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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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nahe bei der Augenlinie aufgehängt wurden«, setzte Rebecca hinzu. Als er sie fragend ansah, sagte sie:
    »Die Augenlinie ist dieser kleine Sims oder Absatz dort, der sich über alle Wände hinzieht, und sich ungefähr zweieinhalb Meter über dem Boden befindet, so daß man die Bilder, die dort hängen, am besten sehen kann. Die Augenlinie ist in der Regel den Werken der Akademiemitglieder vorbehalten. Aber wenn dort noch Plätze frei sein sollten, werden sie an die besten Arbeiten der sogenannten Außenseiten vergeben.«
    Sie nahm nun seinen Arm, und sie begannen, langsam an den Wänden entlangzugehen, wobei sie zuweilen mit Leitern und Malgeräten bewaffneten Künstlern ausweichen oder um diese herumgehen mußten. Obwohl Kenneth einen Handkoffer voller Farben und Pinsel mitgebracht hatte, hatten sie beide beschlossen, keine Veränderungen an ihren Bildern vorzunehmen, solan- l ge sie nicht einen wirklich entsetzlichen Patzer darauf l entdecken sollten.
    »Schau nur!« rief Rebecca da, mitten im Schritt an- j haltend und Kenneth am Arm ziehend, daß er ebenfalls stehenbleiben mußte. »Dort! Vaters Waterloo-Zyklus! }
    Sieht er nicht großartig aus?«
    Die vier Gemälde hingen nebeneinander in Höhe der ]
    Augenlinie und beherrschten eine ganze Wand. Eine Gruppe von Leuten war dort im ehrfürchtigen Schweigen versammelt, um die Bilder zu bewundern.
    »Sir Anthony hat das Ziel erreicht, das er sich steck- l te«, sagte Kenneth leise. »Viele Generation werden von l jetzt an diese Gemälde betrachten und wissen, was es bedeutete, bei Waterloo dabeigewesen zu sein.«
    Sie deutete auf das Gemälde, wo die englische Armee, l den Angriff der Franzosen erwartend, am Rand eines Hügels in Stellung ging. »Dort befindest du dich mit deinem Regiment - gleich links vom Zentrum.«
    »Wahrhaftig. Ich stehe dort.« Er zeigte mit dem Ein-1 ger auf einen narbenbedeckten Veteranen, der im Vordergrund die Regimentsfahne bewachte. »Da hat Sir Anthony doch tatsächlich den Sergeanten neu gemalt und ihm meine Züge gegeben, wie er mir das angedroht l hat!«
    »Du wirst nach dieser Ausstellung eine Londoner Be-rühmtheit sein«, sagte sie mit einem durchtriebenen Lächeln.
    Er stöhnte. »Meine Identität ist nicht nur auf dem Schlachtenbild deines Vaters augenfällig. Was den Korsaren betrifft - verzeih mir, wenn ich hoffe, daß man ihn möglichst nahe der Decke aufgehängt hat.«
    »Das zu entscheiden, lag nicht in meiner Hand«, erwi- .1
    derte sie schelmisch. »Ein Jammer, daß keine Frau dem
    >Hänge-Komitee< angehört. Das wäre eine Garantie dafür gewesen, daß das Bild einen guten Platz bekommen hätte.«
    Lachend und sich gegenseitig neckend, setzten sie ihre Wanderung durch den Saal fort. Es gab dort so viel zu sehen und zu diskutieren. Viel zu viel, wie Rebecca aus Erfahrung wußte, so daß sie immer wieder hierherkommen mußten, um die Arbeiten, die hier ausgestellt waren, auch richtig würdigen zu können.
    Nachdem sie zwei Wände abgesucht hatten und dabei nur mit knapper Not dem Schicksal entronnen waren, von einer Palette erschlagen zu werden, die ein nervöser junger Künstler fallen ließ, der hoch über ihren Köpfen auf einer Leiter stand, um noch etwas an seinem Bild zu verbessern, rief Kenneth, der nur mühsam sein Aufregung bändigen konnte: »Schau! Dort!«
    Da hingen doch tatsächlich ihre Gemälde Seite an Seite direkt über der >Augenlinie<, wo man sie gut sehen konnte - Kenneths Bilder links und die beiden Gemälde von Rebecca gleich rechts daneben.
    »Gott sei Dank«, rief Rebecca im inbrünstigen Ton.
    »Deine Karriere ist gemacht, Kenneth! Für wieviel Guineen willst du deine Bilder verkaufen?«
    Er blickte sie überrascht an. »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich hatte ja nicht einmal damit gerechnet, daß man sie ausstellen würde.«
    »Nun, dann wird es Zeit, darüber nachzudenken.
    Schließlich stellt man seine Bilder j a zu dem Zweck aus, sie auch an den Mann zu bringen.«
    »Hast du denn bereits Preisvorstellungen von deinen Bildern?« wollte er wissen.
    Ihr Blick ging nun zu ihrem >Korsaren< und der
    >Stürzenden Frau< hinüber. »Diese beiden Gemälde sind nicht verkäuflich. Wenngleich ich nichts dagegen hätte, wenn sie mir ein paar Porträtaufträge verschaffen würden.«
    Ein offensichtlich der besten Gesellschaft Londons angehörendes Paar hielt nun vor ihren Gemälden an, um diese zu betrachten. Der Mann rief: »Schau dir diese beiden spanischen Bilder an - was für eine

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