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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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nicht einmal sich selbst eingestehen wollte.
    Rebecca hatte ein flaues Gefühl im Magen, als sie aus der Kutsche stieg und sich anschickte, die breite Mar-mortreppe von Ashburn House hinaufzusteigen. Sie war froh, daß der Regen die Stufen so schlüpfrig gemacht hatte, daß sie sich an Kenneths Arm klammern konnte.
    »Ich werde das noch bedauern«, murmelte sie, als er den Türklopfer aus Messing mit dein Löwenkopf betätigte.
    »Nein, das werdet Ihr nicht«, beruhigte er sie. »Es ist doch nur ein formloses Dinner mit zwei sehr netten Leuten.«
    Möglich, doch ihr Herz klopfte trotzdem so heftig, als gingen sie zu einer Gerichtsverhandlung. Sie dachte an all diese hämischen Bemerkungen, diese entrüsteten oder lüsternen Blicke, diese hochgezogenen Brauen, mit denen man sie betrachtet hatte, wenn sie irgendwo aufgetaucht war, wo man sie kannte. Schon der Gedanke, daß sie nach dem Dinner, wenn die Ladies sich zurückzogen, mit Catherine, diesem Vorbild an Tugendhaftigkeit, allein sein würde, war so beängstigend, daß sie jetzt am liebsten umgekehrt und sich wieder in ihr Speicheratelier geflüchtet hätte.
    Zu spät. Die Tür wurde ihnen von einem schrecklich würdevoll aussehenden Butler geöffnet. Nachdem ihnen die Mäntel abgenommen worden waren, wurden sie in einen eleganten Salon geleitet. Rebeccas Blick ging zu dem Mann und der Frau, die sich von ihren Plätzen erhoben und ihren Gästen entgegenkamen, um diese zu begrüßen. Obwohl die beiden sich nicht berührten, waren sie auf eine fast greifbare Weise zusammen. Ein überaus beeindruckendes Paar. Und Catherine Kenyon war, aus der Nähe betrachtet, sogar noch schöner als damals im Treppenhaus, wo sie diese Frau nur aus der Entfernung gesehen hatte.
    Kenneth legte ihr eine Hand auf den Rücken und schob sie sacht nach vorn. »Michael, Catherine - das ist meine Freundin Miss Seaton.«
    Catherine lächelte und griff nach Rebeccas Hand. »Ich freue mich sehr, Euch kennenzulernen.« Offenbar meinte sie das auch so, wie sie es sagte.
    »Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Lady Michael«, murmelte Rebecca.
    »Bitte, nennt mich Catherine.«
    Unmöglich, dieser Wärme zu widerstehen. »Mein Name ist Rebecca.«
    Nun wurde sie von Lord Michael begrüßt, der eine Verbeugung vor ihr machte. Seine Augen waren ein klares, echtes Grün. Noch interessanter war, was sie auf dem Grund dieser Augen sah. Ihr Vater hatte gesagt, daß man in den Augen eines Soldaten erkennen könne, wieviele Schlachten er miterlebt habe, und das

    stimmte auch. Diese gleiche stählerne Kraft, die Kenneth auszeichnete, entdeckte sie jetzt auch in seinem Freund.
    Ihre Gedanken laut aussprechend, sagte sie: »Ihr würdet ein wunderbares Modell für Alexander den Großen abgeben.«
    Dann errötete sie heftig, als ihr bewußt wurde, wie unschicklich ihre Bemerkung sein mußte.
    Lord Michael grinste nur. »Kenneth hat mir erzählt, daß Ihr durch und durch Künstlerin seid. Er hat nicht übertrieben.«
    Sie lächelte reumütig. »Wenn Kenneth damit meinte, daß ich nicht >Guten Tag< sagen könnte wie ein normaler Mensch, hatte er recht, fürchte ich.«
    »Ich glaube, daß die Normalität viel zu hoch bewertet wird«, sagte Catherine, als sie ihre Gäste zum Kamin führte.
    »Meint Ihr nicht auch?«
    Rebecca lächelte und begann, sich zu entspannen. Und als es dann Zeit wurde, in das Speisezimmer hinüberzugehen, fühlte sie sich sogar wohl. Die Kenyons waren so reizend, wie Kenneth ihr das versprochen hatte. Sie fand sich sogleich und rückhaltlos in die Freude einbezogen, welche die beiden offensichtlich an Kenneths Gesellschaft hatten.
    Und als ihre Gastgeberin nach dem Dinner die Gentlemen ihrem Port überließ, hatte Rebecca keine Angst mehr bei dem Gedanken, mit Catherine allein zu sein.
    »Es ist schrecklich unhöflich von mir«, sagte Catherine, nachdem die beiden das Speisezimmer verlassen hatten,
    »aber ich muß jetzt nach oben gehen, um meinen Sohn zu füttern.« Sie zog ihren indischen Schal vorne fester zusammen und berührte dabei unwillkürlich ihre Brüste.
    »Wäre es schlimm für Euch, wenn ich Euch für ein paar Minuten in der Bibliothek alleine ließe?«
    Zu ihrer Überraschung hörte Rebecca sich da sagen:
    »Wenn Sie das nicht als Zumutung empfinden, würde ich gern mitkommen und mir Euer Baby anschauen.«
    Ihre Gastgeberin strahlte. »Es ist unmöglich, eine Mutter damit zu beleidigen, daß man ihre Kinder kennenlernen möchte. Ich bedaure nur, daß ich Euch nicht mit meiner

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