Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Bruder ähnlicher als mir.
    Marcus würde sich ärgern, wenn er das wüßte.«
    Da Kenneth natürlich zu gern auch Sir Anthonys Version der Familienfehde erfahren wollte, log er und sagte: »Ich wußte ja gar nicht, daß Ihr einen Bruder habt.«
    »Marcus ist Baron und überaus steif. Er mag mich nicht, hat nie etwas von mir gehalten.« Sir Anthony nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas. »Mein Vater und er waren der Meinung, es wäre der kürzeste Weg zur Hölle für mich, wenn ich Maler würde. Wenn wir uns persönlich begegnen, was selten geschieht, schneidet er mich.«
    Also war Kenneth nicht der einzige hoffnungsvolle Künstler, dessen Talent bei seiner Familie keine Gegen-liebe gefunden hatte. Nur hatte Sir Anthony sich viel besser gegen die Opposition seiner Familie durchgesetzt als er.
    »Warum hält Euer Bruder denn so wenig von Euch?«, fragte Kenneth.
    Sir Anthony schnaubte: »Marcus ist der Ansicht, daß das Malen nichts anderes als ein Handwerk sei, das jedoch nur nutzlose Dinge hervorbrächte. Es muß für ihn ein Schock gewesen sein, als ich vor fünf Jahren geadelt wurde. Damit hatte man meiner verwerflichen Karriere das Siegel der Ehrbarkeit aufgedrückt.«
    »Die meisten Menschen würden einen Künstler Eu-res Ranges als Zierde ihres Familiennamens betrachtet haben.«
    »Es gab … noch andere Gründe für unsere Entfremdung.«
    Sie Anthonys Blick wanderte wieder zu dem Porträt seiner Frau hin. »Heien war mit Marcus verlobt, als ich sie kennenlernte. Es war, als würde ein Feuersturm uns erfassen. Sie versuchte, diesem zu widerzustehen - sich so ehrbar zu verhalten, wie es das Eheversprechen, das sie meinem Bruder gegeben hatte, von ihr verlangte. Ich habe das gar nicht erst versucht, weil ich wußte, daß das Ergebnis vorherbestimmt war. Zwei Wochen später sind wir beide miteinander durchgebrannt. Gretna Green war nur einen Tagesritt entfernt. Wir waren verheiratet, ehe jemand uns aufhalten konnte.«
    »Euer Bruder ist vermutlich darüber nicht erfreut gewesen.«
    »Marcus hat seither kein Wort mehr mit mir gesprochen.
    Nur als mein Vater starb, hat er eine Ausnahme gemacht und mir eine schriftliche Botschaft zukommen lassen, daß meine Anwesenheit bei dessen Begräbnis unerwünscht sei.«

    Sir Anthony lächelte humorlos. »Ich kann ihm das nicht verübeln. An seiner Stelle hätte ich
    wohl jeden umgebracht, der versucht hätte, mir Heien wegzunehmen.«
    Sich überlegend, ob diese Bemerkung nur eine Redensart oder tatsächlich so gemeint war, fragte Kenneth: »Er liebte sie?«
    »Daß er sie verlor, mochte seinen Stolz, aber sicherlich nicht sein Herz verletzt haben. Für ihn war Heien ein hübsches, fügsames Mädchen, die ihm, wie er meinte, eine bequeme Ehefrau gewesen wäre. Er kannte sie nicht wirklich. Und er hat sie ja auch, weiß Gott, rasch genug ersetzt. Er hat noch im selben Jahr geheiratet und sogleich ein paar Söhne gezeugt, um sicherzugehen, daß der Titel niemals auf mich übergehen würde.«
    »Lady Seaton war also gar nicht so bequem und fügsam?«
    »Sie konnte, wenn sie zornig war, zu einer Furie werden.
    Aber das war ganz in Ordnung - ich bin j a auch nicht gerade einer der Friedlichsten, wenn ich in Wut gerate.« Sir Anthony schüttelte den Kopf. »Sie war nur Feuer und Schatten. Sie würde mit Marcus einen langsamen Tod gestorben sein. Er besteht nur aus Respek-tabilität und Tradition. Ehrenwert, aber todlangweilig.«
    »Er scheint mir demnach wenig mit Euch gemein zu haben«, bemerkte Kenneth. »Es kann Euch also nicht sonderlich gestört haben, daß er Euch aus seinem Leben ausgeschlossen hat.«
    Sir Anthony starrte in sein Brandyglas. »Er war gar nicht so übel. Ich habe ihn, als ich noch ein Junge war, sehr bewundert. Er war ein Gentleman par excellence. Ich hingegen eine Mißgeburt. Mein Vater war dem Schicksal überaus dankbar dafür, daß ich der zweitgeborene Sohn und nicht der Titelerbe war.«
    Kenneth konnte das sehr gut nachempfinden. Auch er war ja, was das Verhalten eines Gentleman betraf, ein Versager gewesen, und das hatte ihn seinem Vater entfremdet. Wenigstens hatte er sich gut mit Beth verstanden. »Offenbar hat es Lady Seaton jedoch wenig gestört, daß Ihr Euch von den meisten Angehörigen Eures Standes unterschieden habt.«
    »Das störte sie überhaupt nicht.« Seatons Blick ging wieder zu dem Porträt hinüber. »Ich weiß nicht, wie ich nach Helens Tod hätte weiterleben können, wenn Rebecca nicht gewesen wäre. Sie war wie ein Fels. So

Weitere Kostenlose Bücher