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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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daß er Talent habe. Daß er bereits j ein Künstler sei. Und Rebecca Seaton war keine Frau, die Schönfärberei betrieb.
    Er holte tief Luft und fragte sich, ob das, was sie ihm versichert hatte, auch wahr sei: daß es für ihn noch nicht zu spät war. Unbewußt hatte er die Ölmalerei stets auf ein Postament gestellt, sie als eine Fertigkeit betrachtet, die eher den Göttern als den Menschen zukam. Als Rebecca ihn vorhin darauf hingewiesen hatte, daß er sich sein Unvermögen, auch diese Technik einmal zu beherrschen, nur einbildete, hatte er eingesehen, daß sie recht hatte.
    Zugegeben, die meisten Künstler begannen schon in einem viel früheren Alter in Öl zu malen. Rebecca hatte damit bereits als Kind angefangen. Aber er war ein guter Zeichner. Und er hatte ein Gefühl für Komposition und Farbe.
    Vielleicht… vielleicht konnte er lernen, ein echter Maler zu werden. Zwar nicht einer, der das Niveau von Sir Anthony und Rebecca erreichte, aber immerhin so gut, daß er zuweilen eine gewisse Befriedigung über seine Leistung empfand.
    Die Aussicht erfüllte ihn nun mit einer unheiligen Mischung aus Angst und Erregung. Ein Gefühl, das der Reaktion eines jungen Mannes auf unkeusche Gedanken nicht ganz unähnlich war, wie er merkte.
    Erst als er sich von seinem Stuhl wieder erhob, erinnerte er sich daran, was ihn denn eigentlich in das Haus von Sir Anthony gebracht hatte: der Auftrag, einen mysteriösen Todesfall aufzuklären. Und nun bot ihm die Tochter seines Hauptverdächtigten die Chance, sich seinen größten Herzenswunsch zu erfüllen. Ihr Geschenk anzunehmen, wenn seine Mission möglicherweise den Menschen vernichten würde, den sie am meisten liebte, wäre verabscheuungswürdig. Aber - Gott möge ihm helfen - er brachte es nicht fertig, ihr Angebot abzulehnen.
    Zum erstenmal spielte er nun mit dem Gedanken, Lord Bowden den ihm erteilten Auftrag zurückzugeben.
    Zweifellos würde Bowden dann in seiner Wut die Hypotheken auf Sutterton für verfallen erklären. Doch er, Kenneth, würde womöglich den Verlust von Sutterton verkraften können, wenn er die Chance bekam, das Leben zu führen, nach dem er sich schon immer gesehnt hatte.
    Er konnte als Sir Anthonys Sekretär weiterarbeiten und seine Freizeit mit dem Studium der Kunst und dem Malen verbringen. Eines Tages würde er dann vielleicht in der Lage sein, sich als Künstler seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Viele Leute wollten Porträts haben, aber nur wenige konnte sich das Honorar leisten, das Sir Anthony Seaton dafür verlangte. Jemand, der einsam als einfacher Soldat gelebt hatte, konnte mit wenig Geld und Komfort auskommen. Er würde nicht viele Aufträge brauchen, um existieren zu können.
    Aber was sollte dann aus Beth werden? Er war für sie verantwortlich. Er hatte kein Recht dazu, sich auf Kosten ihrer Zukunft sein Glück zu erkaufen. Obwohl es ihm nichts ausmachen würde, in einer Dachstube von trockenem Brot zu leben, hatte seine Schwester ein besseres Los verdient.
    Er preßte die Lippen zusammen, als er an Bethens gutmütiges, sich so klaglos in ihr Schicksal fügendes Wesen dachte. Nein, es war unmöglich, den Auftrag zurückzugeben, und ebenso unmöglich, Rebeccas Angebot abzulehnen, ihm das Malen in Öl beizubringen. Da konnte er jetzt also nur noch hoffen und zu Gott beten, daß seine Ermittlungen nichts zutage förderten, was Sir Anthony im Zusammenhang mit dem Tod seiner Frau belasten würde.
    Unglücklicherweise hatte er wenig Vertrauen zu seinen Gebeten.
    Bevor Kenneth die Treppe zu Rebeccas Studio hinaufstieg, schaute er noch kurz im Büro vorbei, weil er dort noch eine Kleinigkeit zu erledigen hatte. Zu seiner Überraschung fand er dort seinen Arbeitgeber vor, der sein großartiges Porträt von seiner Frau betrachtete und dabei immer wieder einen Schluck von etwas nahm, das wie Brandy aussah.
    Als er unschlüssig im Türrahmen stand, blickte Sir Anthony kurz zu ihm hin und sagte im versonnen Ton:
    »Heute vor achtundzwanzig Jahren lernte ich Heien kennen. Manchmal fällt es mir schwer, zu glauben, daß sie nicht mehr unter uns weilt.« An der Art, wie Sir Anthony beim Reden mit der Zunge anstieß, merkte Kenneth, daß sein Arbeitgeber schon mehr als ein Gläschen getrunken haben mußte.
    Er trat jetzt in das Büro hinein. »Lady Seaton war schön.
    Eure Tochter ist ihr sehr ähnlich.«
    »Äußerlich, aber das Temperament hat sie eher von mir.«
    Sir Anthony lächelte ironisch. »In mancher Hinsicht ist sie sogar meinem älteren

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