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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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seidigen rotbraunen Strähnen wollten sich offenbar nicht so leicht disziplinieren lassen. Und wenn man sie mit diesen Haaren sah, hätte man denken können, sie sei eben erst aus dem Bett gestiegen.
    Wohl zum hundertsten Male, seit er das Haus der Seatons betreten hatte, ermahnte er sich jetzt dazu, sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren. Er ging in den Dienstbotentrakt hinunter, fragte, was sich in seiner Abwesenheit im Haus getan hatte, und beauftragte dann Betsy, die gewissenhafteste von den Mägden, mit der Reinigung von Sir Anthonys Studio. Dann stieg er hinauf in das Dachgeschoß, um dort an die Tür von Rebeccas Allerheiligstem zu klopfen.
    Als sie ihm mit lauter Stimme die Erlaubnis gab, dieses zu betreten, sah er sich interessiert in dem Raum um.
    Während Sir Anthonys Studio die Eleganz eines Salons besaß, hatte das Atelier seiner Tochter weiß getünchte schräge Wände und die Behaglichkeit einer bäuerlichen Küche. Die Fenster, die auf die Straße hinausgingen, waren von normaler Größe; doch jene an der Rückseite nahmen fast die ganze Wand ein und ließen ein sanftes, fast nördliches Licht in den Raum. Das Licht eines Künstlers.
    Und überall, wohin er auch blickte, befanden sich Gemälde — entweder an den Wänden aufgehängt oder ungerahmt daran lehnend —, und diese verschwenderische Fülle von Bildern und Farben betäubten fast seine Sinne.
    Rebecca saß mit einem Skizzenblock im Schoß und einem Bleistift in der Rechten in einem großen Sessel und deutete auf ein Sofa, das sich ihr gegenüber befand.
    »Macht es Euch bequem, Captain. Heute will ich nur ein paar Studien von Euch machen. Ich muß herausfinden, wie ich Euch am besten porträtieren kann.«
    »Wenn wir uns schon jeden Tag so dicht auf den Pelz rücken werden, solltet Ihr mich wohl besser Kenneth nennen«, meinte er scherzend, als er auf dem Sofa Platz nahm.
    Sie schenkte ihm ein kurzes, rasches Lächeln. »Dann müßt Ihr mich auch mit meinem Vornamen anreden.«
    Ihre nußbraunen Augen waren grün gefleckt, was ihrem Blick etwas Katzenartiges gab, als sie ihn jetzt prüfend ansah.
    »Ich habe noch nie jemandem Modell gesessen. Was soll ich jetzt also tun?«
    »Versucht Euch zunächst nur zu entspannen und den Kopf nicht zu bewegen.«
    Während sich ihr Stift flink über das Papier bewegte, ging sein Blick zu den Bildern hin, die sich in seinem Gesichtsfeld befanden. Ihr Stil hatte etwas von der klassischen Präzision ihres Vaters, besaß aber eine etwas weichere und emotionalere Qualität. Viele ihrer Bilder waren Poträts von Frauen, die berühmte Gestalten aus der Geschichte oder Mythologie darstellten. Sie waren durchwegs so großartig wie das Gemälde von Boadicea, das unten im Frühstückszimmer hing.
    »Habt Ihr schon einmal in der Royal Academy ausgestellt?«
    »Niemals«, erwiderte sie, ohne von ihrem Skizzenblock aufzusehen.
    »Ihr solltet das aber tun.« Sein Blick ging zu einer überaus eindrucksvollen Darstellung von Judith und Holofernes hin. »Um der Öffentlichkeit zu zeigen, was eine Frau zu leisten vermag.«
    »Ich fühle mich nicht dazu genötigt, das unter Beweis stellen zu müssen«, antwortete sie kühl.
    Eine Weile lang schwiegen sie beide, und die Stille wurde nur von dem schwachen Kratzen des Stiftes auf dem Papier durchbrochen. Nachdem Kenneth die Gemälde in seinem Blickfeld bewundert hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit Rebecca zu. Ihre Handgelenke waren zart, fast zerbrechlich; doch ihre langen, schlanken Finger schienen ungewöhnlich kräftig zu sein. Sie saß ein wenig schräg in ihrem Sessel, so daß ihr der Saum ihres Musselinkleides über die Fußknöchel hinaufgerutscht war, die genauso zart und wohlgeformt waren wie ihre Handgelenke.
    Wenn Rebecca auch nicht Marias erotische Ausstrahlung besaß, war sie doch in jeder Hinsicht ebenso reizvoll wie seine ehemalige Geliebte. Jedesmal, wenn sie sich über ihren Skizzenblock beugte, hatte er eine überaus verlockende Ansicht ihres Nackens mit einer blassen Haut, die im Kontrast zu den leuchtend rotbraunen Haarflechten fast durchsichtig wirkte. Er fragte sich, was sie wohl machen würde, wenn er sie jetzt küßte.
    Vermutlich würde sie ihm sagen, daß er sich hinsetzen sollte, damit sie ihre Skizzen fertigstellen konnte.
    Der Raum kam ihm viel wärmer vor, als er das dem mageren Kohlenfeuer nach, das im Kamin brannte, eigentlich sein konnte. Wenn er von Rebecca wegsah, half ihm das auch nicht viel. Er blieb sich ihres Körpers so sehr bewußt,

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