Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
leises Knacken. Sie hatte sich in Devlin verloren und nichts außer seiner Stimme gehört …
Neben ihnen brach St. Clair durch das Unterholz, und Grace schrie auf. Mit seinen schwarzen Haaren und der dunklen Kleidung war er in der Dunkelheit fast unsichtbar, doch seine Pistole war gut zu erkennen. Unbeirrt zielte er auf Devlins Schläfe. Sobald er sicher war, dass Devlin sich nicht bewegen würde, zuckte sein Arm zur Seite, und nun deutete der Lauf auf ihren Kopf.
Grace starrte ihn an und spürte, dass ihre Augen weit aufgerissen und ihre Beine unfähig waren, sich zu bewegen.
Die Explosion dröhnte ihr in den Ohren und sorgte dafür, dass ihre Beine unter ihr nachgaben. Es fühlte sich an, als wären erst ihre Glieder zu Boden gestürzt, gefolgt von ihrem Körper.
Tot. War sie tot? St. Clair sollte bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren – er hatte sie fortgerissen, nachdem sie gerade alles gefunden hatte, was sie sich wünschte. Alles, was sie brauchte. Devlin.
Warum spürte sie keinen Schmerz? War sie so rasch im Jenseits gelandet, dass sie nichts gefühlt hatte?
Starke Arme zogen sie hoch. Ihr Kopf tat weh, und sie spürte einen schmerzhaften Stich, doch sie hob nur zögernd die Hand zum Schädel. Eigentlich sollte sie keinen Kopf haben, oder doch?
Um sie herum erhoben sich rufende Männerstimmen. Ringsum krachten die Zweige der Büsche, aber sie konnte sich nicht von dem Anblick abwenden, den sie vor sich im Mondlicht deutlich erkennen konnte.
Rogan St. Clairs Körper lag lang ausgestreckt am Boden, und dort, wo seine Brust gewesen war, klaffte nur noch ein schwarzes Loch.
Devlin hatte St. Clair erschossen, bevor dieser sie hatte erschießen können.
Erneut drohten ihre Beine wie Strohhalme einzuknicken. Aber sie musste die Kraft finden, sich auf den Füßen zu halten. Genau wie auf dem wankenden Schiff, gelang es ihr, an Devlins Seite aufrecht stehen zu bleiben.
St. Clairs Männer – ein schmutziger, zerzauster, vierköpfiger Haufen – umringten sie. Doch Dash und Marcus sowie der Richter und dessen Männer hatten nun auch den Wald erreicht, bewaffnet mit Pistolen, Gewehren und Messern. Glücklicherweise hielten Männer, die einem Verräter dienten, in der Regel nicht viel von Loyalität. Sie zogen es vor, sich eilig zu ergeben, aus Angst, ihr Leben zu verlieren.
Dennoch kam es zu einem chaotischen Durcheinander, während die Männer festgenommen wurden und einige von ihnen zu fliehen versuchten. Die Räuber brachen durchs Gestrüpp, und überall schrien, grunzten und fluchten Männerstimmen. Marcus rief nach seiner Schwägerin: „Grace! Wo bist du, Grace?“
„Verdammt!“, rief Dash. „Ich kann sie nicht finden.“
Devlins Hände legten sich sanft um ihr Gesicht, und sie zuckte zusammen – dann sah sie, wie er sein Gesicht schmerzhaft verzog, als er ihre unfreiwillige Grimasse bemerkte. Doch seine Hände waren stark und warm, und Grace wollte sie auf ihren Wangen spüren.
Seine Lippen senkten sich auf ihre.
Er wollte sie küssen? Jetzt?
„Devlin“, flüsterte sie, während sie ihm ihren Kopf in Erwartung der Berührung seiner Lippen entgegenhob. „Wir haben keine Zeit. Du kannst verschwinden, bevor Trent und Swansborough mich finden. Wenn du dich beeilst, kannst du dann schon fort sein.“ Selbst als sie diese Worte hervorstieß, sehnte sie sich danach, ihre Arme um Devlins Hals zu schlingen, ihn festzuhalten und zu küssen …
Aber sie durfte es nicht tun. Sie musste ihn fliehen lassen.
Fast schon konnte sie ihn schmecken, obwohl seine Lippen noch einen Fingerbreit von ihren entfernt waren, sie atmete die Wärme seines Mundes ein und spürte, wie jede Vernunft sie verließ. Schwankend stellte sie sich auf die Zehenspitzen und presste eilig ihre Lippen auf seine. Ein paar Sekunden. Das war alles, was sie haben konnte.
Devlins Hand legte sich auf ihren Nacken und hielt sie besitzergreifend fest, während er gleichzeitig ihre Taille umschlang. Sie schmiegte sich fest an ihn. Nur ein paar Sekunden wollte sie seine Größe auskosten, seine Stärke – den Körper, den sie so gut kannte und so sehr bewunderte.
Sein Mund spielte mit ihren Lippen, vereinigte sich mit ihnen, und sein Kuss nahm all ihre Gedanken und Empfindungen gefangen. Ihre Zunge tippte spielerisch gegen seine, und sie kicherte in seinen Mund hinein, als er in ihren stöhnte. Er konnte all ihre Zweifel und Ängste fortküssen, aber nicht das Schicksal.
Sie hatten sich schon viel zu lange geküsst …
Hastig
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