Feuer der Leidenschaft
gewünschte Pose eingenommen hatte, erlaubte ihm, sich wieder einigermaßen zu sammeln. Rebeccas unheimliches Talent, in ihm lesen zu können wie in einem Buch, machte ihm schwer zu schaffen. Zum Glück schien sie sein so sorg-sam formuliertes Bekenntnis zu akzeptieren, daß er geschworen habe, niemals mehr einem Unschuldigen wehzutun. Er hoffte zu Gott, daß Sir Anthony zu den Unschuldigen gehörte.
Ihre offene und von jeder Prüderie freie Sinnlichkeit war genauso entnervend wie ihre rasiermesserscharfe Beobachtungsgabe. Sie war eine überaus einnehmende Mischung aus Schüchternheit und Wagemut, und er verdiente einen verdammten Orden dafür, daß er sich noch im letzten Moment beherrscht hatte, ehe es zu spät dazu war.
Er dachte an ihren Vorschlag, daß er eine Erbin heiraten sollte. Es war nicht einfach, ihr seine in ihm tief verwurzelte Abneigung gegen eine in der Gesellschaft weit verbreitete Praxis zu erklären. Offenbar gefiel ihm die Rolle eines Spions besser als die eines Mitgiftjägers.
Die Minuten vergingen, und aus der friedlichen Stille wurde Langeweile. Er amüsierte sich nun damit, zu beobachten, wie dieser Knoten, zu dem Rebecca ihre seidig rotgoldenen Haare aufgesteckt hatte, sich langsam wieder in eine Lawine zu verwandeln drohte. Jedesmal, wenn sie den Kopf hob, bewegte er sich ein paar Zenti-meter weiter auf ihren Nacken zu, bis er sich schließlich wieder aus seinen Spangen befreite, ihre Haare in einer breiten schimmernden Flut bis zu ihrer Taille hinunterrollten und sich wie ein Mantel um sie ausbreiteten, der selbst einer Prinzessin gut zu Gesicht gestanden hätte.
Da stand er auf und rieb sich stöhnend den steifen Hals.
»Genug, Ginger. Es ist fast Dinnerzeit. Ihr kennt kein Erbarmen, wie?«
Sie blinzelte, als seine Worte sie aus ihrer kreativen Versunkenheit herausrissen. »Es steht Euch jederzeit frei, eine Pause zu machen, wenn Euch das Stillsitzen zu sehr anstrengt.« Sie legte nun auch ihre Palette zur Seite und streckte sich wie eine Katze. »War der Gentleman, mit dem Ihr unten in der Halle gesprochen habt, ein Freund aus Eurer Armeezeit? Er hatte ein soldatisches Aussehen.«
»Michael war der Offizier, der mich für ein Offizierspatent vorgeschlagen hat. Er hat mich nie nach meiner Herkunft gefragt, und deshalb war er auch der einzige, dem ich die Wahrheit erzählte.« Kenneth lachte leise.
»Als alter Etonianer hörte er es zwar nicht gern, daß ich in Harrow zur Schule gegangen war, aber er war bereit, mir selbst diesen Makel zu verzeihen.«
»Und er schien ebenso tolerant über die Tatsache hin-weggesehen zu haben, daß Ihr jetzt den bescheidenen Posten eines Sekretärs angenommen habt«, sagte sie, ihre Haare wieder zu einem Knoten aufsteckend. »Wer ist diese Amy, die er erwähnte?«
Obwohl sie das ganz beiläufig sagte, schwang doch ein erheiternder leiser Ton von Eifersucht in ihrer Stimme mit. »Amy ist Catherines dreizehn Jahre alte Tochter. Ich habe ihr früher Zeichenunterricht gegeben.«
Er durchquerte den Raum und nahm sich eines von den Mandeltörtchen, die auf einer Platte auf dem Teetisch lagen. Dann wanderte sein Blick zu Rebecca zurück. »Da Michael j a, was meinen Titel betrifft, die Katze aus dem Sack gelassen hat, sollten wir jetzt auch Kapital daraus schlagen.«
»In welcher Hinsicht?« fragte sie vorsichtig. »Indem wir Eure Reputation wiederherstellen. Michael Kenyon ist ein Kriegsheld, der Bruder eines Herzogs, und genießt einen makellosen Ruf in der Gesellschaft. Ich bin sicher, daß er und Catherine sich freuen würden, Euch bei sich zu empfangen und Euch ihren Freunden weiterempfehlen zu können. Das würde Euch im Nu in den höchsten Kreisen wieder gesellschaftsfähig machen.«
Sie biß sich auf die Lippen und schien von dieser Aussicht keineswegs begeistert zu sein. »Warum wären Eure Freunde bereit, eine fremde Person bei sich zu empfangen, die obendrein noch einen schlechten Ruf genießt?«
»Sie würden es beim erstenmal tun, weil ich sie darum bitte.« Er wischte sich ein paar Kuchenkrümel vom Mund ab. »Und wenn sie Euch erst einmal kennengelernt haben, werden sie Euch in Zukunft empfangen, weil sie Gefallen an Euch gefunden haben. Und Ihr werdet die beiden ebenfalls mögen, denke ich.«
Sie blickte auf ihre Hände hinunter und begann dann mit einem Lappen ihre Pinsel von Farbresten zu reinigen.
»Wie könnte eine Frau wohl ein weibliches Wesen mögen, das so schön ist wie Catherine Kenyon?«
»Weil sie die wärmste,
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