Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
unglücklicherweise ist er bei all dem nicht erwachsen genug, auch nur einen Gedanken an dich zu verschwenden.“
„Das ist nicht wahr. Du hast ihn zerstört, du berechnendes Biest. Ich habe dich gewarnt, aber du warst trotzdem hinter ihm her, hast ihn verführt und …“
„Das reicht!“, schrie Grace. „Ich lasse nicht zu, dass du so mit mir sprichst. Wusstest du, dass dein Bruder zu einem Herrenklub gehörte, dessen Mitglieder sich auf die Verführung unschuldiger Mädchen spezialisiert hatten? Sie wetteten miteinander, das Leben von wie vielen tugendhaften Mädchen sie zerstören konnten.“ Sie hatte ihrer Familie davon erzählt, allerdings nicht genau erklärt, woher sie es wusste. Und sie wurde von Schuldgefühlen gequält, weil sie zwei Jahre geschwiegen hatte. „Die Ehemänner meiner Schwestern, der Earl of Trent und Viscount Swansborough, haben dafür gesorgt, dass es diesen schrecklichen Klub nicht mehr gibt. Ich bin sicher, Wesley ist geflohen, weil er Angst vor dem hatte, was sie mit ihm machen würden. Weil er ein Feigling ist. Es ist seine eigene Schuld, dass er in einen Skandal verwickelt ist. Er verdient eine viel härtere Strafe, als die Flucht aus England.“
Prudence war blass geworden.
Grace fuhr mit sanfterer Stimme fort: „Prudence, du musst deinen eigenen Weg durchs Leben gehen – du solltest Liebe finden, heiraten, eine Familie gründen. Du solltest nicht andere für die Fehler verantwortlich machen, die du und Wesley begangen haben. Du musst Verantwortung übernehmen und dich bemühen, es besser zu machen, du musst nach dem Glück streben.“
Prudence stürmte zur Tür und nahm dabei einen Weg, der um Ohrensessel und achteckige Tische und Sofas herum von Grace weg führte.
Finde deinen eigenen Weg durchs Leben. Diese Worte hatte Devlin zu ihr gesagt.
Während sie zuschaute, wie Prudence aus dem Zimmer rannte, wurde Grace klar, dass sie sich keine Sorgen darüber gemacht hatte, was Prudence von ihr dachte. Ihre Sorge galt einzig und allein Prudence.
Inzwischen war ihr gleichgültig, was die adlige Gesellschaft von ihr dachte.
Sie hatte das Gefühl, als wäre das unter ihrer Würde. Liebe, Hoffnung und Güte waren viel wichtiger.
„Du siehst, ihr Plan ist, Devlin aus dem Gefängnis herauszuholen. Ich kann mir ihre Gedanken lebhaft vorstellen – sie wird sich hineinschleichen und ihn irgendwie befreien, und das wird alles sehr abenteuerlich und aufregend sein. Sie hatte schon immer eine Schwäche für alles Dramatische, und sie weigert sich, auch nur daran zu denken, wie gefährlich das ganze Unternehmen sein wird.“
Venetia warf ihrem Ehemann einen äußerst flehenden Blick zu und seufzte gleichzeitig innerlich. Alles, was sie jemals gewollt hatte, war, sich selbst und ihre Familie zu retten.
Und nun wollte ihre ungestüme jüngere Schwester die Retterin sein. Aber Grace war zu naiv, um zu begreifen, wie gefährlich das war.
„Am Ende wird sie noch umgebracht“, brummte Marcus, und Venetia spürte, wie Erleichterung sie durchlief. Sie war sich sicher gewesen, dass Marcus sie verstehen würde.
„Ich bezweifle, dass es dir gelingt, sie von ihrem Plan abzuhalten.“ Dash legte den Arm um Maryanne und küsste sie auf den Scheitel. Warum er das gerade in diesem Moment tat, war klar – Maryanne hatte aus Liebe zu ihm sehr viel riskiert, ebenso wie er alles für Maryanne riskiert hatte.
„Ich kann nicht zulassen, dass sie sich Hals über Kopf in diese Gefahr stürzt“, stöhnte Marcus. Venetia sah die graue Strähne in seinem Haar, von der er scherzhaft behauptete, er habe sie dem um ihn versammelten Trio der Rodesson-Töchter zu verdanken.
„Ich glaube, es gibt einen Weg, Devlin zu befreien“, fuhr Marcus fort. „Er hat im Geheimdienst viel für die britische Marine getan – sicherte Landstriche, kämpfte im Untergrund. Und er bewahrte diese Geheimnisse, obwohl er in anderer Hinsicht ständig das Gesetz übertrat.“
„Er versuchte, seinen eigenen Weg durchs Leben zu gehen!“ Maryanne beugte sich vor und wedelte mit den Händen, um alle Anwesenden einzubeziehen. „Haben wir uns nicht alle darum bemüht? Jeder Einzelne von uns? Wir mussten zunächst einmal alle Fehler machen, um schließlich unseren Platz im Leben zu finden. Ebenso wie es unsere Mutter und Rodesson getan haben.“
Venetia schaute in Maryannes entschlossene Augen und nickte. Sie bewunderte ihre jüngere Schwester sehr, die immer sehr still gewesen war und inzwischen bewiesen hatte, dass sie
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