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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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schliefen. Erst, seit Kenneth im Hause weilte, war sie sich dessen bewußt geworden. Wurden seine strengen Züge vom Schlaf gemildert? Wie verbrachte er dort drüben seine freie Zeit? Vermutlich mit Lesen und dem Schreiben von Briefen. Es blieb immer fast unheimlich ruhig dort drüben.

    Mit einem ärgerlichen Seufzen rieb sie sich nun den steifen Nacken. Sie hatte buchstäblich Dutzende von Skizzen angefertigt, die den Captain in den verschiedensten Kostümen und Posen zeigten. Doch keine von ihnen hatte sie zufriedenstellen können. Morgen würde er ihr zum zweitenmal Modell stehen. Wenn sie bis dahin kein gutes Konzept hatte, wäre es wohl besser, die Sitzung abzusagen, statt seine Zeit zu vergeuden.
    Gray Ghost, der am Fußende ihres Bettes lag, öffnete die Augen und musterte sie mit einem Blick felider Verachtung.
    »Es ist leicht für dich, mich zu kritisieren«, sagte sie vorwurfsvoll. »Aber wie ich sehe, kannst du mir auch keinen brauchbaren Vorschlag machen.«
    Ihre Bemerkung mit einem Naserümpfen quittierend, wie diese das verdiente, seufzte er müde und schloß wieder die Augen.
    »Du meinst, ich sollte jetzt ins Bett gehen?« fragte sie. »Ich bezweifle jedoch, daß ich schlafen kann.« Sie wußte aus Erfahrung, daß sie stundenlang wach auf dem Rük-ken liegen würde, während zahllose Bilder von Kenneth Wilding ihr durch den Kopf geisterten.
    Vielleicht würde ein Glas Sherry ihr helfen, einzuschlafen, dachte sie und beschloß, ins Eßzimmer hinunterzugehen, um sich dort eines zu besorgen.
    Nachdem sie eine Kerze angezündet hatte, öffnete sie die Tür, trat in den Korridor hinaus - und wäre dort fast mit dem Objekt ihrer Obsession zusammengeprallt, das in diesem Moment ebenfalls aus seinem Zimmer kam. Sie konnte gerade noch verhindern, daß sie mit
    der Nase gegen das Schlüsselbein von Captain Wilding stieß, wobei sie dabei fast das Gleichgewicht verlor.
    »Verzeihung!« rief er, mit der Hand nach ihrem Ellenbogen fassend, damit sie nicht der Länge nach hinstürzte. »Ich wollte gerade hinunter in die Küche, um zu sehen, ob ich mir dort nicht ein belegtes Brot machen könnte. Ich hatte nicht geahnt, daß noch jemand wach ist im Haus zu dieser späten Stunde.«
    Er hatte seinen Rock und seine Krawatte abgelegt und den obersten Knopf seines Hemdes geöffnet. Sich überdeutlich seiner Kraft und der Hand bewußt, die sie am Arm festhielt, ließ sie nun den Blick von der festen Wand seiner Brust zu seinem Gesicht hinaufwandern. Die Kerze warf ein flackerndes Licht auf seine kräftigen Züge und erzeugte dort dramatische Schattenspiele. Da war etwas an dieser Beleuchtung und der Art, wie er bekleidet war. Dazu diese weiße Linie seiner Narbe, dieser hypnotische Blick seiner Augen … Verdammt, sie hatte es jetzt fast…
    Er runzelte die Brauen. »Stimmt etwas nicht?«
    Die Fragmente von Ideen, die ihr durch den Kopf schössen, schlössen sich blitzartig zu einer Einheit zusammen. »Der Korsar!« brach es aus ihr heraus. »Kommt mit mir!«
    Sie packte ihn beim Handgelenk und zog ihn mit sich in ihr Schlafzimmer hinein. Er hatte sie doch gleich an einen Piraten erinnert, und Byrons >Korsar< war die Quintessenz einer solchen Figur - kühn, tapfer und auf eine wildverwegene Art romantisch. Sie war eine verdammte Närrin, daß sie das nicht gleich gesehen hatte.
    Nachdem sie die Kerze auf ihren Schreibtisch abgestellt hatte, legte sie die Hände auf Kenneths Schultern, um ihn in eine sitzende Stellung auf das Sofa hinunterzudrücken. Dann betrachtet sie wieder eindringlich sein zerklüftetes Gesicht im Licht der Kerze. »Ein bißchen zu zivilisiert«, murmelte sie für sich.
    Sie fuhr ihm mit beiden Händen durch die dunklen gewellten Haare, damit sie so aussehen sollten, als hätte der Seewind sie zerzaust. Sie spürte, wie dick und seidig sie sich unter ihren Handflächen anfühlten. Und nachdem sie ihm noch ein paar Strähnen schräg in die Stirn gezogen hatte, öffnete sie zwei weitere Knöpfe oben an seinem Hemd, so daß der weiße Stoff auseinanderfiel und nun einen verlockenden Streifen seiner brünetten Haut unter dem Hals und seine dunklen gelockten Brusthaare ihrem Blick enthüllte.
    »Perfekt«, murmelte sie zufrieden, ihn abermals studierend.
    »Perfekt wofür?« fragte er.
    Da war ein belustigtes Funkeln in der Tiefe seiner rauchgrauen Augen. Amüsiertheit und noch etwas, das ihr jetzt jählings zu Bewußtsein brachte, was für ein ungeheuerlicher Verstoß gegen die Schicklichkeit es von ihr

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