey Grange, der an unseren Besitz grenzte, käuflich erworben.
Das Haus, das recht hübsch ist, wurde daraufhin vermietet, während
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